Mittlerweile ist es über zwei Wochen her, als der Russland-Ukraine-Konflikt mit einem gewalttätigen russischen Angriff in seinem ersten Höhepunkt mündete. Die verheerende politische Situation spiegelt sich als Krise im ETF-Portfolio wider. Welche Bedeutung die Ereignisse für dein Depot haben und was du jetzt tun solltest, klären wir in diesem Blogbeitrag!

    Disclaimer: Im folgenden Text geht es nicht um die für die ukrainische Bevölkerung tragischen Ereignisse, die in diesem Moment die Medien dominieren, sondern ausschließlich um die Frage, welche Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krieg aus jetziger Sicht auf die Führung eines passiven Privatanlegerdepots aus Indexfonds und ETFs hat. 

    Mein Depot steht im Minus – was soll ich tun?

    Ich kann dir eines verraten: in meinem Depot sieht es derzeit auch nicht sonderlich rosig aus, auch, wenn ich im Moment noch keine fette rote Zahl angezeigt bekomme. Natürlich sind fallende Kurse über einen längeren Zeitraum für mich auch erst einmal etwas Neues.

    Bisher habe ich nur den kleine Corona-Dip Anfang des Jahres 2020 mitbekommen und dieser war so schnell vorbei, dass an nicht von einem echten Crash sprechen konnte. Nichtsdestotrotz heißt es, in der jetzigen Situation die Nerven zu behalten.

    Hast du dein Portfolio so breit wie möglich über verschiedenste Länder, Regionen, Branchen und Unternehmen gestreut, am einfachsten umsetzbar mit ETFs, bleibt dir aktuell nur eines zu tun: Nichts. Du musst weder hektisch Anteile verkaufen noch verzweifelt versuchen den günstigsten Preis mitzunehmen.

    Mein Depot steht im Minus - was soll ich tun?

    Keep calm and Buy-and-Hold

    “It’s time, not timing.” Lautet deine Strategie Buy-and-Hold und siehst du dich als passiver Investor*in kommt es auf den Anlagezeitraum an und nicht auf den perfekten Moment. Um hier nochmal eine klare Abgrenzung zu schaffen: Beim aktiven Investieren wird unter anderem durch Market Timing oder Stockpicking versucht, die idealen Kaufs- und Verkaufsmomente zu ermitteln beziehungsweise durch die Auswahl vermeintlich unterbewerter Einzelaktien den Markt zu schlagen.  

    Studien historischer Daten haben gezeigt, dass, wenn man einen beliebigen 15 Jahres-Zeitraum des MSCI Worlds herauspickt, unabhängig vom Datum, nie Verluste eingefahren hat und weit entfernt von einer Krise im ETF-Portfolio war. Also egal, ob du von 1984 bis 1999 oder von 2002 bis 2017 investiert warst, du bist immer mit einem Plus nach Hause gegangen. Die Höhe des Gewinns mag zwar unterschiedlich sein, aber ins Minus bist du damit nie gegangen.

    Damit schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe: 

    • entspannt passiv investieren
    • wenig Aufwand bei Analyse, Recherche, Pflege deines Portfolios
    • optimiertes Rendite-Risiko-Verhältnis
    • in Crash-Situationen gehörst du zu den “Hartgesottenen” und nicht zu den “Zittrigen” 

    Du verspürst ein mulmiges Gefühl beim Blick in dein Depot – was nun?

    Fühlst du dich gerade beim Blick auf dein Depot besonders unwohl, hast du entweder nicht das passende Money-Mindset oder dich nicht richtig vorbereitet und musst nochmal die Schulbank drücken. Sprich Wissen aneignen, finanziellen Status quo überprüfen und damit dann deine Ziele sowie Strategie zur Erreichung festlegen. 

    Du verspürst ein mulmiges Gefühl beim Blick in dein Depot - was nun?

    Bist du hier bereits gut aufgestellt, kannst Nachts aber dennoch nicht schlafen, weil dir dein ETF-Portfolio Kopfschmerzen bereitet, solltest du nochmal über eine Neujustierung deiner Risikobereitschaft nachdenken. Möglicherweise solltest du den Anteil von risikoarm und risikobehafteter Anlage umgewichten. 

    In Zeiten, in denen die Kurse hervorragend stehen und nur einen Trend kennen, nämlich nach oben, ist es leicht zu sagen, man geht “all in”. Geht es aber über einen längeren Zeitraum südwärts und die Krise im ETF-Portfolio zeigt sich deutlich, bekommt der eine oder andere kalte Füße. Vielleicht ist dann eine 50 / 50 Verteilung doch passender als eine 80 / 20 Gewichtung. 

    Ein kleiner Tipp für dein Money-Mindset: Unter der Voraussetzung, dass du dich, wie von mir empfohlen gut vorbereitet und dir ein entsprechendes Weltportfolio aufgebaut hast, das auf einen Anlagehorizont von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren ausgerichtet ist, darfst dich über fallende Kurse “freuen”.

    Ja, du hast richtig gelesen. Sinkende Kurse sind in diesem Fall für dich ein Signal, dass du jetzt besonders günstig nachkaufen kannst. Bedeutet du bekommst für weniger Geld mehr Anteile.

    Die Moskauer Börse ist seit einer Woche geschlossen – was bedeutet das?

