Thesaurierend oder ausschüttend: Welcher ETF passt zu mir?

    Thesaurierend oder ausschüttend: Welcher ETF passt zu mir?

    Bei vielen Investoren*innen steht häufig das passive Einkommen im Vordergrund. Also wie viel Geld wird monatlich in Form von Zinsen und Dividenden auf das eigene Konto ausgeschüttet. Doch nicht immer ist dieses Vorgehen sinnvoll. Wann dein ETF thesaurierend oder ausschüttend sein sollte, klären wir in diesem Blogbeitrag.

    Was ist ein ETF?

    ETFs ( Exchange Traded Funds) bilden einen Index nach und umfassen damit eine Vielzahl an Positionen. Je nach ETF und entsprechenden Index können das die unterschiedlichsten Unternehmen oder Anleihen sein.

    Ein ETF, der dem MSCI World zugrunde liegt, umfasst beispielsweise über 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Wohingegen ein S&P 500 Index die Aktien der 500 größten Unternehmen der USA enthält oder ein Bloomberg Euro Government Bond 1-3 Index Zugang zu in Euro denominierten Staatsanleihen, die von Mitgliedsstaaten der Europäischen Währungsunion (EMU) ausgegeben wurden, bietet.

    Das sind nur drei Beispiele der Vielzahl an ETFs, die dir als Anleger*in zur Verfügung stehen. Mittlerweile beläuft sich ihre Zahl auf über 8.500. Entscheidest du dich für einen oder mehrere ETF, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich darunter Unternehmen oder Anleihen befinden, die Dividenden oder Zinsen ausschütten.  

    Unternehmen oder Anleihen befinden, die Dividenden oder Zinsen ausschütten

    Was sind Dividenden und warum werden diese ausgezahlt?

    Es gibt zahlreiche Unternehmen, die eine Dividende ausschütten. Dazu gehören in Deutschland unter anderem die Allianz, BASF, die Deutsche Telekom AG und E.ON. International gehören dazu Microsoft, Samsung, Procter & Gamble sowie Nestlé. 

    Als Motivation und Belohnung für das Halten der Aktie, werden die Anleger*innen am Erfolg, sprich am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Dies geschieht in Form der ausgezahlten Dividende. Diese wird jährlich, halbjährlich, quartalsweise oder teilweise sogar monatlich gezahlt.

    Am Tag nach der Hauptversammlung, an dem die Dividende gezahlt wird , kommt es zum sogenannten Dividendenabschlag. Der Kurs der Aktie sinkt um den entsprechenden Wert, da das Unternehmen nach der Ausschüttung weniger Kapital besitzt. Zudem kommt die Dividende nicht im vollen Ausmaß beim Aktionär an, da darauf noch etwa 25 Prozent Kapitalertragssteuer gezahlt werden müssen.

    Die Aktie ist ohne den Anspruch auf eine Dividende weniger wert, als mit der noch ausstehenden Dividendenzahlung. Diese wird Ex-Dividende gehandelt. Ansonsten könnten sich die Aktionäre die Dividende ausschütten lassen und danach die Aktie für einen gleichbleibend guten Kurs verkaufen.

    Der Aktienkurs vollzieht den Abschlag allerdings nicht eins zu eins nach, denn mit dem Handelsstart am nächsten Tag wird der Preis wiederum durch Angebot und Nachfrage bestimmt.    

    Was sind Dividenden und warum werden diese ausgezahlt?

    Viele Unternehmen schütten keine Gewinne aus, da sie diese für Weiterentwicklung und Forschung innerhalb des Unternehmens nutzen. Durch diese Maßnahmen kann sich der Wert des Unternehmens und damit der Aktienkurs verbessern. Somit profitieren Anleger*innen hier, auch, wenn keine Dividende ausgeschüttet wird. 

    Eine Dividenzahlung ist darüber hinaus komplett freiwillig. Ein Unternehmen kann diese jederzeit einstellen.

    Thesaurierend oder ausschüttend: Was ist der Unterschied?

    Hast du dich für einen thesaurierenden ETF entscheiden, der Unternehmen enthält, die eine Dividende ausschütten, werden die Erträge dazu verwendet, Anteil des gleichen ETFs automatisch nachzukaufen. Diese Erträge landen also nicht auf deinem Verrechnungskonto, sondern werden direkt reinvestiert.

