Nov 14, 2019

    Wie beeinflussen die Sozialen-Medien dein Kaufverhalten?

    In meiner Zeit bevor ich mir noch nicht wirklich darüber im Klaren war, wie viel ich eigentlich einkaufe, hatte ich noch die Vorstellung davon, dass Instagram, Newsletter und Outfit-Seiten auf Facebook einfach nur inspirierend wirken. Doch spätestens, als ich die erste große Kiste Gewürze bestellt hatte, nur, weil gerade jemand eine Packung in die Kamera gehalten hat, hätte mir klar sein müssen, dass die Produkte auf Social Media mehr sind, als nur nett gemeinte Vorschläge.

    Titelbild: Unsplash / Georgia de Lotz / 2019

    Instagram – eine riesige Werbeplattform?!

    Ich muss zugeben, dass mir das nicht von Anfang bewusst war. Als ich mich vor etlichen Jahren bei Instagram anmeldete, konnte ich stundenlang in der App versinken, die mir überfilterte Scheinwelten zeigte. Nachdem ich mir meinen eigenen Feed mit entsprechenden Profilen und Hashtags zusammengestellt hatte, bekam ich nun täglich neueste Mode, aktuelle Make-Up Produkte und noch ein bisschen Geplänkel drum herum, um das Ganze hübsch zu verpacken, angezeigt. Dabei dachte ich in erster Linie nur daran mich unterhalten zu lassen. Kurz ein bisschen abschalten zwischen zwei Aufgaben. Aber, was all die schönen Bilder mit meinem Unterbewusstsein anstellten, war mir damals noch nicht wirklich klar. Nach den Gewürzen folgten etliche Lidschatten-Paletten, Lippenstifte, Nahrungsergänzungsmittel, Hosen und Pullover, die ihren Weg quasi direkt von Instagram in mein Zuhause fanden. 

    Ich muss zugeben, dass mir das Ausmaß auch erst richtig bewusst wurde, als ich mir mal wieder eine Story einer reichweitenstarken Influencerin anschaute, in der sie gerade die neuesten Teile ihrer Bestellung präsentierte und mein Mann meinte: “Das ist ja so als würde den ganzen Tag Home Shopping laufen. Eine riesen Werbesendung!”. Und ja recht hat er. In den Stories, die ich so normalerweise schaue, geht es zu 20% um den Alltag, der sich dort präsentierenden Menschen und in den restlichen 80% der Story, um Produkte, die verkauft werden. Natürlich kann man sich davon auch inspirieren lassen, aber welche Art von Inspiration ist es, sich jeden Tag anzuschauen, was eine andere Person trägt und sich zu wünschen das gleiche zu haben. Aber auch ich schaue mir die Stories, wenn es um Bekleidung geht auch sehr gern an, den Rest überspringe ich. Also auch ich bin nicht davor gefeit, mir den neuesten Fashion-Haul anzuschauen. Kann ich den Influencern da einen Vorwurf machen? Nein! Ich selbst entscheide, dass ich das gern sehen möchte und viele der Follower/innen fragen ja auch explizit nach diesen Dingen. Nur weil ich mich nicht für die neuesten Duftkerzen und Toppings für Smoothiebowls interessiere, scheint doch die Mehrheit der Storygucker daran interessiert zu sein. Wir sind süchtig danach uns anzuschauen, wie unsere “Vorbilder”, die sich so präsentieren, als wären sie unsere Freundinnen, sich kleidern, ihr Zuhause einrichten und was sie gerade essen. 

    Bei meinem Rückfall hat Instagram einen sehr großen Beitrag zu meinen vermeintlichen Wünschen geleistet. Ich war in diesem Moment nicht reflektiert genug und bin einfach wieder meinen alten Mustern gefolgt. Instagram und die Influencer machen es einem da natürlich so einfach, wie möglich. “Hier ist mein #Ootd ich hab euch hier direkt mal alles verlinkt. Für den Pulli, den ich gerade trage, einfach nur mal kurz nach oben swipen.” Lieb von dir Insta, wirklich, aber leider verleitest, du viele Menschen zu zahlreichen unnötigen Käufen. Besonders problematisch finde ich, dass sich so viele, sehr junge Menschen auf der Plattform bewegen, die das mit Sicherheit nicht so reflektiert betrachten, wie ich das im Moment hier gerade tue. Immerhin ist es mir noch vor einem Jahr ebenso ergangen und auch im Oktober beim Rückfall, habe ich nicht gerade ein rationales Verhalten an den Tag gelegt.