    Seit nun schon mehr als zehn Tagen ist die Moskauer Börse geschlossen. Die längste Börsenschließung in der jüngeren Geschichte Russlands. Damit sind russische Wertpapiere de facto nicht mehr investierbar. 

    Die Moskauer Börse ist seit einer Woche geschlossen - was bedeutet das?

    Die Ratingagenturen Moody’s, Fitch und S&P haben die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau herabgestuft. Letztere sogar zwei Mal. Seit 1998 könnte Russland erneut die Zahlungsunfähigkeit drohen. Besitzer russischer Anleihen dürfen sich zurecht fragen, ob sie ihr Geld jemals wieder sehen.

    Darüber hinaus ist der Rubel durch die Sanktionen der EU und USA, die jegliche Transaktionen mit der russischen Zentralbank verbieten, massiv eingebrochen. Gleiches gilt für russische Aktien wie Gazprom, Sberbank und Rosneft, die mitunter bis zu 90 Prozent an Wert verloren haben.

    Durch die Schließung der Börse in Moskau sind westlichen Investoren die Hände gebunden. Der Handel mit russischen Papieren wurde sowohl von der Deutschen als auch der Londoner Börse ausgesetzt. 

    Was passiert mit meinem MSCI Emerging Markets?   

    Auch die Fondsbranche bleibt von den aktuellen Geschehnissen nicht unberührt. Nachdem MSCI von zahlreichen Investoren, darunter Broker-Händler, Vermögensverwalter und Börsen die Rückmeldung erhielt, dass der russische Aktienmarkt derzeit nicht investierbar sei, musste der Indexanbieter handeln.

    Neben MSCI haben sich auch FTSE Russell und Stoxx dazu entschieden russische Werte aus den Fonds zu entfernen. Was bedeutete das nun für dich, wenn du in einen dieser Indizes investierst bist?

    Zunächst einmal hast du hier kein To-Do. Die Index- und ETF-Anbieter kümmern sich um die Neugewichtung und Umstrukturierung der entsprechenden Produkte. In welchem Maße sich diese Veränderungen letztendlich auf das Depot auswirken, bleibt abzuwarten.

    Was passiert mit meinem MSCI Emerging Markets?   


    Fakt ist jedoch, dass im MSCI Emerging Markets der Anteil russischer Aktien gerade mal bei etwa 3,3 Prozent. Hast du dir ein 80 / 20 Portfolio aufgebaut, indem 80 Prozent seines Portfolios in den MSCI World und 20 Prozent deines Portfolios in den MSCI Emerging Marketes investiert sind, beträgt der Anteil nur noch etwa 0,6 Prozent. Im MSCI All Country World Index (ACWI) finden sich russische Positionen noch mit ungefähr 0,4 Prozent wider. 

    Sollte ich jetzt meine Sparpläne stoppen oder gar Anteile verkaufen?

    Hast du dich wie oben beschrieben vorbereitet und ein durchdachtes Weltportfolio aufgebaut, solltest du deine Sparpläne auf keinen Fall stoppen. Genau jetzt ist der richtige Moment zu niedrigen Preisen einzukaufen. Du solltest also deine automatisierten Käufe definitiv weiterlaufen lassen.

    Es gibt derzeit keinen Grund, diese auszusetzen. Gleiches gilt, wenn du darüber nachdenkst, Anteile zu verkaufen. Niedrige Kurse schaden dir nur, wenn du in diesen Zeiten, zu diesen Preisen verkaufst. So realisierst du Verluste. Mit einem niedrigen Kurs in deinem Depot hast du noch lange nichts verloren.

    Deine Strategie lautet Buy-and-Hold mit einem enorm langen Anlagehorizont? Dann weißt du, was zu tun ist. Füße still halten und warten bis sich die “Welt AG” wieder aus dem Mist gewühlt hat. Wie immer bei Investitionen hängt dieses Vorgehen natürlich mit unseren Erwartungen, Hoffnungen und unserem Glauben zusammen.

    Krise im ETF-Portfolio: Sollte ich jetzt meine Sparpläne stoppen oder gar Anteile verkaufen?

    Anhand historischer Daten können wir sehen, dass es absolut sinnvoll ist in die weltweite Wirtschaft zu investieren. Ob das zukünftig so bleiben wird, weiß niemand. Doch die Zeichen dafür stehen, rückblickend betrachtet, positiv. Erwartest und glaubst du, dass sich die Wirtschaft global betrachtet, wieder erholt und ihren Aufwärtstrend beibehält, dann steht deiner Anlagestrategie nichts im Wege.

    Anders sieht es aus, wenn du dich für das aktive Investieren entschieden hast. Dann gibt es jetzt mit Sicherheit viele Positionen, die ge- und verkauft werden sollten oder müssen. Wie immer in Krisensituationen sind besonders hohe Gewinne möglich. Allerdings solltest du bedenken, dass du hier ein dementsprechendes Risiko eingehst. Wenn du dieses falsch einschätzt, kann sich das sehr schnell sehr unangenehm anfühlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dann Verluste realisieren musst, ist bedeutend höher. 

    Hast du weitere Fragen zu deinem Portfolio oder wie du jetzt vorgehen sollst? Dann schreib mir deine Anmerkungen gern in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu lesen :)