Krise im ETF-Portfolio: Das kannst du jetzt tun

    Krise im ETF-Portfolio: Das kannst du jetzt tun

    Mittlerweile ist es über zwei Wochen her, als der Russland-Ukraine-Konflikt mit einem gewalttätigen russischen Angriff in seinem ersten Höhepunkt mündete. Die verheerende politische Situation spiegelt sich als Krise im ETF-Portfolio wider. Welche Bedeutung die Ereignisse für dein Depot haben und was du jetzt tun solltest, klären wir in diesem Blogbeitrag!

    Disclaimer: Im folgenden Text geht es nicht um die für die ukrainische Bevölkerung tragischen Ereignisse, die in diesem Moment die Medien dominieren, sondern ausschließlich um die Frage, welche Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krieg aus jetziger Sicht auf die Führung eines passiven Privatanlegerdepots aus Indexfonds und ETFs hat. 

    Mein Depot steht im Minus – was soll ich tun?

    Ich kann dir eines verraten: in meinem Depot sieht es derzeit auch nicht sonderlich rosig aus, auch, wenn ich im Moment noch keine fette rote Zahl angezeigt bekomme. Natürlich sind fallende Kurse über einen längeren Zeitraum für mich auch erst einmal etwas Neues.

    Bisher habe ich nur den kleine Corona-Dip Anfang des Jahres 2020 mitbekommen und dieser war so schnell vorbei, dass an nicht von einem echten Crash sprechen konnte. Nichtsdestotrotz heißt es, in der jetzigen Situation die Nerven zu behalten.

    Hast du dein Portfolio so breit wie möglich über verschiedenste Länder, Regionen, Branchen und Unternehmen gestreut, am einfachsten umsetzbar mit ETFs, bleibt dir aktuell nur eines zu tun: Nichts. Du musst weder hektisch Anteile verkaufen noch verzweifelt versuchen den günstigsten Preis mitzunehmen.

    Mein Depot steht im Minus - was soll ich tun?

    Keep calm and Buy-and-Hold

    “It’s time, not timing.” Lautet deine Strategie Buy-and-Hold und siehst du dich als passiver Investor*in kommt es auf den Anlagezeitraum an und nicht auf den perfekten Moment. Um hier nochmal eine klare Abgrenzung zu schaffen: Beim aktiven Investieren wird unter anderem durch Market Timing oder Stockpicking versucht, die idealen Kaufs- und Verkaufsmomente zu ermitteln beziehungsweise durch die Auswahl vermeintlich unterbewerter Einzelaktien den Markt zu schlagen.  

    Studien historischer Daten haben gezeigt, dass, wenn man einen beliebigen 15 Jahres-Zeitraum des MSCI Worlds herauspickt, unabhängig vom Datum, nie Verluste eingefahren hat und weit entfernt von einer Krise im ETF-Portfolio war. Also egal, ob du von 1984 bis 1999 oder von 2002 bis 2017 investiert warst, du bist immer mit einem Plus nach Hause gegangen. Die Höhe des Gewinns mag zwar unterschiedlich sein, aber ins Minus bist du damit nie gegangen.

    Damit schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe: 

    • entspannt passiv investieren
    • wenig Aufwand bei Analyse, Recherche, Pflege deines Portfolios
    • optimiertes Rendite-Risiko-Verhältnis
    • in Crash-Situationen gehörst du zu den “Hartgesottenen” und nicht zu den “Zittrigen” 

    Du verspürst ein mulmiges Gefühl beim Blick in dein Depot – was nun?

    Fühlst du dich gerade beim Blick auf dein Depot besonders unwohl, hast du entweder nicht das passende Money-Mindset oder dich nicht richtig vorbereitet und musst nochmal die Schulbank drücken. Sprich Wissen aneignen, finanziellen Status quo überprüfen und damit dann deine Ziele sowie Strategie zur Erreichung festlegen. 