    Du musst nichts tun als zuzusehen, wie dein Depot wächst. Diese Mechanismus wird auch als Zinseszinseffekt bezeichnet. Albert Einstein soll einst gesagt haben: “Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder.”

    Kleines Beispiel: Beträgt der Zins dagegen 4 Prozent, werden aus 10.000 Euro schon nach 18 Jahren 20.000 Euro. Damit hat sich der Betrag innerhalb dieses Zeitraums verdoppelt, ohne, dass du weiteres Kapital hinzufügen musstest. Ganz von allein.

    Bei einem Kapital von 50.000 Euro und einem Zinssatz von 5 Prozent, kommen innerhalb von 10 Jahren bereits über 31.000 Euro Zinsen zusammen. Das ergibt eine hübsche Summe von mehr als 81.400 Euro. Steuern und Inflation müssen bei diesem Ergebnis allerdings noch berücksichtigt werden.

    Thesaurierend oder ausschüttend: Was ist der Unterschied?

    Nichtsdestotrotz denke ich, du verstehst, worauf ich hinaus will. Ist dein Ziel über einen langen Anlagehorizont von etwa zehn bis fünfzehn oder mehr Jahren Vermögensaufbau zu betreiben, fällt die Wahl bei der Frage “Thesaurierend oder ausschüttend?”, ganz klar auf die thesaurierende Variante.

    Welche Vorteile bietet eine Ausschüttung?

    Bei einem ausschüttenden ETF werden die Erträge direkt auf dein Verrechnungskonto ausgezahlt. Die Steuern aus Aktiengewinnen werden automatisch einbehalten, da es sich bei der Abgeltungssteuer um eine Quellensteuer handelt. Insofern musst du dir als Anleger*in keine Gedanken um die Steuerzahlungen machen. 

    Das Kreditinstitut, über das die Kursgewinne laufen, übernimmt die Verrechnung direkt. Das bedeutet, das, was auf deinem Konto landet, ist dann tatsächlich deins. Das kann mehrere Vorteile mit sich bringen. Bist du daran interessiert, ein entsprechendes passives Einkommen aufzubauen und möchtest diese Gewinne verkonsumieren, beispielsweise für deine Miete oder Lebensmittel verwenden, machen Ausschüttungen durchaus Sinn.

    Darüber hinaus können die Ausschüttungen einen positiven psychologischen Effekt ausüben. Die regelmäßigen Auszahlungen bestätigen dir, dass du auf dem richtigen Weg bist und motivieren dich weiter am Ball zu bleiben.

    Thesaurierend oder ausschüttend: Wann wähle ich welche Variante?

    Bist du daran interessiert langfristig ein Vermögen aufzubauen, empfiehlt es sich einen oder mehrere thesaurierende ETFs zu wählen. Dabei werden, wie erwähnt die Erträge direkt wieder in den jeweiligen ETF reinvestiert und du kommst nicht in die Versuchung das Geld für andere Zwecke, wie (sinnlosen) Konsum auszugeben.

    das Geld für andere Zwecke, wie (sinnlosen) Konsum auszugeben.

    Das automatische Reinvest hilft dir dabei stetig deinen Kapitalstock weiter auszubauen und entspannt den Zinseszinseffekt zu nutzen. Allerdings bekommst du davon am Anfang nicht sehr viel mit. Solange sich dein Depot noch auf einem recht kleinen Niveau (unter 100.000 Euro) bewegt, sind diese positiven Effekte für dich kaum ersichtlich. 

    Das kann demotivierend wirken, sollte dich aber unter keinen Umständen davon abhalten weiter zu investieren.

    Möchtest du von einem passiven Einkommen leben und davon deinen Lebensunterhalt bestreiten, kannst du dich hier für einen ausschüttenden ETF entscheiden. Die Ausschüttungsrendite beim MSCI World lag in den letzten drei Jahren 2,0 und 1,2 Prozent.

    Hinzu kommt, dass ausschüttende ETFs häufig teurer sind, als thesaurierende. Da kostet ein iShares MSCI World UCITS ETF schon mal 0,50 Prozent TER im Gegensatz zum “Standard” iShares MSCI World UCITS ETF mit 0,20 Prozent Total Expense Ratio. 

