Mein Rückfall in die Kaufsucht

    Mein Rückfall in die Kaufsucht

    Mein Rückfall in die Kaufsucht

    Ich würde hier jetzt gern schreiben, dass das jetzt ein hypothetischer Beitrag ist, aber leider ist dem nicht so. Der Siegesrausch über meine gewonnene ein Jahr #noshoppingchallenge hielt leider nur sehr kurze Zeit an, beziehungsweise hat mich übermütig gemacht. Als ich noch dachte ich hätte es im Griff, geriet schon alles aus den Fugen.

    Warum hatte ich einen Rückfall in die Kaufsucht?

    Ich bin kein Psychologe oder Verhaltensforscher, daher kann ich mich diesem Problem nur aus einer sehr subjektiven Richtung nähern. Dass ich einen so starken Rückfall hatte, hat für mich folgende Ursachen. Zum einen denke ich, dass der Aufschub über das vergangene Jahr sehr große Willenskraft gekostet hat und diese war nun nach über 12 Monaten einfach aufgebraucht. Zum anderen sind in meinem Kopf die alten Gewohnheiten und die Verknüpfung zwischen Shoppen und dem dadurch ausgelösten Glücksgefühl einfach noch so stark, dass, wenn ich einmal nicht aufpasse direkt wieder in alte Verhaltensmuster falle. Mein Mindset hat sich einfach wieder geändert von: “Nein, ich darf nichts kaufen. Ich muss dieses eine Jahr durchhalten.” auf: “Na jetzt darf ich ja wieder. Nur diese eine Bestellung noch.” 

    Alles fing auch damit an, dass ich mit meinem Mann tatsächlich offline einkaufen war. Ich dachte dabei kann ja auch nichts schlimmes passieren. Ich will ja nur mal gucken. Der Klassiker des Selbstbetrugs. Jedenfalls stöberte ich mich dann durch alle Läden und wurde (leider) auch recht häufig fündig. Ein Rock hier, ein Schal dort, und den kuscheligen Pulli nehme ich auch noch mit. Brauch man doch jetzt auch, wenns kalt wird. Natürlich ist ein richtiger Kaufrausch nichts, ohne die entsprechenden online Bestellungen. Mir schwirrten da seit Wochen schon einige Teile im Kopf herum, die ich so in den Läden nicht gefunden hatte, also wurde geklickt und gescrollt was das Zeug hielt. Was genau dabei herausgekommen ist, kannst du weiter unten nachlesen.  



    Wie sah mein Rückfall aus?

    Vielleicht haben die einen oder anderen von euch es ja mitbekommen. Vor circa zwei Wochen startete wieder die jährliche Glamour Shopping Week. Für mich leider der Anlass zu einer absoluten Eskalation. Das schizophrene daran ist, dass ich mir folgender Dinge absolut bewusst war:

    • Mit Rabatten sparst du nicht, sondern du gibst natürlich trotzdem Geld aus

    • Die Rabatte sollen dich nur triggern, um noch mehr zu kaufen

    • Rabatte kommen immer wieder

    • Du übertreibst, so viele Sachen kannst du gar nicht brauchen

    • Du verfällst in alte Muster

    • Du hast gar nicht so viel Geld, um das alles zu bezahlen

    • Was sagt dein Mann, wenn wieder hunderte Paket eintreffen?

    • Du handelst gerade allem, was du im letzten Jahr gelernt hast, zuwider

    • Auch, wenn du das alles zurückschickst, mussten dafür trotzdem sinnlos Pakete ausgeliefert werden

    Trotz all dieser Gedanken konnte ich einfach nicht aufhören. Ich habe mal ausgerechnet wie viele Pakete ich bestellt habe, welche Kosten das verursacht hat und was ich letztendlich davon behalten habe. Und das alles innerhalb einer Woche.

    Wie bereits beschrieben fing alles mit dem offline Einkauf an. Dieser sah wie folgt aus:

     

    Wo?

