Diversifikation bei der Geldanlage – so minimierst du dein Risiko
Diversifikation bei der Geldanlage – so minimierst du dein Risiko
“Börse ist nur etwas für Zocker.” Stimmt. Schnell kann das Depot ins Minus rutschen, die Panik macht sich breit und mündet in einem Verkauf zu bedeutend schlechteren Kursen. Dann hast du tatsächlich Geld verloren. Um dem entgegenzuwirken, ist es entscheidend, dass du dich vorab richtig vorbereitest.
Es gibt zahlreiche Methoden, um dein Risiko beim Vermögensaufbau zu minimieren. Die richtige Diversifikation bei der Geldanlage ist eine davon. Was es heißt breit zu streuen und wie du diese Strategie am besten für dich umsetzen kannst, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Titelbild: Unsplash / 2022
Diversifikation bei der Geldanlage – was bedeutet das?
Stell dir vor, du hast 10.000 Euro zur Verfügung und möchtest diese nun gern investieren. Tesla ist derzeit in aller Munde. Die innovativen Ansätze überzeugen dich und schließlich ist Elon Musk nicht umsonst der reichste Mensch der Welt. Du entschließt dich mit deinen 10.000 Euro ausschließlich Tesla Aktien zu kaufen.
Nun ist es jedoch leider so, dass die anderen Autobauer aufrüsten und das Wasser in Grünheide doch so knapp wird, dass das Werk schließen muss und der Konzern seine Vorreiterstellung verliert. Weitere politische Regularien führen dazu, dass das Unternehmen immer mehr Verluste macht.
Die Aktienkurse rauschen in den Keller. Tesla muss Insolvenz anmelden. Deine zuvor investierten 10.000 Euro sind auf einen Schlag nichts mehr wert. Auch, wenn dieses Szenario derzeit unwahrscheinlich erscheinen mag, ist dennoch möglich, beziehungsweise lässt sich auf jedes andere Unternehmen übertragen.
Was ich damit sagen will: Setze niemals dein gesamtes Vermögen auf eine Karte. Damit gehst du ein unnötig hohes Risiko ein. Das ist der Punkt, an dem die Diversifikation ins Spiel kommt. Diese steht im Finanzwesen für die breite Streuung deines Risikos. Dabei gehen diverse Diversifikationsansätze auf die moderne Portfoliotheorie zurück.
Was ist die moderne Portfoliotheorie?
Die moderne Portfoliotheorie wurde im Jahr 1952 von Harry M. Markowitz veröffentlicht und 1990 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften dotiert. Noch heute gilt die Markowitz’sche Portfoliotheorie als revolutionär, da diese nicht nur die zukünftig zu erwartenden Aussichten auf Rendite ab, sondern ebenso das Risikomaß einer Geldanlage.
Das Ziel: Eine Asset Allokation (Portfoliostruktur), die die optimale Rendite durch Diversifikation (Risikostreuung) erbringt, bei gleichzeitigem Ausschluss von sich nachteilig auswirkenden Korrelationen oder gar einem Totalausfall innerhalb des investierten Portfolios am Kapitalmarkt.
Einzelne Vermögenswerte werden nicht isoliert, sondern stets hinsichtlich ihrer Wirkung auf das gesamte Vermögensportfolio betrachtet. Dabei werden folgende Kriterien für jede einzelne Anlage berücksichtigt:
- die zukünftige Rendite jeder Anlage
- die Schwankungsbreite der Renditen jeder Anlage (Risiko)
- die Entwicklung der einzelnen Anlagen zueinander (Korrelation)
Durch eine zielgerichtete Kombination mehrerer Anlagen (Diversifikation) lässt sich so das Gesamtergebnis optimieren. Mehr Rendite bei gleichem Risiko oder weniger Risiko bei gleicher Rendite, sind die Folge. Es stellte sich heraus, dass das Ertrags-Risiko-Verhältnis eines diversifizierten Portfolios jeder Anlage in nur eine einzelne Anlage überlegen ist.
Das Portfolio wird als “optimal” angesehen, wenn es bei dem Risiko, das der Anleger*in bereit ist einzugehen, die maximale Rendite erreicht. Damit gibt es nicht nur “das eine” effiziente Portfolio, sondern zu jedem Risiko, ein effizientes Portfolio.
Diversifikation bei der Geldanlage in der Praxis
Ein Portfolio ist die Zusammenstellung verschiedener Investitionen. Dazu können Währungen, Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Optionen, Futures und weitere zählen. Bei der Diversifikationsstrategie liegt der Fokus nicht auf diesen einzelnen Investitionen, sondern auf der optimalen Zusammenstellung dieser im gesamten Portfolio.