    Möchtest du dir also mithilfe der Dividendenstrategie ein passives Einkommen aufbauen, ist dafür ein entsprechend großes Portfolio vonnöten. Im Interview zwischen Finanzfluss und Louis Pazos nennt er bei einem reinen Aktienportfolio ein Verhältnis von 150 zu 1. 

    Das bedeutet du musst 150 Euro investieren, um 1 Euro an Dividende herauszubekommen. Macht bei einem monatlichen Einkommen von 2.000 Euro ein Portfolio von 300.000. Steuern sind hier noch nicht mit inbegriffen. Bei der konservativeren Anlage und einer Hinzunahme von Anleihen rechnet er mit einem Verhältnis von 200 oder 250 zu 1. 

    Wie viel Geld du benötigst, um von deinen Dividenden leben zu können, kannst du dir hier in diesem Interview von Finanzfluss mit Loius Pazos nochmal genauer anschauen:

    Thesaurierend oder ausschüttend: Kann es auch beides sein?

    Als Anleger*in bist du dazu verpflichtet auf deine Kapitalerträge, wie Dividenden, Zinsen und realisierte Kursgewinne, die Kapitalertragssteuer zu leisten. Diese liegt aktuell bei 25 Prozent. Hinzukommen kann der Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent sowie eine Kirchensteuer. 

    Ohne Kirchensteuer landest du hier bei 26,375 Prozent. Die Kapitalertragsteuer musst du allerdings erst dann zahlen, wenn du über den sogenannten Sparerpauschbetrag hinaus kommst. Dieser liegt derzeit bei Einzelveranlagten bei 801 Euro und bei Verheirateten bei 1.602 Euro.

    Das bedeutet, dass du im Prinzip 801 Euro jährlich an Kapitalerträgen steuerfrei beziehen kannst. Dadurch würdest du im Jahr etwa 210 Euro Steuern sparen. Entscheidest du dich nun für einen thesaurierenden ETF, da du an einem langfristigen Vermögensaufbau interessiert bist, kannst du diese Steuerersparnis nicht vollumfänglich nutzen.

    Zwar wird bei thesaurierenden ETFs eine Vorabpauschale erhoben, auf die der Sparerpauschbetrag angerechnet wird, allerdings ist diese im Vergleich zu den zu zahlenden Steuern bei einem ausschüttenden ETF wesentlich niedriger. Die Vorabpauschale ergibt sich aus der Differenz zwischen Basisertrag und Ausschüttungen.

    Vorabpauschale = Basisertrag – Ausschüttungen

    Der Basisertrag wiederum ist eine Multiplikation aus ETF-Wert zum Jahresanafang, Basiszins und 0,7. 

    Basisertrag = ETF-Wert zum Jahresanfang x Basiszins x 0,7

    Der Basiszins wird zu Beginn jedes Jahres vom Bundesfinanzministerium festgelegt. Dieser Basiszins beruht dabei auf dem Zinssatz, den die Deutsche Bundesbank anhand der Zinsstrukturdaten jeweils auf den ersten Börsentag des Jahres errechnet. 

    Thesaurierend oder ausschüttend: Kann es auch beides sein?

    Er ist aus der langfristig erzielbaren Rendite von deutschen Bundesanleihen abgeleitet und soll den risikofreien Zins am Markt angeben. Die gezahlte Vorabpauschale geht aber nicht verloren. Wenn du deinen ETF mit einem zu versteuernden Wertgewinn verkaufst, wird dir die gezahlte Vorabpauschale für den jeweiligen ETF angerechnet und mindert den zu versteuernden Ertrag. 

    Mit diesem Mechanismus hat der Gesetzgeber sichergestellt, dass über die gesamte Haltedauer thesaurierende und ausschüttende ETFs steuerlich gleich behandelt werden.

    Ganz wichtig ist, damit du den Sparerpauschbetrag für dich nutzen kannst, dass du einen Freistellungsauftrag bei deinem jeweiligen Broker stellst. Ansonsten wird dieser nicht mit berücksichtigt. Du kannst bei verschiedenen Brokern einen Freistellungsauftrag mit unterschiedlichen Beträgen einreichen, solltest allerdings darauf achten, dass die Gesamtsumme nicht die 801 Euro beziehungsweise 1.602 Euro übersteigt. Ansonsten ist das Steuerhinterziehung.