    Was?

    Wie viel?

    H & M

    Pullover, Hemd

    42,48 EUR

    s.Oliver

    Hemd, Schal, Rock

    109,98 EUR

    Peek & Cloppenburg

    Rock

    29,99 EUR

    Hunkemöller

    3 x BH

    45,98 EUR

     

    Das heißt wir haben bei unserer kurzen Shoppingtour insgesamt 228,43 EUR ausgegeben.

     

    Dann ging es weiter mit den online Bestellungen:

      

    Wo?

    Was?

    Wie viel?

    Behalten?

    Kosten?

    H & M

    3 x Kleid dreireihige Kette, Longbluse

    92,95 EUR

    Kette, Longbluse

    26,55 EUR

    Mango

    2 x Kleid, Sweatshirt, Leggins

    117,96 EUR

    Kleid, Leggins

    51,98 EUR

    Zalando

    7 x Pullover, Rock, Schuhe, 2 x Kleid

    423,86 EUR

    Pullover

    24,99 EUR

    About You

    3 x Pullover, 3 x Schuhe

    301,38 EUR

    Pullover, Schuhe

    72,16 EUR

    Kapten & Son

    3 x Brillen

    243,95 EUR

    2 x Brillen

    142,40 EUR

    Luckyme online

    Strickmantel, Kleid, Pullover

    129,70 EUR

    Kleid

    44,90 EUR

    Calzedonia

    3 x Strumpfhose

    30,28 EUR

    3 x Strumpfhose

    30,28 EUR

    Asos

    2 x Leggins, Lederjacke, Kleid

    154,37 EUR

    Nakd

    Blazer, Bluse, Hose

    119,88 EUR

    Diese Sachen kamen insgesamt in 13 Paketen. In meinem Kaufrausch habe ich online innerhalb weniger Tage für sage und schreibe insgesamt 1.614,33 EUR Bekleidung bestellt. Mir wird jetzt in dieser Sekunde erst bewusst, wie viel das ist. Auch, wenn ich davon nicht alles behalten habe, ist es nichtsdestotrotz ein enorm hoher logistischer und umweltschädigender Aufwand, der da betrieben wurde und definitiv ein Rückfall in die Kaufsucht. Behalten habe ich Waren im Wert von 393,26 EUR. Rechne ich jetzt noch den Betrag von 228,43 EUR vom Kaufhausbummel dazu, komme ich auf unglaubliche 621,69 EUR.

    621,69 EUR, die ich innerhalb weniger Tage nur für Bekleidung, Schuhe und Accessoires ausgegeben habe. 

    Ich wollte gerade schreiben: “Bitte sagt mir nicht, dass ich die Einzige bin, die so ist.” Aber ich muss sagen, dass ich mir wirklich wünschen würde, dass nur sehr wenige Menschen mit so etwas zu kämpfen haben. Jedoch befürchte ich, dass es doch eher umgekehrt ist. 

    Wie geht es weiter?

    Wie nach einem fetten Weihnachtsessen, an dem man sich schwört im neuen Jahr direkt wieder mit dem Sport anzufangen, habe ich mir wenige Tage nach dem Rückfall geschworen, wieder ein halbes Jahr eine Shoppingpause einzuhalten. Denn anscheinend bin ich ein Mensch der in Extreme verfällt. Ich kenne kein Maß. Bei mir gibt es entweder nur ganz oder gar nicht. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis! Jedoch fällt es mir gerade wieder sehr schwer mir ein solches Verbot aufzuerlegen, auch, wenn mir spätestens nach dem letzten Shoppinganfall klar sein müsste, dass es nicht anders geht. Direkt heute morgen habe ich wieder in einem Newsletter ein Kleid entdeckt, dass ich unbedingt haben wollte. Sofort habe ich gegoogelt, wo sich die nächste Filiale in meiner Nähe befindet. Ich will ganz ehrlich sein, ich weiß noch nicht, ob ich es kaufen werde oder nicht. Ich weiß auch noch nicht, ob ich wieder ein halbes oder vielleicht auch wieder ein ganzes Jahr ohne einzukaufen (Gott klingt das krank, dass Nicht-Einkaufen für mich eine der größten Herausforderungen ist) durchstehen „möchte“. Darüber muss ich mir die nächsten Tage erstmal im Klaren werden. Nur eines ist mir bewusst, so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ich halte weiterhin an meinen Vorsatz fest:

    • Mehr sparen und weniger Konsum   

    To be continued!