    Du verspürst ein mulmiges Gefühl beim Blick in dein Depot - was nun?

    Bist du hier bereits gut aufgestellt, kannst Nachts aber dennoch nicht schlafen, weil dir dein ETF-Portfolio Kopfschmerzen bereitet, solltest du nochmal über eine Neujustierung deiner Risikobereitschaft nachdenken. Möglicherweise solltest du den Anteil von risikoarm und risikobehafteter Anlage umgewichten. 

    In Zeiten, in denen die Kurse hervorragend stehen und nur einen Trend kennen, nämlich nach oben, ist es leicht zu sagen, man geht “all in”. Geht es aber über einen längeren Zeitraum südwärts und die Krise im ETF-Portfolio zeigt sich deutlich, bekommt der eine oder andere kalte Füße. Vielleicht ist dann eine 50 / 50 Verteilung doch passender als eine 80 / 20 Gewichtung. 

    Ein kleiner Tipp für dein Money-Mindset: Unter der Voraussetzung, dass du dich, wie von mir empfohlen gut vorbereitet und dir ein entsprechendes Weltportfolio aufgebaut hast, das auf einen Anlagehorizont von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren ausgerichtet ist, darfst dich über fallende Kurse “freuen”.

    Ja, du hast richtig gelesen. Sinkende Kurse sind in diesem Fall für dich ein Signal, dass du jetzt besonders günstig nachkaufen kannst. Bedeutet du bekommst für weniger Geld mehr Anteile.

    Die Moskauer Börse ist seit einer Woche geschlossen – was bedeutet das?

    Seit nun schon mehr als zehn Tagen ist die Moskauer Börse geschlossen. Die längste Börsenschließung in der jüngeren Geschichte Russlands. Damit sind russische Wertpapiere de facto nicht mehr investierbar. 

    Die Moskauer Börse ist seit einer Woche geschlossen - was bedeutet das?

    Die Ratingagenturen Moody’s, Fitch und S&P haben die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau herabgestuft. Letztere sogar zwei Mal. Seit 1998 könnte Russland erneut die Zahlungsunfähigkeit drohen. Besitzer russischer Anleihen dürfen sich zurecht fragen, ob sie ihr Geld jemals wieder sehen.

    Darüber hinaus ist der Rubel durch die Sanktionen der EU und USA, die jegliche Transaktionen mit der russischen Zentralbank verbieten, massiv eingebrochen. Gleiches gilt für russische Aktien wie Gazprom, Sberbank und Rosneft, die mitunter bis zu 90 Prozent an Wert verloren haben.

    Durch die Schließung der Börse in Moskau sind westlichen Investoren die Hände gebunden. Der Handel mit russischen Papieren wurde sowohl von der Deutschen als auch der Londoner Börse ausgesetzt. 

    Was passiert mit meinem MSCI Emerging Markets?   

    Auch die Fondsbranche bleibt von den aktuellen Geschehnissen nicht unberührt. Nachdem MSCI von zahlreichen Investoren, darunter Broker-Händler, Vermögensverwalter und Börsen die Rückmeldung erhielt, dass der russische Aktienmarkt derzeit nicht investierbar sei, musste der Indexanbieter handeln.

    Neben MSCI haben sich auch FTSE Russell und Stoxx dazu entschieden russische Werte aus den Fonds zu entfernen. Was bedeutete das nun für dich, wenn du in einen dieser Indizes investierst bist?

    Zunächst einmal hast du hier kein To-Do. Die Index- und ETF-Anbieter kümmern sich um die Neugewichtung und Umstrukturierung der entsprechenden Produkte. In welchem Maße sich diese Veränderungen letztendlich auf das Depot auswirken, bleibt abzuwarten.

    Was passiert mit meinem MSCI Emerging Markets?   