    Thesaurierend oder ausschüttend: So agierst du steuerlich sinnvoll

    Abgesehen von der Vorabpauschale wirkt bei thesaurierenden ETFs ein Steuerstundungseffekt. Das bedeutet, dass die Steuern erst am Ende (beim Verkauf) bezahlt werden. Das ist positiv zu bewerten, da, umso länger das Geld bei dir verweilt, umso länger kann es sich vermehren und für dich “arbeiten”.

    Bei den ausschüttenden ETFs zahlst du die Kapitalertragssteuer dann entsprechend, wenn die Ausschüttung stattfindet. Jetzt lautet die Frage allerdings nicht mehr: “Thesaurierend oder ausschüttend?”, sondern, wie kannst du diese beiden Varianten bestmöglichst miteinander kombinieren, um damit Steuern zu sparen?

    Thesaurierend oder ausschüttend: So agierst du steuerlich sinnvoll

    Das heißt im Umkehrschluss, dass du herausfinden musst, wie viel du in einen ausschüttenden ETF investieren solltest, damit du am Ende 801 Euro (oder etwas weniger) pro Jahr an Ausschüttungen erhältst. Diese wären dann ja steuerfrei. Hier ist es sinnvoll einen etwas kleineren Betrag zu wählen, da für die Vorabpauschale ebenfalls ein gewisser Freibetrag benötigt wird. 

    Möglich wären also hier 700 Euro für den ausschüttenden ETF und 101 Euro für den thesaurierenden ETF.  Alles, was darüber hinausgeht, investierst du dann in den thesaurierenden ETF, um so vom Steuerstundungseffekt profitieren zu können. Wie groß ist jetzt also dieser Betrag x?

    Einen Faktor, den du dabei berücksichtigen musst, ist die Ausschüttungsrendite des ETFs. Diese kann je nach Strategie unterschiedlich ausfallen. Setzt du auf einen Dividenden-ETF wird die Ausschüttungsrendite wesentlich höher sein, als beispielsweise bei einem Technologie-ETF. Zudem kann die Ausschüttungsrendite stark schwanken. 

    Die Ausschüttungsrendite findest du im Factsheet des jeweiligen ETFs. 

    Deine Rechnung kann exemplarisch also folgendermaßen aussehen:

    Freibetrag / Ausschüttungsrendite = Betrag 

    Beispiel:

    700 / 0,02 = 35.000 Euro

    Du könntest also bei einer Ausschüttungsrendite von 2 Prozent einen Betrag von 35.000 Euro in deinen ausschüttenden ETF investieren.

    Die Ausschüttungsrendite findest du im Factsheet des jeweiligen ETFs. 

    Steuerliche Besonderheit bei Aktienfonds

    Mit der sogenannten Teilfreistellung wird der zu versteuernde Gewinn bei einem Aktienfonds oder ETF auf Aktien um 30 Prozent vermindert. Du zahlst also auf 70 Prozent deines Gewinns Steuern. Diese Regelung greift, bei einem ETF mit mehr als 50 Prozent Aktienquote. Das betrifft nur den Gewinn, der über den Freistellungsauftrag hinausgeht.

    Komemn wir also zurück auf unsere Ausschüttungsrendite. In unserem Beispiel lag diese bei 2 Prozent. Von diesen 2 Prozent musst du demnach nur 70 Prozent versteuern. Die restlichen 30 Prozent sind steuerfrei. 

    Für diese Berechnung hat Finanzfluss einen kleinen Rechner gebaut, den du gern nutzen kannst:

    https://www.finanzfluss.de/rechner/etf-freibetrag-optimieren/

    Unser Ergebnis würde dann folgendermaßen aussehen:

    Sprich du kannst 50.000 Euro in einen ausschüttenden ETF investieren, um vollumfänglich vom Sparerpauschbetrag zu profitieren. Alles, was du darüber hinaus ansparst, kann in deinen thesaurierenden ETF wandern. 

    Bei dieser Strategie solltest du allerdings berücksichtigen, dass die Ausschüttungsrendite stark schwanken kann und deine ETF-Anteilswerte wahrscheinlich zunehmen werden. Das bedeutet, dass du mit der Zeit immer höhere Ausschüttungen bekommst, die dann deinen Freibetrag überschreiten. 