    Vom Shoppingrausch in die Ernüchterung: Warum kaufen wir so viel?

    Vom Shoppingrausch in die Ernüchterung: Warum kaufen wir so viel?

    Wie mein Mann immer so schön sagte: ich bin der perfekte Konsument. Anstatt eines Lohns, könnten mir auch Gutscheine ausgezahlt werden, die ich dann fleißig in den diversen Klamottenläden einlösen würde. Also zumindest war das vor über drei Jahren noch so. Aber warum habe ich eigentlich nicht aufhören können etwas zu kaufen, obwohl ich wusste, dass weder mein Geldbeutel noch meine Ehe, das auf lange Dauer aushalten würden? Warum machen wir immer weiter? Warum kaufen wir so viel? Wie schafft es die Industrie immer wieder unser Verlangen zu wecken? 

    Weniger zu kaufen fällt mir noch heute schwer

    Im September 2018 startete ich mit einem für mich fast aussichtslosem Projekt. Ich hatte beschlossen ein Jahr lang auf den Kauf von Bekleidung und anderen Konsumgütern zu verzichten. Für mich, die seit ihrem 14 Lebensjahr jeden Cent für Klamotten ausgegeben hatte, ein nahezu unvorstellbarer Plan. In den letzten Monaten vor meiner Shoppingabstinenz hatte der Kaufwahnsinn seinen Höhepunkt erreicht. 

    Schon lange konnte ich keine Pakete mehr nach Hause bestellen, da dies zu auffällig war. Mehrmals pro Woche fuhr ich nach der Arbeit ins Einkaufszentrum, um dort meiner Sucht nachzugehen. Dann konnte ich die Sachen so lange im Auto verstecken, bis sie ihren Weg heimlich in meinen Kleiderschrank fanden. Die Auseinandersetzungen zu Hause und auch die Anmerkungen aus dem Verwandtenkreis zu meinen Kaufverhalten wurden immer häufiger. 

    Long story short: Nach unzähligen innerlichen Kämpfen fasste ich den Entschluss ein Jahr aufs Kaufen zu verzichten und unfassbarerweise gelang es mir. Doch noch heute muss ich jeden Tag an mir arbeiten, um nicht wieder in alte Muster zurückzufallen. Noch heute muss ich Newsletter schnell wieder schließen, mich dazu zwingen mehrere Nächte über einen Kauf zu schlafen und täglich an meinem Mindset arbeiten. Dabei beschäftigt mich immer wieder die Frage: “Warum kaufen wir so viel?”

    “Warum kaufen wir so viel?”

    Warum kaufen wir so viel?

    Diese Frage ist gar nicht immer so leicht zu beantworten. Ein Faktor ist unser ständiges Mangeldenken. Dieses wird natürlich permanent durch Werbung jeglicher Art, sei es der Banner auf einer Webseite oder ein reichweitenstarker Influencer auf Instagram oder TikTok, der wieder ein tolles, neues Produkt in die Kamera hält. Das Gefühl von Mangel ist allgegenwärtig.  

    Ich bin nicht genug. Nicht schön genug. Nicht erfolgreich genug. Nicht smart genug. Mit dem Kauf eines Produktes, sei es ein iPhone oder eine Gucci Tasche, wird unserem Unterbewusstsein suggeriert, wir seien nur mehr wert und würden uns besser fühlen, wenn wir dieses oder jenes besitzen. Wir wollen eine Lücke im Innen mit Konsum im Außen füllen.



