Jan 28, 2020

    Was ist der Bullenmarkt?

    Wenn man beginnt sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen, begegnet einem zwangsläufig irgendwann mal der Begriff: “Bullenmarkt”. Vor allem, da wir uns derzeit in einem solchen Markt befinden. Damit du diesen Begriff besser einordnen kannst, wollen wir uns nun genauer anschauen, was sich dahinter verbirgt.

    Titelbild: Unsplash / Martin Newhall / 2020

    Was ist der Bullenmarkt?

    Wie bereits erwähnt befinden wir uns derzeit in einem Bullenmarkt und das mittlerweile seit etwa neun Jahren. Der Bullenmarkt steht damit für anhaltend steigende Kurse. Ein Richtwert ist hie rein Anstieg von 20%. Ein weiterer Begriff, der diesen Trend bezeichnet, ist der französische Ausdruck “Hausse”. Dieser bedeutet soviel wie “Anstieg, Steigerung”. Genauso kann man bei einem lang anhaltendem Aufwärtstrend auch von einer Rally sprechen.

    Das Gegenteil des Bullenmarktes ist der Bärenmarkt. Diese beiden Tiere sind klassische Wahrzeichen des Wertpapierhandels und oftmals auch vor Börsengebäuden zu finden, wie beispielsweise hier vor der Frankfurter Börse. Schaut man sich die beiden Figuren etwas genauer an, kann man auch erkennen, dass der Bär eine leicht nach vorn geneigte und der Stier mit seinem gehobenen Kopf eine aufwärtsgerichtete Haltung andeuten. So kann man sich das “Auf” beim Bullen und das “Ab” beim Bären besser merken. 

    Ein Bullenmarkt entwickelt sich meist aus einem gesteigerten Vertrauen der Anleger heraus. Dadurch werden höhere Investitionen getätigt, die dann letztendlich in steigenden Kursen resultieren. Daraus kann sich eine entsprechende Eigendynamik entwickeln. Durch die steigenden Kurse, haben immer mehr Anleger ein positives Gefühl und wollen ebenfalls investieren. Dies kann dann zu einer Euphorie führen, in der die Hausse sich dem Ende nähert. Wann sich der Bullenmarkt jedoch dem Ende neigt, ist sehr schwer abzuschätzen. Denn, wie wir alle wissen, der Crash kommt, aber niemand kann genau sagen, wann.



    Der Bullenmarkt in der Vergangenheit

    Schauen wir doch mal ein wenig in die Vergangenheit, wie sich eine Hausse dort entwickelt hat. Nach einer gedrückten Stimmung, verursacht durch die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges haben sich die Kurse Anfang der 1920er Jahre nicht nur erholt, sondern bis zum Ende des Jahrzehnts zu einer wahren Euphorie entwickelt, die sich dann im Crash von 1929 entlud. Ein Begriff, der sich aus den Entwicklungen dieser Zeit herausgebildet hat, ist die sogenannte Dienstmädchenhausse. Diese bezeichnet den Zeitpunkt, ab dem das Vertrauen der Bevölkerung in die Börse so groß ist, dass auch ahnungslose Kleinanleger beginnen ihr Geld an der Börse zu investieren. In dieser Phase ziehen sich erfahrene Börsianer aus dem Markt zurück. Spätestens, wenn der “Bildzeitungsindikator” zu Tage tritt, sprich, wenn selbst die Bildzeitung von steigenden Kursen berichtet, ist das ein deutliches Signal, dass das Ende einer Hausse naht.

    Peter Lynch beschreibt diese Phasen in seinem Buch “Once Up On Wall Street” grob vereinfacht folgendermaßen:

    1. Phase: Wenn er auf einer Party erwähnt, was er beruflich macht und die umstehenden Personen gelangweilt weitergehen oder das Thema wechseln. Lieber unterhalten sie sich mit einem Zahnarzt über Zahnbelag.

    2. Phase: Die neu gewonnenen Bekannten bleiben nach der Verkündung des Berufs noch einen Moment länger, wenden sich bald aber wieder dem Zahnarzt zu. Die Kurse sind gestiegen, aber niemand merkt es.

    3. Phase: Wenn sich alle auf der Party um ihn scharen und Aktientipps wollen. Sogar der Zahnarzt erkundigt sich,

    4. Phase: Nicht nur der Zahnarzt, sondern auch seine Nachbarn beginnen nun ihm Aktientipps zu geben und diese klettern tatsächlich deutlich nach oben. Ein deutliches Zeichen, dass die Börse ihre Spitze erreicht hat und ein Absturz droht.

    Der Bullenmarkt heute

    Wie wir wissen, können wir die Zukunft nicht aus der Vergangenheit ableiten. Derzeit befinden wir uns in einem sehr lang anhaltenden Bullenmarkt. Seit 2009 befinden wir uns vor allem in einer US-amerikanischen Hausse. 2011 wurde dieser Trend bei uns in Europa mit einem deutlichen Kurssturz von mehr als 20 Prozent unterbrochen. Nichtsdestotrotz hält dieser Aufschwung bereits mehr als oder fast ein Jahrzehnt an. Was derzeit gegen einen herannahenden Crash spricht, ist die ausbleibende Euphorie, die den Zusammenbruch in der Vergangenheit ankündigte. Natürlich spielen dabei noch zahlreiche andere Faktoren, wie beispielsweise die aktuelle Zinspolitik, eine Rolle. Daher wird auch dieses Mal niemand genau vorhersagen können, wann wir uns einer Baisse nähern.