    Fakt ist jedoch, dass im MSCI Emerging Markets der Anteil russischer Aktien gerade mal bei etwa 3,3 Prozent. Hast du dir ein 80 / 20 Portfolio aufgebaut, indem 80 Prozent seines Portfolios in den MSCI World und 20 Prozent deines Portfolios in den MSCI Emerging Marketes investiert sind, beträgt der Anteil nur noch etwa 0,6 Prozent. Im MSCI All Country World Index (ACWI) finden sich russische Positionen noch mit ungefähr 0,4 Prozent wider. 

    Sollte ich jetzt meine Sparpläne stoppen oder gar Anteile verkaufen?

    Hast du dich wie oben beschrieben vorbereitet und ein durchdachtes Weltportfolio aufgebaut, solltest du deine Sparpläne auf keinen Fall stoppen. Genau jetzt ist der richtige Moment zu niedrigen Preisen einzukaufen. Du solltest also deine automatisierten Käufe definitiv weiterlaufen lassen.

    Es gibt derzeit keinen Grund, diese auszusetzen. Gleiches gilt, wenn du darüber nachdenkst, Anteile zu verkaufen. Niedrige Kurse schaden dir nur, wenn du in diesen Zeiten, zu diesen Preisen verkaufst. So realisierst du Verluste. Mit einem niedrigen Kurs in deinem Depot hast du noch lange nichts verloren.

    Deine Strategie lautet Buy-and-Hold mit einem enorm langen Anlagehorizont? Dann weißt du, was zu tun ist. Füße still halten und warten bis sich die “Welt AG” wieder aus dem Mist gewühlt hat. Wie immer bei Investitionen hängt dieses Vorgehen natürlich mit unseren Erwartungen, Hoffnungen und unserem Glauben zusammen.

    Krise im ETF-Portfolio: Sollte ich jetzt meine Sparpläne stoppen oder gar Anteile verkaufen?

    Anhand historischer Daten können wir sehen, dass es absolut sinnvoll ist in die weltweite Wirtschaft zu investieren. Ob das zukünftig so bleiben wird, weiß niemand. Doch die Zeichen dafür stehen, rückblickend betrachtet, positiv. Erwartest und glaubst du, dass sich die Wirtschaft global betrachtet, wieder erholt und ihren Aufwärtstrend beibehält, dann steht deiner Anlagestrategie nichts im Wege.

    Anders sieht es aus, wenn du dich für das aktive Investieren entschieden hast. Dann gibt es jetzt mit Sicherheit viele Positionen, die ge- und verkauft werden sollten oder müssen. Wie immer in Krisensituationen sind besonders hohe Gewinne möglich. Allerdings solltest du bedenken, dass du hier ein dementsprechendes Risiko eingehst. Wenn du dieses falsch einschätzt, kann sich das sehr schnell sehr unangenehm anfühlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dann Verluste realisieren musst, ist bedeutend höher. 

    Hast du weitere Fragen zu deinem Portfolio oder wie du jetzt vorgehen sollst? Dann schreib mir deine Anmerkungen gern in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu lesen :)

    Krise im Depot: Alles verkaufen bei fallenden Kursen?

    Krise im Depot: Alles verkaufen bei fallenden Kursen?

    Es fällt mir schwer hier die richtigen Worte zu finden. Die aktuellen Geschehnisse, die gerade die Welt erschüttern, sind unbeschreiblich. Mit den alltäglichen Aufgaben fortzufahren, scheint absurd, wenn man sich die derzeitigen Bilder des Krieges vor Augen führt.

    Noch merkwürdiger fühlt es sich an, in solchen Momenten über die Themen Geld und Finanzen zu sprechen. Dennoch sind das die Bereiche, die derzeit viele beim Blick auf ihr Depot beschäftigen. Derlei Krisen, wie wir sie gerade erleben, gehen natürlich auch an den Aktienmärkten und den Anlegern und Anlegerinnen nicht spurlos vorbei. Einige stellen sich dabei die Frage: “Soll ich jetzt alles verkaufen bei fallenden Kursen?”