    Dieses “Problem” lässt sich darüber lösen, dass du Anteile deines ausschüttenden ETFs verkaufst und diese dann in den thesaurierenden ETF investierst. Das wiederum verursacht allerdings Transaktionskosten bei Kauf und Verkauf. 

    Thesaurierend oder ausschüttend: Steuern sparen nur mit thesaurierenden ETFs?

    Diese zugegeben eher aufwendige Lösung lässt sich auch leichter umsetzen, indem du nur in thesaurierende ETFs investierst und davon dann jährliche einen Teil verkaufst. Damit realisierst du Gewinne, die wiederum steuerpflichtig sind.

    Wie hoch dieser Teil x sein muss, um das bestmöglich Ergbenis zu erzielen, errechnest du wie folgt:

    Sparerpauschbetrag / Steuerpflichtiger Anteil = Betrag, den du jährlich steuerfrei beziehen kannst.

    801 Euro / 0,70 = 1.144 Euro

    Somit könntest du 1.144 Euro Kapitalerträge durch einen Teilverkauf deiner thesaurierenden ETFs steuerfrei realisieren. Diesen Anteil kannst du beispielsweise für dein jährliches Rebalancing nutzen oder um kurze Zeit später wieder zu investieren. Allerdings fallen auch hier wieder Transaktionskosten an.

    Thesaurierend oder ausschüttend: Steuern sparen nur mit thesaurierenden ETFs?

    Abschließend sei gesagt, dass du, wenn du Zeit und Muße hast, eine solche “Steuersparstrategie” gern umsetzen kannst, das aber kein Muss ist. Beschäftige dich zunächst mit den Basics und überlege ob dein ETF generell thesaurierend oder ausschüttend sein soll.

    Welche Ertragsverwendung nutzt du bei deinen ETFs und warum? Nutzt du eine Kombination aus beiden Varianten, um dir einen kleinen “Steuervorteil” zu verschaffen? Schreib es mir gern in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu lesen 🙂  

    Disclaimer

    Von der Autorin erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die Leser*innen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.

    MSCI ACWI: Reicht ein ETF für deinen Vermögensaufbau?

    MSCI ACWI: Reicht ein ETF für deinen Vermögensaufbau?

    MSCI World? MSCI Emerging Markets? S&P 500? MSCI World Small Cap? Oder vielleicht doch eine Kombination aus all diesen Indizes? Die Auswahl an ETFs ist riesig. Mittlerweile lassen sich mit ihnen die verschiedensten Branchen, Themen, Trends und Regionen abbilden. Doch muss es immer so kompliziert sein oder reicht möglicherweise ein ETF für deinen Vermögensaufbau aus? Dazu wollen wir uns den MSCI ACWI mal etwas näher anschauen, welche Vor- und Nachteile dieser hat und wie dieser im Vergleich zu den gängigen Indizes abschneidet.  

    Was beinhaltet der MSCI ACWI?

    MSCI ACWI steht für All Country World Index. Diesen kannst du aktuell von diesen drei Anbietern kaufen:

    AnbieterWKNFondsgröße in Mio. €TER in % p.a.AusschüttungReplikations-methode
    iSharesA1JMDF3.8590,20%Thesaurierendoptimiertes Sampling
    LyxorLYX00C7030,45%ThesaurierendSwap-basiert
    SPDRA1JJTC2.6360,40%Thesaurierendoptimiertes Sampling

    iShares bietet hier die günstigste Gesamtkostenquote und scheint bei den Anlegern gut anzukommen. Das relativ hohe Fondsvolumen spricht für dich. Nun wollen wir ein wenig tiefer in den Index eintauchen.

    Der MSCI ACWI umfasst mittlere und große Unternehmen aus 23 unterschiedlichen Industrie- und 25 Schwellenländern. Damit bietet ein EF basierend auf diesem Index Zugang zu circa 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung. 

    Was beinhaltet der MSCI ACWI?

    Der MSCI All Country World Index stellt damit eine Kombination aus den beiden Indizes MSCI World (Industrieländer) und MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) dar. Die Gewichtung erfolgt nach dem Geldwert der ausstehenden Aktien. Übersetzt in eine Formel hieße das: Gesamtzahl der ausstehenden Aktien multipliziert mit dem aktuellen Marktpreis einer Aktien.