    Wir bilden uns ein durch die Produkte eleganter, kreativer, innovativer, kompetenter oder was uns auch immer gerade, unserer Meinung nach fehlt, zu wirken. So einfach und so effektiv. Nicht nur bei mir, sondern bei einem sehr großen Teil der Gesellschaft wird so die Lust auf immer mehr Konsum geschürt. 

     Gesamtausgaben für Bekleidung und Schuhe in Deutschland bei 54,72 Milliarden

    Im letzten Jahr (2020) lagen die Gesamtausgaben für Bekleidung und Schuhe in Deutschland bei 54,72 Milliarden EURO (Quelle:   https://de.statista.com/statistik/daten/studie/283616/umfrage/konsumausgaben-fuer-bekleidung-in-deutschland/) Ein deutlicher Rückgang zu den Jahren davor. Zu berücksichtigen gilt hier natürlich die absolute Ausnahmesituation bedingt durch die Corona-Pandemie. Wir dürfen gespannt sein, wo uns die Kurve im Jahr 2021 führt.

    Schauen wir kurz auf die Zeit vor der Pandemie. Laut deutschland.de lagen 2019 die Ausgaben für Bekleidung mit gerade mal 4,4% nur auf Platz 7 der insgesamt 10 genannten Posten. Das scheint jetzt auf den ersten Blick gar nicht so viel zu sein. Schaut man sich jedoch den Anteil für Bildung mit 0,7% an, der damit auf Platz 10 landet, wird einem schon etwas anders. (Quelle: https://www.deutschland.de/de/topic/leben/konsumausgaben-dafuer-geben-deutsche-ihr-geld-aus )

    98 Prozent unserer Entscheidungen trifft unser Unterbewusstsein

    Viele Forscher haben sich bereits mit der Frage: “Warum kaufen wir so viel?” auseinandergesetzt. Dabei ergaben sich folgende Erkenntnisse. Bei Rabattaktionen springt das Belohnungssystem unseres Gehirns an. Unsere vordere Großhirnrinde, die für das rationale Denken zuständig ist, hingegen setzt währenddessen aus. Unsere Kaufentscheidungen treffen in fast allen Fällen nicht aufgrund der Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen, sondern aus emotionaler Perspektive heraus. Bevor sich unser Kopf einschaltet, hat unser Bauch schon längst gesagt wo es lang geht. Da unser Unterbewusstsein schon lange darauf konditioniert ist, dass Rabatte und Sales mit positiven Gefühlen verknüpft sind, fährt unser Körper automatisch immer wieder dieses Programm.

    Aus den bisherigen Erfahrungen haben wir gelernt, dass ein (vermeintlich) günstiger Aktionskauf das pure Glück ist. Umso öfter wir diese Handlung wiederholen, umso selbstverständlicher läuft dieses Programm in unserem Inneren ab. Die Grundsteine für eine Gefühlsautobahn sind gelegt. Da schnelle Straßen für unser Gehirn weniger Aufwand bedeuten als holprige Sandwege, nehmen wir immer wieder die Auffahrt auf den Superhighway.  

    schnelle Straßen für unser Gehirn weniger Aufwand bedeuten als holprige Sandwege,

    Natürlich fragt sich auch das Marketing: “Warum kaufen wir so viel?” und macht sich diese menschlichen Mechanismen zunutze. Dabei werden sieben unterschiedliche Muster benutzt, die dazu animieren mehr zu kaufen:

    • FOMO (Fear of Missiong out): Wie häufig haben wir es schon erlebt, dass ein Produkt künstlich verknappt wird, um uns zu suggerieren, dass es davon nur noch wenige gibt. Allein der Gedanke daran, dass wir etwas verpassen könnten, lässt uns panisch werden. Also schnell noch in den Warenkorb damit. Puhhh nochmal Glück gehabt.
    • künstliche Exklusivität: Noch vor ein paar Jahren waren Shoppingclubs der heiße Scheiß. Die Produkte waren besonders beliebt, weil dem Kunden vermittelt wurde, dass er nur über eine Einladung in den Kreis der Elite-Shopper aufgenommen kann. Exklusiv nur für dich, du bist etwas gaaaanz besonderes!