    Bevor wir jedoch darauf zu sprechen kommen, möchte ich noch auf einen Artikel des enorm Magazins verweisen:

    6 Dinge, die du für die Ukraine tun kannst, außer zu spenden



    Vorbereitung ist alles

    Nur, wer sich wirklich auf Crash-Situationen vorbereitet hat, kann in Marktabschwüngen, wie diesem, gelassen bleiben. Was meine ich mit richtiger Vorbereitung? Dazu gehören zweierlei Dinge. Zum einen der korrekte Aufbau des Portfolios und zum anderen das entsprechende Mindset.

    Wie sollte ich mein Portfolio aufbauen, um auf Krisen vorbereitet zu sein?

    Der Finanzexperte und Spekulant André Kostolany teilte die Börsianer überaus treffend in zwei Gruppen ein: die Hartgesottenen und die Zittrigen. Was solltest du also tun, um zu ersteren zu gehören?

    1.Basiswissen aneignen

    Meiner Meinung nach ist der allererste Schritt, mit dem jedes (Börsen)-Investment beginnen sollte, der Wissensaufbau. Bevor du auf irgend einen Kaufen-Button klickst: erst informieren, dann investieren.

    Basiswissen aneignen

    Nur, weil mittlerweile BILD und Brigitte über ETFs (Exchange Traded Funds) berichten, bedeutet das nicht, dass du nun einfach losrennen und diese wahllos in dein Portfolio packen solltest. Schließlich gibt es über 1.000 verschiedene Indizes und dazugehörige ETPs (Exchange Traded Products), zwischen den du wählen kannst. 

    Dabei solltest du schon genau wissen, ob du nun in einen MSCI World, der seinen Fokus auf Industrieländer setzt oder einen J.P. Morgan USD EM Diversified Bond 1-5 UCITS ETF, der sich auf Staats- und Unternehmensanleihen au Schwellenländern konzentriert, setzt.



    Dafür solltest du dir jedoch vorab erst einmal folgende Fragen beantworten können:

    Allein mit dieser Vorbereitung, wirst du erste Antworten auf die Frage: “Alles verkaufen bei fallenden Kursen?”, finden.

    2.Deinen finanziellen Status quo ermitteln

    Bevor du damit beginnst, fleißig dein Geld zu investieren, solltest du dich zunächst mit deiner finanziellen Ist-Situation auseinandersetzen. Dazu gehört neben einer Nettovermögensaufstellung ebenso ein Haushaltsbuch. Mit ersterem kannst du dir einen allgemeinen Überblick über deinen Finanzen verschaffen.

    Das Haushaltsbuch, egal in welcher Form, ob als Heft, Excel-Tabelle oder App hilft dir dabei deine regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. So kannst du Kostenfallen, wie unnötige Abos, überteuerte Versicherungen und überflüssige Konsumaufwendungen schnell identifizieren.

    Deinen finanziellen Status quo ermitteln

    Mit dieser Kontrolle gewinnst du Planungssicherheit. Du kannst nun festlegen, wie viel jeden Monat von deinem Einkommen übrig bleibt. Zusätzlich kannst du an zwei Stellschrauben drehen, um deinen Sparbetrag gegebenenfalls sogar zu erhöhen.

    Du kannst deine fixen und variablen Kosten reduzieren sowie deine aktiven und passiven Einnahmen erhöhen.

    3.Deine Ziele und deine Strategie

    “Ja ich investiere alle zwei Monate 250 EURO in einen ETF. Dazu habe ich noch einen Bausparer. Und ich hatte noch tausend EURO übrig, die ich in Bitcoin gesteckt habe.” Im Freundeskreis sind mir schon häufiger Aussagen wie diese begegnet. 

    Frage ich dann nach dem Ziel hinter dieser Investments bekomme ich dann “Na ja um dabei zu sein.” zu hören. Eine Antwort, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen. Diese Aussage zeigt leider sehr deutlich, dass sich jemand überhaupt keine Gedanken über seine finanziellen Ziele oder gar über eine Strategie gemacht hat.