    Hier einige Facts zu Instagram:

    • im Juni 2018 knackte Instagram die 1 Milliarde
    • 500 Millionen nutzen das Netzwerk täglich
    • Anzahl der Unternehmen auf Instagram: mehr als 25 Millionen
    • 31% der Instagram Nutzer weltweit sind zwischen 18 und 24 Jahren alt
    • 32% der Nutzer sind zwischen 25 und 34

    [Quelle: https://www.statista.com/statistics/325587/instagram-global-age-group/]

    • Instagram hat jetzt mehr als 2 Millionen monatliche Werbetreibende und 25 Millionen Businessprofile
    • über 200 Millionen Instagrammer besuchen täglich mindestens ein Unternehmensprofil
    • es gibt 500.000 aktive Influencer auf Instagram
    • 78% der Influencer bevorzugen Instagram für die Markenkooperation
    • 55,4% der Influencer nutzen Instagram Stories für gesponserte Kampagnen

    [Quelle: https://www.omnicoreagency.com/instagram-statistics/]

    Wie beeinflussen Influencer unser Kaufverhalten?

    Zu diesem Thema gibt es bereits einige Studien. ich habe hier mal die von PWC herangezogen. 

    [Quelle: https://www.pwc.de/de/handel-und-konsumguter/pwc-zwischen-entertainer-und-werber.pdf]

    Hier die wichtigsten Fakten:

    • 16 -19 Jährige sind täglich rund 5 Stunden auf Social-Media-Kanälen aktiv
    • in dieser Zielgruppe sind Youtube (96%) und Instagram (73%) die beliebtesten Plattformen
    • 30% der Befragten ist bereits durch Influencer auf ein Produkt aufmerksam geworden, bei den 16 -19 Jährigen sind es 76 (!) %
    • bereits 29% der Befragten haben bereits aufgrund einer Influencer Empfehlung ein Produkt gekauft 
    • dabei geben Frauen im Schnitt 71 EUR aus, während Männer mit 131 EUR etwas tiefer in die Tasche greifen

    Fazit: 

    Wir interagieren mit den Sozialen-Medien, um mit anderen in Kontakt zu bleiben und uns inspirieren zu lassen. Das sind zwei sehr schätzenswerte Merkmale. Jedoch ist der Grat zwischen Inspiration und Verkaufsshow hier oft sehr schmal. Wir lassen uns das Gefühl vermitteln, dass wir jemanden vor uns haben, den es nachzueifern gilt. Wir werden permanent dazu angeregt uns mit anderen zu vergleichen und lassen uns dabei vorgaukeln, dass, wenn wir nur ein paar von den Dingen hätten, die diese Person uns da gerade präsentiert, wir uns definitiv besser fühlen würden.

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich weder mit den Gewürzen noch mit den zahlreichen Bestellungen von Hosen und Pullover, die an mir allesamt furchtbar aussahen, ein erfüllteres Leben geführt habe. Wie gesagt ich kann den ganzen Influencer/innen da keinen Vorwurf machen. Für sie ist das ein Job, für den sie bezahlt werden. Gesetzlich wird versucht den Verbraucher durch die Kennzeichnung “Werbung” vor den teils offensichtlichen, teils unterschwelligen Produktplatzierungen zu schützen. Der Unterschied zwischen gekennzeichneter Werbung in anderen Medien ist für mich hier jedoch, dass diese von jemandem präsentiert wird, der sich authentisch gibt und dem ich mein Vertrauen schenke. Zumindest, wenn ich demjenigen gern folge, wird das sicher einen Grund haben. Wahrscheinlich mag ich die Person und bin auch eher geneigt ihr zu glauben. Ich finde sie sympathisch. Ich finde die Produkte, die sie verwendet sympathisch. In mir wird der Wunsch geweckt diese Produkte auch zu besitzen. Bei dieser Kette, die in wahrscheinlich nicht nur in meinem Unterbewusstsein abläuft, nützt auch die Kennzeichnung “Werbung” häufig nichts. Daher kann und muss sich jeder hier ein Stück weit selbst schützen.

    Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass eine Instagram-Story eine reine Verkaufsveranstaltung sein kann. Auch, wenn wir uns gern von diesen Leuten inspirieren lassen, müssen wir uns bewusst sein, dass wir dafür nicht deren angepriesene Produkte benötigen, um ein besseres Leben zu führen. Also lasst uns mit mehr Achtsamkeit und mit einem größeren Bewusstsein den Umgang mit unseren Sozialen-Medien genießen.