Die Diversifizierung dient als Werkzeug, um das Portfolio zu strukturieren. Ein diversifiziertes Portfolio besteht aus mindestens zwei verschiedenen Einzelinvestitionen. Der sogenannte Diversifikationseffekt kommt jedoch erst dann richtig zum Tragen, wenn das Vermögen auf möglichst viele Vermögenswerte, sprich Einzelinvestitionen, aufgeteilt wird.
Diese Aufteilung erfolgt im Rahmen der Diversifikationsstrategie jedoch nicht willkürlich, sondern erfolgt nach bestimmten Regeln.
Die “Level-1 und Level-2 Asset Allokation”
Auf der ersten Ebene deiner Asset Allokation, also deiner Portfoliostruktur bestimmst du, wie viel Risiko du bereit bist einzugehen. Lass uns das Ganze anhand eines Beispiels durchspielen.
Du hast deinen Betrag von 10.000 Euro. Das ist das Geld für dein gesamtes Portfolio. Auf der ersten Ebene entscheidest du nun, wie hoch der Anteil dieses Betrages sein soll, der risikoarm und risikobehaftet investiert werden soll.
Als risikoarm gelten beispielsweise das Tagesgeldkonto oder Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, in der Heimatwährung und einem besonders guten Rating. Diese Investitionen können das Gesamtrisiko deine Portfolios senken, bringen allerdings kaum bis gar keine Rendite.
Auf der anderen Seite kannst du in risikobehaftete Anlagen wie Aktien, Optionen, Zertifikate und Futures investieren. Diese Investitionen können dir eine entsprechende Rendite einbringen, bei jedoch gleichzeitig erhöhtem Risiko. Denn: Rendite kommt von Risiko.
Auf der ersten Ebene deiner Asset Allocation kannst du demnach entscheiden, wie hoch der Anteil deines Betrages sein soll, den du risikobehaftet und risikoarm anlegst. Du bist ein risikoaverser Typ, dann entscheidest du dich vielleicht für 20 / 80- 20 Prozent risikobehaftet und 80 Prozent risikoarm. Diese Portfoliostruktur beinhaltet ein geringes Risiko. Allerdings wird es ebenso wenig Rendite einbringen.
Oder du bist der risikofreudige Typ und investierst 90 / 10. 90 Prozent risikobehaftet und 10 Prozent risikoarm. Die Renditechancen sind hier sehr hoch, jedoch gehst du gleichzeitig ein entsprechend hohes Risiko ein. Darüber solltest du dir definitiv im Klaren sein.
Risiko minimieren in der “Level-2 Asset Allokation”
Auf der zweiten Ebene deiner Portfoliostruktur geht es vor allem um die Streuung deiner risikobehafteten Anlagen. Eine willkürliche Streuung kann die Kalkulierbarkeit des Portfolios unter Umständen negativ beeinflussen. Im Rahmen von Diversifikationsstrategien werden Risiken meist auf diverse Risikoträger verteilt, die kaum miteinander korrelieren.
Die Abhängigkeit zweier Vermögenswerte wird in aller Regel mit dem sogenannten Korrelationskoeffizienten angegeben. Ein Korrelationskoeffizient von 1 bedeutet, dass sich die Vermögenswerte im Grunde genommen identisch entwickeln. Im Gegenzug dazu besagt ein Korrelationskoeffizient von -1, dass gegenläufiger Zusammenhang besteht. Ist der Korrelationskoeffizient 0, wird kein linearer Zusammenhang angenommen.
Um die Abhängigkeit von einzelnen Vermögenswerten in einem Portfolio besser strukturieren zu können, besteht die Möglichkeit, sogenannte Diversifikationskriterien aufzustellen. Zu den typischen Diversifikationskriterien zählen zum Beispiel Länder, Regionen, Städte und Branchen.
Demnach wird im Rahmen einer Diversifikationsstrategie beispielsweise in Aktien investiert, die aus verschiedenen Ländern oder Regionen kommen und unterschiedlichen Branchen zugeordnet werden können. In ähnlicher Art und Weise wird oftmals mit direkten oder indirekten Immobilienanlagen verfahren.
Auch hier kann das Vermögen gezielt auf Immobilien in diversen Länder, Regionen oder Städte aufgeteilt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, sowohl in Wohn- als auch in Gewerbeimmobilien gleichzeitig zu investieren, um eine Diversifikation auf mehreren Ebenen zu erreichen.