    Das sind die erste, die alles verkaufen bei fallenden Kursen. Nun fragst du dich hoffentlich spätestens jetzt, wie du denn deine Ziele und deine Strategie festlegen kannst. Dazu musst du dir wiederum eine Reihe von Fragen beantworten können. Dazu gehören:

    Deine Ziele und deine Strategie

    Kannst du diese Frage konkret beantworten, bist du schon bedeutend näher an den Hartgesottenen, die während eines Crashs die Nerven behalten. Ein wesentlicher Faktor darf dabei allerdings nicht unberücksichtigt bleiben.

    4.Deine Risikobereitschaft   

    Eines sage ich gleich vorweg: Rendite kommt von Risiko. Jede Investition, die eine gewisse Rendite verspricht, ist mit einem entsprechenden Risiko verbunden. Verspricht dir jemand einen riesigen Gewinn mit garantierter Sicherheit, kannst du davon ausgehen, dass dir deinen Gegenüber gerade nicht die Wahrheit erzählt und solltest davon direkt die Finger lassen.

    Es gibt Möglichkeiten das Rendite-Risiko-Verhältnis zu verbessern. Dazu gehört unter anderem die breite Streuung in zahlreiche Unternehmen, Branchen, Regionen, Länder, Asset-Klassen über einen Anlagehorizont von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren hinweg.

    Diese Aspekte sollte man bei der Bestimmung der Level-1 und Level-2 Asset-Allocation berücksichtigen. Schauen wir uns zunächst die erste Ebene an. Für dich kommt es nur in Frage, zu verkaufen bei fallenden Kursen, wenn du diesen Schritt nicht richtig durchdacht hast. 



    Deine Level-1 Asset-Allocation definiert deine Risiko-Verteilung auf der ersten Ebene. Das bedeutet, wie hoch ist der prozentuale Anteil deines Sparbetrags, den du risikobehaftete beziehungsweise risikoarm anlegst. Die Verteilung kann dann bei 20/80, 50/50, 70/30 oder allem dazwischen liegen. 

    Zu den eher risikoarmen Geldanlage zählen das Tagesgeld- oder Girokonto sowie Staatsanleihen mit höchster Bonität in der Heimatwährung mit Laufzeiten von maximal 36 Monaten. Wie du sicher weißt, gibt es hier kaum bis gar keine Zinsen. Ganz im Gegenteil. Häufig müssen wir derzeit noch draufzahlen.

    Deine Risikobereitschaft   

    Dieser Anteil deines Portfolios ist jedoch nicht dazu gedacht, enorme Renditen zu erwirtschaften, da du ja ansonsten damit wiederum unvermeidliche Risiken eingehen würdest. 

    Folgende Fragen können dir dabei helfen deine Risikotragfähigkeit und deine finanzielle Risikobereitschaft richtig einzuschätzen:

    Besonders die emotionale Bereitschaft ein finanzielles Risiko zu tragen, kann sich erheblich auf deine Level-1 Asset-Allokation auswirken. Zu sehen wie in einer Excel-Tabelle Kurseinbrüche von 10, 20 oder 30 Prozent simuliert werden, kann wenig beeindruckend sein. Passiert dies tatsächlich in deinem Depot und dort stehen statt 100.000 EURO nur noch 70.000 EURO kann dies erheblichen Stress auslösen.

    Genau dieses Gefühl von Angst und Unruhe verleitet dich dann dazu, dich zu fragen, ob verkaufen bei fallenden Kursen jetzt genau das Richtige wäre. Plötzlich gehörst du zu den Zittrigen, die von Panik erfüllt im minutentakt auf die Kurse schauen und Nachts nicht mehr ruhig schlafen können.