    • Retourebonus: Wir neigen eher dazu etwas zu kaufen, wenn wir denken, dass wir dabei kein Risiko eingehen. Wir können die Produkte ja immer wieder zurückschicken, umtauschen oder unser Geld zurückverlangen. Meist ist es jedoch so, wenn wir die Sachen erst einmal zu Hause haben, dann bleiben sie auch meist dort. (Das kann ich zumindest aus eigener Erfahrung so sagen.)
    • Bargeldlos bezahlen: Unser Schmerzzentrum wird aktiviert, wenn wir tatsächliches Papiergeld auf den Tresen legen müssen. Diesen unangenehmen Nebeneffekt des Einkaufens gibt es zum Glück in den Online-Shops nicht. Das ist nicht nur bequemer, sondern tut auch weniger weh. Hier ist meine Kreditkarte oder noch besser mit zwei Klicks via PayPal oder Klarna bezahlt. Soooo schön einfach!
    • die goldene Mitte: Ach nee zu teuer! Boah viel zu günstig das kann nicht gut sein.! Ach hier ist es ja, das klassische Angebot, genau in der Mitte. Perfekt! Produkte werden eher gekauft, wenn sich neben ihnen noch teurere und günstigere Varianten finden lassen.
    Produkte werden eher gekauft, wenn sich neben ihnen noch teurere und günstigere Varianten finden lassen.
    • die Illusion der Zugehörigkeit: Wahrscheinlich einer der häufigsten Antworten auf die Frage: “Warum kaufen wir so viel?” ist das Zugehörigkeitsgefühl. Früher wären wir ausgestorben, wenn wir aus der Gruppe verstoßen worden wären. Damit uns das unter keinen Umständen passiert, wollen wir auch heute noch uuuunnnbeedingt dazu gehören. Ansonsten sterben wir! Selbstverständlich spielt die Werbung mit diesem Urinstinkt und zeigt uns wie beliebt bestimmte Produkte bei anderen sind. Du kannst es ja mal bei dir selbst überprüfen. Klickst du bei TikTok eher aufs Herz, wenn das Video bereits von 1,7 Mio. Leuten geliket wurde oder auch, wenn es nur 24 waren?
    • die Empfehlung der (fast) besten Freundin: Einen Punkt möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Für mich ist der Verkauf von Produkten via Instagram und TikTok (allgemein Social Media) mit der Hauptgrund, warum ich so viel eingekauft habe. Hier wirken einfach viele der zuvor angesprochenen Mechanismen zusammen. Man ist sich rational darüber im Klaren, dass man diese Produkte nicht braucht und die Dame in der Story nicht die beste Freundin ist, aber ich komme nicht umhin den Kauf-Button zu klicken. Sie empfiehlt es doch und dann hat sie auch noch einen Rabatt-Code!!!! Oh mein Gott, das muss ich haben! Sie hat ein so perfektes Leben. Das will ich auch. Wenn ich dieses Produkt kaufe, dann bin ich genauso erfolgreich, hübsch, beliebt….. wie sie.



    Wie kann ich bewusster konsumieren?

    Wir sind zwar keine hirnlosen Maschinen, die einfach alles nach Hause schleppen, was ihnen über den Weg läuft, aber vor Werbung und deren Einflüsse ist niemand gewahr. Auch, wenn Menschen behaupten, sie würden sich durch das Marketing nicht beeinflussen lassen, ist das ein Trugschluss. Niemand kann sich den emotionalen Botschaften entziehen. Aber, wie kann ich denn nun dagegen vorgehen?

    Niemand kann sich den emotionalen Botschaften entziehen.