Diversifikation bei der Geldanlage mit ETFs
Nun hast du die Möglichkeit, dir selbst ein Portfolio aus zahlreichen Unternehmen zusammenzustellen, die in unterschiedlichsten Ländern und Branchen tätig sind. Das hat den Vorteil, dass du genau entscheiden kannst, welche Aktien in dein Portfolio wandern und du kannst dir so, ein für dich perfektes Konstrukt aufbauen. Allerdings sind dafür viel Zeit für Recherche und Analysen sowie ein großes Maß an Erfahrung notwendig.
Zudem musst du weitere Kosten in Kauf nehmen, wenn du dir die einzelnen Aktien in dein Portfolio holst, da meist bei jedem Kauf eine Gebühr anfällt. Zudem musst du für dich die ideale Gewichtung der einzelnen Komponenten finden, um so die beste Rendite aus deinem Portfolio herauszuholen.
Neben dieser Variante des aktiven Investierens, gibt es die Option des passiven Investierens. Dabei versuchst du nicht, mit aufwändigen Verfahren die besten Unternehmen herauszupicken, sondern investierst in den Markt. Der Effizienzmarkthypothese zufolge ist es sowieso nicht möglich, den Markt über einen längeren Zeitraum mittels Stock Picking oder Market Timing zu schlagen. Beides Methoden des aktiven Investierens.
Sehr einfach umsetzbar ist das passive Investieren mit ETFs. ETFs sind Exchange Traded Funds, also mehrere Positionen, deren Zusammenstellung sich an einem Index orientiert. Dieser Index basiert unter anderem auf der Marktkapitalisierung. Das bedeutet, dass Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung entsprechend höher gewichtet werden.
Du kannst mit einem ETF also ganz einfach anstatt in ein, zwei oder hundert Unternehmen gleichzeitig in mehrere tausend Aktien aus diversen Ländern, Regionen und Branchen investieren und das bei einigen Brokern schon ab 1 Euro.
Mögliche Optionen können dabei der MSCI ACWI IMI sein, der sowohl Schwellen- als auch Industrieländer umfasst und insgesamt mehr als 9.000 Titel enthält. Um die Gewichtung zwischen Schwellen- und Industrieländern aufzubrechen und zu individualisieren, ist auch eine Kombination aus MSCI World IMI und MSCI Emerging Markets IMI ETF möglich.
ETF ist nicht gleich ETF
Bevor du nun blind in irgendeinen ETF investierst, informiere dich entsprechend vorab. Nicht jeder ETF zahlt auf deine Ziele ein und entspricht deinem Risikotypen. Beispielsweise gibt es ETFs, die sich nur auf Unternehmen konzentrieren, die im Blockchain-Ökosystem tätig sind oder sich auf Batterietechnik, Cannabis oder Ernährung spezialisiert haben.
Auch diese ETFs basieren auf einem Index und beinhalten mehrere Aktientitel, allerdings kann das Risiko bei solchen Themen-ETFs, die sich auf Trends fokussieren, unkalkulierbar hoch sein. Daher solltest du dich ebenso bei Exchange Traded Funds genauestens informieren und dir ein Portfolio zusammenstellen, das deinen Zielen und individuellen Bedürfnissen entspricht.
Thomas von Finanzfluss fässt in diesem Video für dich zusammen, worum es bei ETFs geht:
Ansonsten kann es sein, dass du schnell die Notbremse ziehst, Panik bekommst und Verluste realisierst, wenn dein Depot mal in den roten Zahlen steht. Eine weitere Komponente der Diversifikation bei der Geldanlage, die hier noch nicht genannt wurde, ist der Anlagehorizont. Sprich, die Zeit, die du dein Geld investiert lässt.
Die dazugehörige Strategie nennt sich “Buy-and-Hold”. Rückblickend lässt sich sagen, dass ein Anleger/ eine Anlegerin mit einem MSCI World keine Verluste erlitten hat, wenn er oder sie mindestens 10 Jahre investiert war. Entscheidest du dich für das passive Investieren mit ETFs und hast ein gut durchdachtes Portfolio, so sollte auch dein Anlagehorizont zur besseren Diversifikation und damit Risikominimierung mindestens 10 Jahre, besser 15 oder mehr Jahre umfassen.
Daher eignet sich dieser Aufbau besonders gut für die Altersvorsorge. Du kannst hier über einen langen Zeitraum auch mit kleineren Beiträgen arbeiten und dir so ein Polster für die Zukunft aufbauen, da du deine Investitionen zur Vermeidung von Verlusten eh möglichst lang halten solltest.
Wie stehst du zur Diversifikation bei der Geldanlage? Hast du dein perfektes Portfolio schon zusammengestellt? Schreib es mir gern in die Kommentare. Ich freue mich, von dir zu lesen.