    Daher solltest du diesen Punkt sehr intensiv für dich durchspielen und dich ausführlich mit deiner individuellen Lebenssituation auseinandersetzen, bevor du deine Risikobereitschaft festlegst. Diese kann sich im Laufe der Zeit mit beispielsweise zunehmendem Wissen oder anderen Umständen (Hausbau, Familienplanung, etc.) verändern.  

    Soll ich jetzt verkaufen bei fallenden Kursen?

    Um diese Frage abschließend zu beantworten: Jein. Hast du deine Hausaufgaben richtig gemacht, wird sich dir die Frage gar nicht stellen. Ganz im Gegenteil die niedrigen Kurse laden zum vermehrten Kaufen ein, da du jetzt als Anleger besonders günstig Anteile erwerben kannst. 

    Soll ich jetzt verkaufen bei fallenden Kursen?

    Derzeit stehen also die Chancen gut, höhere Investitionen zu tätigen. Aber Achtung: Auch bei dieser Aussage musst du immer im Hinterkopf behalten, dass niemand eine Glaskugel hat. Niemand kann vorhersehen, ob die Kurse nicht noch weiter fallen. Niemand weiß, wann die Kurse wieder steigen oder hast du die Pandemie, die Inflation und den Ukraine-Konflikt vorhergesehen?

    Jeder, der das von sich behauptet, hatte entweder den Zufall auf seiner Seite, da er regelmäßig Crash-Szenarien und Untergangsprophezeiungen propagiert, um etwas zu verkaufen (Gold, eigener aktiver Fonds, etc.) oder biegt sich die Welt und seine Wahrheiten zurecht. Bei solchen Behauptungen ist also immer Vorsicht geboten.

    Diejenigen unter euch, die sich mit den aktuellen Entwicklungen in ihrem Depot extrem unwohl fühlen und tatsächlich darüber nachdenken zu verkaufen bei fallenden Kursen, seien die zuvor genannten vier Schritte ans Herz gelegt. In meinem Umsetzungscoaching “Vermögensaufbau mit ETFs” gehen wir nicht nur diese Fragen durch, sondern du lernst in sieben intensiven Modulen, wie du dein Geld entsprechend deiner Lebenssituation gemäß mit ETFs investieren kannst.

    Viele Informationen findest du aber auch bereits in meinem Blog und meinem Buch. 

    Hast du Fragen, kannst du diese gern immer in die Kommentare schreiben. Ich freue mich von dir zu lesen 🙂

    Coronavirus – was tun mit deiner Geldanlage?

    Coronavirus – was tun mit deiner Geldanlage?

    Coronavirus – was tun mit deiner Geldanlage?

    Aus gegebenem Anlass muss ich nochmal auf das Thema Coronavirus eingehen. Mehrfach täglich lese ich Fragen dazu, wie man sich jetzt in Bezug auf seine Geldanlage verhalten soll. Soll ich alles verkaufen? Soll ich jetzt alles investieren? Soll ich noch warten, bevor ich einsteige? Soll ich meinen Sparplan aussetzen? …und so weiter. Daher möchte ich noch mal gesondert auf diese Fragen zum Thema Coronavirus und Geldanlage eingehen.

    Titelbild: Unsplash / Fusion Medical Animation / 2020

    Warum sinken die Kurse überhaupt?