    Hier ein Beispiel:

    Marktkapitalisierung Tesla 

    905 Mio. (ausstehende Aktien) x 757,50€ (aktueller Marktpreis) = 685,54 Mrd.€



    Was bedeutet dies nun für den MSCI ACWI? 

    Damit werden die Schwellenländer gerade mal mit etwas über 11 Prozent berücksichtigt, während die Industrieländer einen Anteil von über 88 Prozent ausmachen. Dies zeigt sich dann sehr deutlich, wenn wir einen detaillierteren Blick auf die einzelnen Regionen werfen.

    Hier kannst du sofort eine überproportionale Gewichtung der USA mit über 61 Prozent sehen. Erst weit dahinter folgen Japan, das Vereinigte Königreich, China, Kanada und Frankreich im einstelligen Prozentbereich. 

    Schauen wir uns nun die Branchen und Top-Ten Positionen des MSCI ACWI genauer an:

    Vordergründig finden wir in diesem Index Unternehmen, die sich auf die Bereiche IT, Finanzen, Zyklische Konsumgüter und Gesundheitsversorgung fokussieren. 

    Vorteile des MSCI ACWI

    Mit einem MSCI ACWI ETF hast du als Anleger die Möglichkeit bereits mit kleinsten Beträgen (ab 10 EURO) in eine enorme Vielzahl an Regionen, Ländern, Branchen und Unternehmen zu investieren. Damit ist mit nur einem einzigen ETF eine extrem breite Streuung sichergestellt, die dazu beiträgt das Gesamtrisiko eines Totalverlustes zu minimieren.

    Die Gesamtkostenquote zwischen 0,20 bis 0,45 Prozent ist vor allem im Vergleich zu einem aktiv gemanagten Fonds enorm niedrig. Würdest du alle diese Unternehmen selbst recherchieren und einzeln in dein Portfolio integrieren, würde das nicht nur einen extremen Zeitaufwand, sondern ebenso außerordentlich hohe Kosten durch entsprechende Gebühren bedeuten.

    Hinzu kommt der unverhältnismäßige Pflegeaufwand, der mit einem Depot dieser Größenordnung einhergeht. Ein jährliches Rebalancing ist mit nur einer Position weitaus unkomplizierter und schneller erledigt, als bei mehreren Hundert oder gar Tausend Unternehmen.



    Der MSCI ACWI eignet sich besonders für die Strategie des passiven Investierens in Kombination mit einem Buy-and-Hold Ansatz. Es gibt kaum einen leichteren Weg so breit diversifiziert und simpel in den langfristigen Vermögensaufbau zu starten. Nutzt du als Anleger*in zudem einen komplett automatisierten Sparplan kannst du dadurch bei vielen Brokern weitere Kaufgebühren einsparen und hast keinerlei Aufwand mehr. 

    Da der MSCI ACWI ETF vor allem als thesaurierende Variante angeboten wird, kannst du hier optimal den Zinseszinseffekt nutzen. Deine “Ausschüttungen” werden ohne Zutun in den gleichen ETF reinvestiert und deine regelmäßigen monatlichen, quartalsweisen oder halbjährlichen Zukäufe lassen dein Kapital weiter wachsen.

    Vorteile des MSCI ACWI
    • kann bereits ab sehr kleinem Betrag bespart werden
    • extrem breit diversifiziert – 85 % der weltweiten Marktkapitalisierung
    • sehr geringe Gesamtkostenquote ab 0,20%
    • perfekt geeignet für passives Investieren und langfristigen Vermögensaufbau
    • unkompliziert und für Einsteiger an der Börse geeignet

    Nachteile des MSCI ACWI

    Trotz der zahlreichen Vorteile, die der MSCI ACWI mit sich bringt, gibt es auch einige negative Aspekte, derer du dir bewusst sein solltest.

    Einer seiner positiven Eigenschaften kann ihm ebenso zum Nachteil gereichen. Da hier Industrie- und Schwellenländer zusammengefasst werden, besteht hier keine Möglichkeit für dich als Anleger*in eine eigene Gewichtung vorzunehmen. 

    In der Vergangenheit hat sich eine Verteilung von 70 Prozent Industrieländer-Anteil und 30 Prozent Schwellenländer-Anteil als ideal herausgestellt. Du musst dich allerdings mit der vorgegebenen Verteilung von 90 zu 10 Prozent abfinden. Gleiches gilt für die starke Konzentration auf US-amerikanische Aktien. Möchtest du diese ausgleichen, müsstest du ETFs anderer Länder zusätzlich in dein Portfolio integrieren. 

