Okt 24, 2019

    Mein Rückfall in die Kaufsucht

    Ich würde hier jetzt gern schreiben, dass das jetzt ein hypothetischer Beitrag ist, aber leider ist dem nicht so. Der Siegesrausch über meine gewonnene ein Jahr #noshoppingchallenge hielt leider nur sehr kurze Zeit an, beziehungsweise hat mich übermütig gemacht. Als ich noch dachte ich hätte es im Griff, geriet schon alles aus den Fugen.

    Warum hatte ich einen Rückfall in die Kaufsucht?

    Ich bin kein Psychologe oder Verhaltensforscher, daher kann ich mich diesem Problem nur aus einer sehr subjektiven Richtung nähern. Dass ich einen so starken Rückfall hatte, hat für mich folgende Ursachen. Zum einen denke ich, dass der Aufschub über das vergangene Jahr sehr große Willenskraft gekostet hat und diese war nun nach über 12 Monaten einfach aufgebraucht. Zum anderen sind in meinem Kopf die alten Gewohnheiten und die Verknüpfung zwischen Shoppen und dem dadurch ausgelösten Glücksgefühl einfach noch so stark, dass, wenn ich einmal nicht aufpasse direkt wieder in alte Verhaltensmuster falle. Mein Mindset hat sich einfach wieder geändert von: “Nein, ich darf nichts kaufen. Ich muss dieses eine Jahr durchhalten.” auf: “Na jetzt darf ich ja wieder. Nur diese eine Bestellung noch.” 

    Alles fing auch damit an, dass ich mit meinem Mann tatsächlich offline einkaufen war. Ich dachte dabei kann ja auch nichts schlimmes passieren. Ich will ja nur mal gucken. Der Klassiker des Selbstbetrugs. Jedenfalls stöberte ich mich dann durch alle Läden und wurde (leider) auch recht häufig fündig. Ein Rock hier, ein Schal dort, und den kuscheligen Pulli nehme ich auch noch mit. Brauch man doch jetzt auch, wenns kalt wird. Natürlich ist ein richtiger Kaufrausch nichts, ohne die entsprechenden online Bestellungen. Mir schwirrten da seit Wochen schon einige Teile im Kopf herum, die ich so in den Läden nicht gefunden hatte, also wurde geklickt und gescrollt was das Zeug hielt. Was genau dabei herausgekommen ist, kannst du weiter unten nachlesen.  



    Wie sah mein Rückfall aus?

    Vielleicht haben die einen oder anderen von euch es ja mitbekommen. Vor circa zwei Wochen startete wieder die jährliche Glamour Shopping Week. Für mich leider der Anlass zu einer absoluten Eskalation. Das schizophrene daran ist, dass ich mir folgender Dinge absolut bewusst war:

    • Mit Rabatten sparst du nicht, sondern du gibst natürlich trotzdem Geld aus

    • Die Rabatte sollen dich nur triggern, um noch mehr zu kaufen

    • Rabatte kommen immer wieder

    • Du übertreibst, so viele Sachen kannst du gar nicht brauchen

    • Du verfällst in alte Muster

    • Du hast gar nicht so viel Geld, um das alles zu bezahlen

    • Was sagt dein Mann, wenn wieder hunderte Paket eintreffen?

    • Du handelst gerade allem, was du im letzten Jahr gelernt hast, zuwider

    • Auch, wenn du das alles zurückschickst, mussten dafür trotzdem sinnlos Pakete ausgeliefert werden

    Trotz all dieser Gedanken konnte ich einfach nicht aufhören. Ich habe mal ausgerechnet wie viele Pakete ich bestellt habe, welche Kosten das verursacht hat und was ich letztendlich davon behalten habe. Und das alles innerhalb einer Woche.

    Wie bereits beschrieben fing alles mit dem offline Einkauf an. Dieser sah wie folgt aus:

     

    Wo?

    Was?

    Wie viel?

    H & M

    Pullover, Hemd

    42,48 EUR

    s.Oliver

    Hemd, Schal, Rock

    109,98 EUR

    Peek & Cloppenburg

    Rock

    29,99 EUR

    Hunkemöller

    3 x BH

    45,98 EUR

     

    Das heißt wir haben bei unserer kurzen Shoppingtour insgesamt 228,43 EUR ausgegeben.