    Das Coronavirus bringt neben den zunehmenden Einschränkungen des Lebens eine enorme Unsicherheit mit sich. Schulen und Kitas schließen. Die Betreuung ist nur noch für wenige Berufsgruppen gesichert. Arbeitnehmer müssen zu Hause bleiben. Bars, Kneipen, Clubs und Restaurants werden dicht gemacht. Konzerte, Events und Messen werden abgesagt. Überall mangelt es an Arbeitskräften und kauffreudigen Kunden. Insolvenzen, Arbeitsplatzverlust und die damit verbundenen Ängste sind die Folge. Die Menschen werden vorsichtiger. Daher wirkt sich das Coronavirus auf deine Geldanlage aus. So wie an jedem Markt, wird auch an der Börse der Kurs durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Derzeit kann man sich das in etwa so vorstellen: du hast zehn Packungen Toilettenpapier und da derzeit in den Geschäften so gut, wie keines mehr davon zu bekommen ist, klopfen bei dir dementsprechend viele Leute an, um von dir eine Packung zu erwerben. Die Nachfrage ist also sehr hoch und das Angebot entsprechend gering. Demnach könntest du für das Toilettenpapier einen exorbitanten Preis verlangen. Da du aber kein Idiot bist, verschenkst du das Toilettenpapier und kaufst dir im Supermarkt neues, wenn du welches benötigst. Aber so greift auch an der Börse der Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Da die Menschen gerade sehr verunsichert sind, halten sie ihr Geld lieber zusammen und sie Nachfrage nach beispielsweisen ETFs sinkt. Auch selbsternannte “Profis” und auch Roboadviser fangen nun an das Geld umzuschichten und erhoffen sich davon eine bessere Rendite. Bleibt abzuwarten, wie sinnvoll das in der derzeitigen Situation ist. Fakt ist: es kommt zu fallenden Kursen. Die fallenden Kurse haben jedoch zur Folge, dass die Menschen noch mehr Angst bekommen und aus Panik ihre bereits erworbenen ETFs verkaufen. Warum das nicht besonders schlau ist, erkläre ich später nochmal ausführlich. So befinden wir uns momentan in einer Abwärtsspirale.

    Sollte ich jetzt auch verkaufen?

    Wenn du dir jetzt diese Frage stellst, solltest du dir nochmal genau überlegen, ob du dir genügend Wissen angeeignet hast, um wirklich zu investieren oder, ob du deine Risikobereitschaft richtig eingeschätzt hast. Das gilt natürlich nicht nur während des Coronavirus, sondern während jeder Krisensituation, die deine Geldanlage beeinflusst.

    Zum ersten Punkt: genügend Wissen aneignen

    Wenn du alle Schritte von A wie Aktie bis Z wie Zinseszins durchgegangen bist und dich intensiv deinem finanziellen Status quo, deinen Zielen und deiner Strategie beschäftigt hast, sollte sich dir die Frage nach dem Verkaufen jetzt gar nicht stellen. Denn normalerweise sollte deine Devise auch bei stark fallenden Kursen, wie jetzt der Fall, weiterhin Buy and Hold lauten. Du kaufst und hältst und hältst und hältst. Mit deinen ETFs solltest du nicht nur eine breite Streuung in Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen haben, sondern auch eine zeitliche Diversifikation mit einbeziehen. Das bedeutet, du spekulierst nicht auf niedrige Kurse, um zu kaufen und auf hohe Kurse, um zu verkaufen, sondern du kaufst zu einem beliebigen Zeitpunkt und hältst deine ETFs mindestens zehn Jahre lang. So sollte es dir recht egal sein, ob die Kurse zum Zeitpunkt des Kaufs hoch oder niedrig waren. Soit kannst du die möglichen Verluste, die sich gerade in deinem Depot zeigen, auch wahrscheinlich in den kommenden Jahren wieder sehr gut ausgleichen. Denn auch, wenn die Kurse jetzt stark fallen, heißt das ja nicht, dass sie nicht auch wieder stark steigen können. Verkaufst du jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, realisierst du diesen Verlust und kannst von späteren Kursanstiegen nicht mehr profitieren, da du ja gar nicht mehr investiert bist.

    Zum zweiten Punkt: Risikobereitschaft überdenken

    Bevor du investierst ist einer der wichtigsten Punkte deine Risikobereitschaft festzulegen. Sprich, wenn dir jetzt wegen des Coronavirus so richtig die Muffe geht und du keine Nacht mehr ruhig schlafen kannst, solltest du diesen Punkt vielleicht noch mal überdenken. Womöglich hast du zu Beginn, als die Börsenwelt noch rosarot war deine Risikobereitschaft viel höher eingeschätzt, als sie jetzt tatsächlich ist. Dann ist jetzt für dich der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken, ob du deine Verteilung von risikobehaftet und risikoarm neu zu gewichten. Aber jedem sollte bevor er an der Börse investiert, bewusst sein, dass es immer zu sehr starken Kursabfällen und Krisensituationen kommen kann. Keine Rendite ohne Risiko.