    Zudem umfasst der MSCI ACWI nur mittlere sowie große Unternehmen. Small Caps (kleine Unternehmen), die zwar risikobehafteter, aber zugleich höhere Renditechancen mit sich bringen können, werden hier außen vor gelassen.

    Nachteile des MSCI ACWI
    • strikte Gewichtung nach Marktkapitalisierung
    • keine Berücksichtigung von Small Caps

    Wie kann ich die Nachteile des MSCI ACWI ausgleichen?

    Um Industrie- und Schwellenländer individuell gewichten zu können, bietet sich eine Zusammenstellung von MSCI World und MSCI Emerging Markets an. Mit diesen beiden Indizes kannst du diese Regionen gleichermaßen abdecken.

    Bleibt noch die Problematik der fehlenden Small Caps. Diese sind auch im MSCI World und MSCI Emerging Markets nicht integriert. Um diese mit ins Portfolio zu packen, gibt es unter anderem folgende Alternativen:

    • MSCI World + MSCI Emerging Markets + MSCI World Small Cap + MSCI Emerging Markets Small Cap

    Diese Variante würde wiederum eine Mehrzahl an ETFs umfassen und trägt unter Umständen zu einem höheren Pflegeaufwand und größerer Komplexität bei. Darüber hinaus müsstest du dir überlegen, ob die Wahrscheinlichkeit auf eine höhere Rendite die zusätzlich anfallenden Kosten für alle ETFs überwiegt.



    • MSCI World IMI + MSCI Emerging Markets IMI

    Beide Indizes werden aktuell nicht angeboten, würden allerdings die Problematik der Unternehmensgrößen lösen, da hier sowohl Mid, Large als auch Small Caps enthalten wären.

    • MSCI ACWI IMI

    Die All-in-One Lösung. Mit diesem Index kannst du auf einen Schlag 99% der weltweiten Marktkapitalisierung abdecken. Derzeit findet sich dazu unter justetf.com nur ein einziger Anbieter: SPDR. Mit einer TER (Gesamtkostenquote) von 0,40 Prozent liegt dieser ETF im oberen Mittelfeld. 

    Mit dem MSCI ACWI IMI kannst du auf einen Schlag 99% der weltweiten Marktkapitalisierung abdecken.

    Komplizierter geht immer 

    Selbstverständlich kannst du eine Vielzahl von ETFs und diverse Indizes nutzen, um so dein Weltportfolio nach deinen Vorstellungen und Wünschen aufzubauen. Meine Meinung ist jedoch, dass es nicht besser wird, umso komplizierter es ist. Ein möglichst undurchsichtiges Depot mit unzähligen Wertpapieren spricht nicht unbedingt für eine durchdachte Strategie, die dir am Ende die angestrebte Rendite einbringt.

    Daher würde ich dazu tendieren eine einfache Basis aufzubauen, die mit einem automatisierten Sparplan läuft, um so einen stabiles Fundament für dein “Vermögenshaus” zu bauen. Weitere Investitionen sei es Krypto, Themen ETFs oder riskantere Anleihen kannst du als kleinere Investitionen im einstelligen Bereich deines Gesamtkapitals betreiben und mit Glück als zusätzlichen Renditebooster nutzen.

    Wenn du Pech hast, ist dieses eingesetzte Geld dann futsch. Versuch dir also eine stabile Grundlage zu schaffen. Das macht meines Erachtens am meisten Sinn und ich handhabe es nicht anders. 

    Möchtest du gern mehr Zeit investieren und dich täglich ausgiebig mit deinen Finanzen und deiner Kapitalvermehrung auseinandersetzen kann das Traden (aktive Investieren) oder eine Kombination aus fünf bis zehn verschiedenen ETFs, die zusätzliche die Assetklassen Rohstoffe und Immobilien abdecken, für dich geeignet sein. Das obliegt deinen persönlichen Präferenzen.

    Wie hast du dein Portfolio aufgebaut? Setzt du auf einen MSCI ACWI (IMI) oder eher eine Vielzahl an Wertpapieren? Schreib es mir gern in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu lesen 🙂

    Disclaimer

    Von der Autorin erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die Leser*innen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.