Was ist ein Robo-Advisor?

    Das erste Mal ist mir der Begriff in Gerd Kommers “Souverän investieren mit Indexfonds & ETFs” untergekommen. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich diesem Modell zunächst keine weitere Beachtung geschenkt habe. Aber als mir erst neulich ein Bekannter wieder davon berichtete und mir erzählte, dass er selbst einen Robo-Advisor nutzt, bin ich doch neugierig geworden.

    Was sind Robo-Advisor?

    Robo-Advisor leitet sich aus den Wort Robot (Roboter) und, wie überraschend, Advisor (Berater) ab. Also ein Robo-Advisor ist quasi ein beratender Roboter. Soweit so klar. Meist verbirgt sich dahinter ein Unternehmer, das mittels einer Software das Geld der Kunden in Wertpapiere (häufig Indexfonds, ETFs) anlegt.

    Wenn du dein Geld komplett eigenständig (in ETFs) anlegst, durchläufst du normalerweise folgende Schritte:

    1. Wissensaneignung
    2. Ermittlung deines finanziellen Status quo
    3. Ausarbeitung deiner Strategie
    4. Festlegung auf ein Weltportfolio
    5. Registrierung bei einem Online-Brokers
    6. Auswahl der passenden ETFs

    Titelbild: Unsplash / Rock n‘ Roll Monkey / 2019

    Mit einem Robo-Advisor kannst du im Grunde genommen all diese Schritte überspringen, da dein digitales Helferlein diese Aufgaben für dich übernimmt. Alles, was du tust, ist dem Robo-Advisor dein Geld anzuvertrauen. Dieser eröffnet dann ein Depot für dich, kauft und verkauft deine Wertpapiere für dich. Alles ohne Zutun deinerseits. Natürlich gibt es diesen Service nicht umsonst. Die Fixgebühren bewegen sich um die 1% Marke. Die Unternehmen, die eine Robo-Advisor Software nutzen werben damit, “somit immer noch viel günstiger als eine klassische Bankberatung zu sein.” [Quelle: https://de.scalable.capital/kosten] Jedoch sollte man bei den Kosten die Rendite nicht außer acht lassen. Ist das Risiko so festgelegt, dass das Hauptaugenmerk auf risikoarmen Produkten liegt, können gleichbleibende Kosten bei gleichzeitiger geringer Rendite einen großen Faktor darstellen. Stiftung Warentest schreibt dazu: “Robo-Advisor, die bei einem Aktienanteil von unter 50 Prozent wesentlich mehr als 0,5 Prozent an Gebühren verlangen, werden nicht empfohlen.” [Quelle: https://www.robo-advisor.de/wissen/stiftung-warentest-robo-advisor/]

    Eine klassische Bankberatung kostet so an sich erstmal nichts, ist aber auch leider alles andere als unabhängig. Egal, wie oft der nette Verkäufer (ja, Verkäufer) von der Sparkasse auch behauptet, dass sich das aufgesetzte Portfolio an deinen Lebensumständen orientiert, orientiert sich das doch eher an den Interessen des Bankberaters. Was unter Umständen bedeuten kann, dass du am Ende kräftig draufzahlst, hier ein starker Interessenkonflikt bestehen kann. Mit dem Merksatz: “Wer kostenlos berät, ist Verkäufer.”, kann man sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis rufen.

    Dafür habe ich mir mal angesehen, was ein Honorarberater laut des Verbundes Deutscher Honorarberater (VDH) pro Stunde verlangen würde. Demnach hätten wir hier ein Honorar von 150 EUR pro Stunde. Insgesamt müsste man je nach Anlageform und Dauer natürlich weitaus mehr einplanen.  

    Bei den Robo-Advisorn kann man zwischen drei verschiedenen Typen unterscheiden:

    • Full-Service
    • Half-Service
    • Self-Service

    Full Service Robo-Advisor

    Die Unternehmen, die einen Full-Service anbieten übernehmen für dich alle Aufgaben: von der Depoteröffnung bis hin zur kompletten Verwaltung deiner Wertpapiere. Kauf, Verkauf und ein automatisiertes Rebalancing gehören hier mit dazu. Anhand eines kurzen Fragenkatalogs wird dein Anlegertyp ermittelt. Basierend auf dem von dir zuvor festgelegten Risiko wird dir zu Beginn ein Portfolio vorgeschlagen. Dieses kann dann konservativ ausgerichtet (höherer Anteil Tagesgeldkonto oder Staatsanleihen) oder aggressiver mit einem höheren Risiko mit einer stärkeren Gewichtung auf ETFs oder beispielsweise Rohstoffe aufgebaut sein. Je nach zuvor festgelegtem Risiko und Entwicklung des Portfolios wird eine entsprechende Umschichtung / Korrektur vorgenommen. Das soll großen Verlusten, die dem eigenen Risiko nicht entsprechen, vorbeugen.

     

    Aufgrund des großen Handlungsspielraums des Robo-Advisors über das Kapital des Kunden, werden diese Full-Service Unternehmen auch von der Finanzaufsicht Bafin überwacht. 

    Zu diesen Full-Service Robo Advisorn gehören zum Beispiel:

    Half-Service Robo-Advisor

    Der große Unterschied zwischen den Full und Half Service Robo-Advisorn ist, dass dir beim Half-Service lediglich Empfehlung für die Umschichtung deines Kapitals angeboten werden, während ein Full-Service Robo-Advisor dies selbständig durchführen kann. Das gute dabei ist natürlich, dass man als Kunde die Kontrolle nicht komplett aus der Hand gibt, sondern immer noch selbst aktiv mitentscheidet.