    Drei Schritte, die dir dabei helfen weniger zu shoppen:

    • Achtsamkeit: Ein achtsamer Umgang mit deinen Gedanken und Gefühlen ist der erste alles. Alle Gegebenheiten, alle Handlungen beginnen mit deinen Gedanken und die Emotionalen, die diese auslösen. Daraufhin wirst du etwas tun und ein entsprechendes Ergebnis erhalten. Sei also so achtsam im Umgang mit dir selbst wie möglich. Schreibe dir deine Glaubenssätze nieder und arbeite daran diese zu transformieren.
    • Bedürfnisse verstehen: Hast du analysiert, wann du besonders den Drang dazu verspürst einzukaufen. Bist du vielleicht gestresst, gelangweilt, nervös, verärgert, enttäuscht? Mache dir eine Liste mit Dingene, die diesen Gefühlen eher entsprechen würde. Zum Beispiel: ein Telefonat mit einer guten Freundin, eine Runde Yoga, Joggen, Gitarre spielen, häkeln, ein Buch lesen, gärtnern, kochen, malen, …
    • Schmerz vermeiden / Freude empfinden: Unser Hirn wird von zwei wesentlichen Kriterien beeinflusst. Das ist zum einen die Vermeidung von Schmerz und zum anderen das Empfinden von Freude. Finde heraus, welche Variante dich mehr motiviert. Entweder machst du Einkaufen in deinen Gedanken zu einem so schmerzhaften Erlebnis, dass du nicht anders kannst, als die Finger davon zu lassen oder du verbindest das größte Glücksgefühl damit auf deine Ziele hinzusparen. Probiere aus, welche Version für dich am besten funktioniert. Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem. 

    Was denkst du, warum kaufen wir so viel? Kannst die beschriebenen Verhaltensmuster bei dir selbst beobachten? Shoppst du auch oft ungewollt zu viel? Schreib es mir gern in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu lesen 🙂

    Wie ich in den letzten 10 Jahren 75.000 EUR verloren habe

    Wie ich in den letzten 10 Jahren 75.000 EUR verloren habe

    75.000-euro-verloren

    Wie ich in den letzten 10 Jahren 75.000 EUR verloren habe

    Meine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen und diese ganze Rechnerei faszinieren mich ja schon irgendwie. Ohne, dass ich jetzt ein Mathegenie gewesen wäre, ganz im Gegenteil, wenn beste Freundin mir damals zu Schulzeiten nicht ständig den Arsch gerettet hätte, dann wäre das wohl nix geworden mit der Allgemeinen Hochschulreife. Ich musste damals aufgrund meiner Fächerkombination in Mathematik Abitur ablegen und das war gelinde gesagt ziemlich beschissen, also mit Nachprüfung und allem drum und dran. Nun sitze ich hier und bastle gern Tabellen und will sehen, wie mein kleiner Geldhaufen wächst. Ich glaube, wenn es solche Beispiele damals in der Schule gegeben hätte, wäre ich vielleicht ein bisschen interessierter gewesen. 😉

    Titelbild: Unsplash / Robert Anasch / 2021

    So viel Geld habe ich in den letzten 10 Jahren für Bekleidung ausgegeben

    In meinem letzten Beitrag habe ich euch ja davon berichtet, wie viel Geld ich für Bekleidung und andere Dinge ausgegeben habe. Insgesamt waren das hochgerechnet auf die letzten 10 Jahre etwa 51.500 EUR. Dabei habe ich auch meinen geringeres Einkommen in den Jahren zuvor mit einbezogen. Nichtsdestotrotz können sich diese 51.500 EUR schon sehen lassen. Also ich würde sie nehmen. Nur noch dramatischer wird es, wenn wir uns diese Summe mal im Zusammenhang mit einer Anlagestrategie anschauen, denn ich habe die 51.500 EUR nicht nur verkonsumiert, sondern im Prinzip durch das Nicht-Anlegen auch noch 24.000 EUR verloren. Hähh, wie das denn? Wie ich das meine, will ich hier mal kurz in einer Tabelle zusammenfassen:

    JahrKlamotten-GeldRendite MSCI WorldRendite in €Rendite + Klamotten-Geld
    20082.000,00 €-38,30%-766,00 €1.234,00 €
    20092.000,00 €26,50%857,01 €4.091,01 €
    20102.000,00 €10,60%645,65 €6.736,66 €
    20112.000,00 €-3,50%-305,78 €8.430,87 €
    20123.000,00 €14,60%1.668,91 €13.099,78 €
    20134.000,00 €29,60%5.061,54 €22.161,32 €
    20145.000,00 €10,40%2.824,78 €29.986,09 €
    20156.000,00 €2,60%935,64 €36.921,73 €
    20168.000,00 €9,60%4.312,49 €49.234,22 €
    20178.000,00 €19,10%10.931,74 €68.165,95 €
    20189.500,00 €-2,50%-1.941,65 €75.724,31 €
    51.500,00 €24.224,31 €

     



    Was ist mir dabei durch das Nicht-Anlegen zusätzlich flöten gegangen?

    Für dieses Beispiel habe ich mal angenommen, dass ich jedes Jahr eine gewisse Summe für Bekleidung ausgegeben habe. Von zaghaften 2.000 EUR im quasi nahezu mittellosen Alter von 18 bis hin zu meinen stolzen, an Wahnsinn grenzenden 9.500 EUR im letzten Jahr. Dann komme ich am Ende auf das nette Sümmchen von 51.500 EUR. Jetzt muss ich ein bisschen an deine Vorstellungskraft appellieren. Also fantasieren wir uns gemeinsam in das Jahr 2008 zurück und auf wundersame Weise gebe ich mein Geld nicht für Klamotten aus, sondern investiere es in den MSCI World. Dieser ist vor zehn Jahren mit -38% zur Zeit der Wirtschaftskrise ziemlich abgeschmiert. Somit hätte ich in diesem ersten Jahr etwa 766 EUR “verloren”. Zusätzlich war mein Vergangenheits-Ich auch schon so schlau, wie ich das heute bin und hätte aus Angst nicht alles verkauft, sondern auf eine Buy-and-Hold Strategie gesetzt. Das heißt ich hätte mein Geld nicht aus dem Markt gezogen, sondern auch noch im Gegenteil was total Verrücktes gemacht. Nämlich jedes Jahr das Geld, dass ich sonst für Bekleidung ausgegeben hätte, oben drauf gelegt. Trotz dieses anfänglichen “Verlustes”, sieht das am Ende dann ziemlich gut aus, denn ich hatte nicht nur das gesparte Geld plus das Geld, dass ich jedes Jahr dazu gepackt hätte, sondern noch die nette Rendite vom MSCI World. Auch, wenn diese zwischendurch stark schwankt, liegt sie innerhalb der letzten 10 Jahre durchschnittlich bei einem Plus von 8%.

    So habe ich also nicht nur 51.500 EUR für Klamotten ausgegeben, sondern auch noch 24.000 EUR on top eingebüßt. Insgesamt ein wirklich nettes Sümmchen von etwa 75.000 EUR. Son Polster wäre schon was Feines gewesen. Für mich ein ziemlicher Batzen Kohle. Aber genug der Träumerei. Ich habe quasi null Euro, aber dafür einen platzenden Kleiderschrank mit Dingen, die nahezu auch nur noch null Euro wert sind, sieht man mal von den etwas teureren Taschen ab. Na herzlichen Glückwunsch! Hilft ja alles nichts, sich jetzt darüber zu ärgern was ich alles nicht gemacht habe. Das einzig Fatale wäre nur, aus dieser theoretischen Rechnung nichts zu lernen. Deshalb werde ich es jetzt richtig angehen!    

    Unsplash / Michael Longmire / 2019