    Ist jetzt der beste Einstiegszeitpunkt?

    Hach, wenn ich das nur wüsste. Ganz ehrlich das weiß niemand. Niemand kann in seine Glaskugel schauen und vorhersagen, ob die Kurse in den nächsten Wochen noch weiter fallen werden und du lieber noch etwas warten solltest oder, ob jetzt der Tiefstand erreicht ist. Zudem sollte das, wenn du in ETFs investieren und zudem einen langen Anlagehorizont hast, nicht weiter relevant für dich sein. Der beste Einstiegszeitpunkt ist immer jetzt. Ja es kann sein, dass du später von den heute bestehenden niedrigen Kursen profitierst, auf lange Sicht gesehen, wird das aber keinen allzu großen Unterschied machen. Es kommt auf den langen Zeitraum, nicht auf den genauen Zeitpunkt an. Dein Ziel ist es nicht, bei sehr niedrigen Kursen zu kaufen und bei hohen Kursen zu verkaufen. Wichtig ist, dass du dir das entsprechende Wissen aneignest, deine Finanzen in die Hand nimmst und los legst. 

    Wenn du dazu noch weiter Infos brauchst, kannst du alles in diesem Blogbeitrag nachlesen:

    Soll ich jetzt alles auf einmal investieren?

    Auch hier muss ich wieder sagen, dass niemand genau vorhersagen kann, wie sich die Kurse jetzt im Falle des Coronavirus entwickeln. Es kommt natürlich auf die Gesamtsumme an, die du investieren möchtest. Nichtsdestotrotz kannst du diese Summe in mehrere Chargen aufteilen und wie mit einem normalen Sparplan auch beispielsweise zwei Mal im Monat nachkaufen. So musst du nicht direkt alles auf einmal investieren und “ärgerst” dich nicht, wenn die Kurse noch weiter fallen. Aber auch in diesem Fall gilt: langer Anlagehorizont und Buy and Hold. Ich mache es beispielsweise so, dass ich einmal zu Beginn und einmal zur Mitte des Monats investiere. Das mache ich aber auch kontinuierlich, unabhängig davon, wie die Kurse stehen und die Summen bleiben dabei auch immer gleich.

    Soll ich jetzt meinen Sparplan aussetzen?

    Genau das solltest du gerade auf keinen Fall tun. Es ist gerade Winterschlussverkauf. Aufgrund der geringen Nachfrage, fallen die Kurse und du bekommst für das gleiche Geld nun mehr Anteile. Ich bleibe mal bei dem Klamottenvergleich, da ich mich da ja ganz gut auskenne 😉 Vorher hat das Shirt 29.90 EUR gekostet und von deinen 30 EUR konntest du dir gerade mal eines davon leisten. Aber jetzt im Sale kosten alle T-Shirts nur noch 9.90 EUR. So bekommst du nun für das gleiche Geld ganze drei Teile. Genauso ist es jetzt mit deinen ETFs. Du bekommst für das gleiche Geld mehr Anteile. Wenn du einen Sparplan hast, lass ihn laufen. Ansonsten kannst du nochmal zu dem Punkt mit der Risikobereitschaft zurückspringen. 

    Also zusammenfassend lässt sich sagen, dass du trotz Coronavirus deinen Sparplan weiter laufen kannst. Du solltest nicht aus Panik verkaufen und auch nicht aus Gier alles auf eine Karte setzen. Geh nochmal in dich überlege dir, wie deine Strategie ist und halte dich daran. 

    Meine lautet: Keep Calm and Buy and Hold!