    Zu diesen Full-Service Robo Advisorn gehören zum Beispiel:

    Self-Service Robo Advisor

    Der Self-Service Robo Advisor geht noch einen Schritt weiter. Hier werden dir tatsächlich nur Empfehlungen ausgesprochen und um den ganzen Rest musst du dich selbst kümmern. Du holst dir also nur einen Tipp ab. Für Kauf, Verkauf und Überwachung deines Depots werden komplett eigenständig von dir durchgeführt. Auch die Risikoeinstufung nimmst du selbst vor.

    Zu diesen Full-Service Robo Advisorn gehören zum Beispiel:

    Vor- und Nachteile eines Robo-Advisors

    Beginnen wir direkt mal mit den Vorteilen, die die Nutzung eines Robo-Advisors mit sich bringt:
    • Du musst nur sehr wenig Zeit investieren, um direkt mit dem Investieren zu starten
    • Ein Full-Service Robo-Advisor nimmt dir alle Aufgaben ab, vom Kauf bis zum Rebalancing
    • Die Kosten können im Gegensatz zu einer klassischen Anlageberatung günstiger sein  
    Die Nachteile des Robo-Advisors:
    • Du übergibst (zumindest bei einem Full-Service Robo-Advisor) die Verantwortung für deine Finanzen in andere Hände
    • Du musst dich nur relativ wenig mit den Themen Börse, ETFs, Aktien, Anleihen, Risikooptimierung etc. auseinandersetzen
    • Du kannst ohne viele Vorkenntnisse starten und musst die dahinterstehenden Mechanismen nicht verstehen
    • Du weißt (zumindest bei einem Full-Service Robo-Advisor) nicht genau wie und aus was sich dein Portfolio zusammensetzt, wie Umschichtungen ablaufen und dein Rebalancing vonstattengeht 
    • Du bezahlst Gebühren, die deine Rendite schmälern, obwohl du dir diese mit einem selbst aufgebauten Portfolio sparen könntest
    • Es lässt sich nicht vorhersagen, wie sich Robo-Advisor in einer Krise verhalten

    Welche Frage ich nicht abschließend beantworten kann, ist, ob ein Robo-Advisor tatsächlich eine bessere Performance liefern kann, als, wenn man sein Depot komplett selbständig managed. Das hängt natürlich auch von den diversen Transaktionen, Auswahl der Produkte und deren Entwicklung im Zeitverlauf ab.

    Worauf achten bei der Auswahl eines geeigneten Robo-Advisors?

    • Möchtest du einen Full-, Half- oder Self-Service?
    • Achte auf die unterschiedlichen Asset Alocations, die der jeweilige Robo-Advisor im Portfolio hat, einige verzichten beispielsweise auf Immobilien oder Rohstoffe, visualvest bietet zum Beispiel auch nachhaltige Fonds an, die sich an ökologischen Kriterien orientieren
    • Vergleiche die Kosten der jeweiligen Robo-Advisor miteinander und überprüfe diese auch hinsichtlich deines Anlageplans
      • Wie viel möchtest du investieren?
      • Möchtest du dieses Geld auf einen Schlag anlegen oder eher in Sparbeträgen?
      • Wie sieht dein Risiko-Rendite-Verhältnis aus und lohnen sich die aufgewendeten Kosten dann noch?
    • Wie hoch ist das Startkapital, um mit einem Robo-Advisor zu starten? Bei scalable zum Beispiel kannst du erst ab einem Mindestanlagbetrag von 10.000 EUR starten. Bei fintego hingegen liegt dieser bei 2.500 EUR. 
    • Sind Sparbeträge möglich?

    Fazit: Lohnt sich ein Robo-Advisor?

    Die Full-Service Robo-Advisor werben damit, dass die Kosten günstiger sind als bei einer klassischen Finanzberatung und man sich selbst kaum um irgendetwas kümmern muss. Fragebogen ausfüllen, Anlagebetrag festlegen fertig. Das klingt verlockend, aber ich finde genau darin liegt auch die Krux. Der Anleger wird nicht dazu angehalten sich ausreichend mit dem Thema ETFs, Börse, Asset Allocation, Diversifikation, Risikooptimierung und Rebalancing zu beschäftigen. Das überlässt er allein dem Robo-Advisor. Für diese Unwissenheit zahlt er dann eine gewisse Gebühr, die im Endeffekt seine Rendite schmälert. Anstatt sich selbst mit dem Thema wirklich auseinanderzusetzen und sich das entsprechende Wissen anzueignen, gibt der Anleger die Zügel aus der Hand und weiß letztendlich doch nicht genau, was mit seinem Geld passiert. Darüber hinaus existieren Robo-Advisor auch noch nicht so lange am Markt, dass sie bereits eine Krise mitgemacht hätten und es ist unklar, wie sich die Software dann verhält. Aus diesen Gründen würde ich jedem empfehlen, der sich wirklich um seine Finanzen kümmern möchte, selbst Verantwortung zu übernehmen, sich das entsprechende Wissen anzueignen, selbst zu investieren und sich die Kosten für einen Robo-Advisor zu sparen.