Was ist ein Frugalist?
Im Laufe meiner Recherchen rund um die Themen Sparen und Anlegen, bin ich mehrfach auf einen bestimmten Begriff gestoßen: Frugalist. Ganz ehrlich, noch vor ein paar Monaten konnte ich mit dieser Bezeichnung überhaupt nichts anfangen, doch mittlerweile finde ich den Ansatz an sich ganz spannend. Auch Freunde haben mich bereits mehrfach mit Artikeln auf diese Lebensart aufmerksam gemacht. Und da wären wir auch schon beim Kern der Sache.
Titelbild: Depositphotos / 2019
Was ist ein Frugalist?
Frugalist leitet sich aus dem Wort frugal ab, was so viel bedeutet, wie einfach oder bescheiden. Die Bewegung der Frugalisten entstand während der Wirtschaftskrise 2008 in den USA. Der Begriff Frugalist wird besonders im Bezug auf die Lebensweise oder das Essen verwendet. Für einen Frugalisten ist die finanzielle Freiheit das oberste Ziel. Das bedeutet vor allem, dass er unabhängig von einem aktiven Einkommen leben kann. Es ist also nicht mehr notwendig einer geregelten Arbeit nachzugehen und der Frugalist kann bereits weit vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter eine Art Ruhestand genießen. Das klingt ja recht verlockend, aber wie funktioniert der vorverlegte Ruhestand?
Wie lebt ein Frugalist?
Natürlich muss man, um dieses Ziel zu erreichen einiges tun. In der Regel liest man, wenn es um das Thema Sparen geht, dass man etwa 10% seines Einkommens zur Seite packen soll. Das reicht jedoch bei weitem nicht, um einen vorzeitigen Ruhestand zu erreichen. Ein Frugalist spart etwa zwischen 60 – 70 % seines Einkommens, um so an sein Ziel zu gelangen. Wie du dir sicher denken kannst, muss man dafür auf einiges verzichten. Wenn man mal nach dem Begriff googelt, findet man zahlreiche Menschen, die einen sehr sparsamen Lebensstil verfolgen. Ein Beispiel ist: Lars Hattwig. Er selbst beschreibt, dass dabei nicht nur Urlaube und das Ausgehen mit Freunden dem Sparen zum Opfer gefallen sind, sondern ebenso elektrisches Licht und auch die Klospülung auf ein Minimum reduziert wurden. So konnte er mit Mitte 40 seinen Job als Meteorologe an den Nagel hängen und kann von nun an von seinen Ersparnissen leben. Jedoch ist das Sparen nur ein Teil des Frugalisten-Daseins. Der andere Teil beschäftigt sich mit dem Anlegen des gesparten Geldes. Denn in den meisten Fällen ist es nur so möglich bereits frühzeitig nicht mehr arbeiten gehen zu müssen. Der Frugalist bestreitet seine Ausgaben dann über seine passive Einkommensquelle, die er die ganzen Jahre zuvor genährt hat. ETFs sind hier das perfekte Beispiel.
In letzter Zeit wird das Thema Frugalismus von den Medien häufiger aufgegriffen und meist sehr drastisch dargestellt. Auch dazu gibt es verschiedene Auffassungen. Ein Frugalist zu sein, muss nicht zwingend bedeuten, dass man sozial vereinsamt und nur noch ein mal die Woche die Klospülung drücken kann. Meiner Meinung nach sollte es dabei vor allem um einen bewussten Konsum gehen und nicht um eine zwanghafte Einschränkung. Dann kann sich das Sparen auch als Lebensstil etablieren. Ähnlich wie eine Ernährungsumstellung statt einer Crash-Diät. Da muss jeder sein eigenes Mittelmaß, seine Balance zwischen Ausgaben und Sparen finden.
Was ist Berserker-Sparen?
Wenn man sich mit den Themen: “Frugalisten” und “Sparen” beschäftigt, kommt einem auch irgendwann mal der Begriff des Berserker-Sparens unter. Dieser bezeichnet meist den Lebensstil im Alter zwischen 20 und 30. Was macht diesen Zeitabschnitt so besonders? Die meisten Menschen befinden sich in dieser Zeit in einer Übergangsphase zwischen Schulabschluss, Ausbildung / Studium und dem Berufseinstieg. Vor allem in der Ausbildung und im Studium muss man (normalerweise) mit einem recht geringen Einkommen haushalten. Daher sind die Lebenshaltungskosten meist recht gering. Kleine Wohnung, kein Auto, keine Luxusurlaube und so weiter. Wenn man es schafft bereits in dieser Phase beginnt sein Geld zu sparen und zu investieren, wird es einem auch nicht so schwer fallen diese Angewohnheit im weiteren Verlauf des Lebens beizubehalten. Auch, wenn sich später durch Aufstiege und besser bezahlte Jobs das Einkommen erhöht, geht es beim Berserker-Sparen darum, seinen niedrigen Lebensstandard und die damit verbundenen geringen Kosten beizubehalten. Also du bist es gewohnt wenig auszugeben, da du nicht viel hast und legst bereits etwas zur Seite. Später verdienst du immer mehr, kaufst dir davon aber kein neues Auto und ziehst auch nicht in eine größere Wohnung, sondern legst weiterhin alles schön auf die hohe Kante.
Da ich mich in meinen 20igern eher mit dem Geld ausgeben, als mit dem intensiven Sparen beschäftigt habe, war das Berserker-Sparen für mich bisher kein Thema. Ich könnte mir auch nicht vorstellen mich wieder komplett auf die Ausgaben eines Studenten zu beschränken, auch, wenn wir eine (für Berliner Verhältnisse) nicht allzu teure Wohnung haben und ich erst vor kurzem mein Auto abgegeben habe. Ein Berserker-Sparer werde ich wohl nicht mehr. 😉 Derzeit liegt mein monatliches Sparziel bei 58%, das ich allerdings nicht immer erreiche und manchmal auch komplett verfehle. Auf Bekleidung zu verzichten ist für mich immer noch eine tägliche Herausforderung.