     

    Dann ging es weiter mit den online Bestellungen:

      

    Wo?

    Was?

    Wie viel?

    Behalten?

    Kosten?

    H & M

    3 x Kleid dreireihige Kette, Longbluse

    92,95 EUR

    Kette, Longbluse

    26,55 EUR

    Mango

    2 x Kleid, Sweatshirt, Leggins

    117,96 EUR

    Kleid, Leggins

    51,98 EUR

    Zalando

    7 x Pullover, Rock, Schuhe, 2 x Kleid

    423,86 EUR

    Pullover

    24,99 EUR

    About You

    3 x Pullover, 3 x Schuhe

    301,38 EUR

    Pullover, Schuhe

    72,16 EUR

    Kapten & Son

    3 x Brillen

    243,95 EUR

    2 x Brillen

    142,40 EUR

    Luckyme online

    Strickmantel, Kleid, Pullover

    129,70 EUR

    Kleid

    44,90 EUR

    Calzedonia

    3 x Strumpfhose

    30,28 EUR

    3 x Strumpfhose

    30,28 EUR

    Asos

    2 x Leggins, Lederjacke, Kleid

    154,37 EUR

    Nakd

    Blazer, Bluse, Hose

    119,88 EUR

    Diese Sachen kamen insgesamt in 13 Paketen. In meinem Kaufrausch habe ich online innerhalb weniger Tage für sage und schreibe insgesamt 1.614,33 EUR Bekleidung bestellt. Mir wird jetzt in dieser Sekunde erst bewusst, wie viel das ist. Auch, wenn ich davon nicht alles behalten habe, ist es nichtsdestotrotz ein enorm hoher logistischer und umweltschädigender Aufwand, der da betrieben wurde und definitiv ein Rückfall in die Kaufsucht. Behalten habe ich Waren im Wert von 393,26 EUR. Rechne ich jetzt noch den Betrag von 228,43 EUR vom Kaufhausbummel dazu, komme ich auf unglaubliche 621,69 EUR.

    621,69 EUR, die ich innerhalb weniger Tage nur für Bekleidung, Schuhe und Accessoires ausgegeben habe. 

    Ich wollte gerade schreiben: “Bitte sagt mir nicht, dass ich die Einzige bin, die so ist.” Aber ich muss sagen, dass ich mir wirklich wünschen würde, dass nur sehr wenige Menschen mit so etwas zu kämpfen haben. Jedoch befürchte ich, dass es doch eher umgekehrt ist. 

    Wie geht es weiter?

    Wie nach einem fetten Weihnachtsessen, an dem man sich schwört im neuen Jahr direkt wieder mit dem Sport anzufangen, habe ich mir wenige Tage nach dem Rückfall geschworen, wieder ein halbes Jahr eine Shoppingpause einzuhalten. Denn anscheinend bin ich ein Mensch der in Extreme verfällt. Ich kenne kein Maß. Bei mir gibt es entweder nur ganz oder gar nicht. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis! Jedoch fällt es mir gerade wieder sehr schwer mir ein solches Verbot aufzuerlegen, auch, wenn mir spätestens nach dem letzten Shoppinganfall klar sein müsste, dass es nicht anders geht. Direkt heute morgen habe ich wieder in einem Newsletter ein Kleid entdeckt, dass ich unbedingt haben wollte. Sofort habe ich gegoogelt, wo sich die nächste Filiale in meiner Nähe befindet. Ich will ganz ehrlich sein, ich weiß noch nicht, ob ich es kaufen werde oder nicht. Ich weiß auch noch nicht, ob ich wieder ein halbes oder vielleicht auch wieder ein ganzes Jahr ohne einzukaufen (Gott klingt das krank, dass Nicht-Einkaufen für mich eine der größten Herausforderungen ist) durchstehen „möchte“. Darüber muss ich mir die nächsten Tage erstmal im Klaren werden. Nur eines ist mir bewusst, so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ich halte weiterhin an meinen Vorsatz fest:

    • Mehr sparen und weniger Konsum   

    To be continued!