Finanzielle Ziele mit konkreten Zahlen planen
Bei der Visualisierung deiner Ziele hast du dir genau vorgestellt, wie dein zukünftiges-Ich die Erfüllung deiner Wünsche erleben wird. Doch diese Wünsche brauchen harte Fakten und zwar: Geld und Zeit. Nur so lassen sich finanzielle Ziele erreichen. Zwei Zahlen sollten am Ende deiner Überlegung in deinem Kopf verankert sein: Wie groß muss dein Vermögen sein und bis zu welchem Zeitpunkt möchtest du dieses zusammen haben.
Welche Summe benötigst du, um dir deinen Traum zu erfüllen?
Nehmen wir mal an, dass du gern im Alter von 55 Jahren in Altersteilzeit gehen möchtest. Ein so früher Renteneintritt ist in Deutschland nicht vorgesehen. Generell gilt, dass für jeden Monat, den du vor dem 67 Lebensjahr nicht arbeitest ein Abzug von 0,3 Prozent deiner Rentenansprüche entsteht. Die maximale Kürzung liegt bei 14,4 Prozent. Das bedeutet, dass du maximal vier Jahre früher, also mit 63 in Rente gehen kannst.
So werden deine Beiträge im Umlageverfahren an de ältere Generation weitergegeben. Möchtest du dann früher aufhören zu arbeiten, hast du von diesen Einzahlungen nichts. Der aktuelle Beitrag zur Rentenversicherung beträgt 18,6 Prozent des Bruttolohns. Davon trägt jeweils 9,3 Prozent der Arbeitgeber und 9,3 Prozent der Arbeitnehmer.
Dazu benötigst du circa 1.500 EUR im Monat, um davon leben zu können. Insgesamt pro Jahr sind das dann 18.000 EUR. Wie gesagt alles nur ein Beispiel, das hängt natürlich alles von deinen Wünschen ab. Finanzielle Ziele sind sehr individuell.
Die gibt’s leider nicht ohne, dass der Staat auch was davon abhaben will. Auf Kapitalerträge werden pauschal 25 Prozent Abgeltungssteuern plus 5,5 Prozent für den Solidaritätszuschlag berechnet. Fühlst du dich einer Religionsgemeinschaft zugehörig, fallen je nach dem noch maximal 9 Prozent Kirchensteuer zusätzlich an. Insgesamt kommst du demnach auf eine derzeitige Steuerlast von 26,375 Prozent (ohne Kirchensteuer).
Der Einfachheit halber lasse ich den Sparer-Pauschbetrag, den du über einen Freistellungsauftrag bei deinem Broker einreichen kannst und die individuellen Gegebenheiten beim persönlichen Steuersatz weg. Aufs Jahr gesehen bedeutet das also, dass du nicht nur 18.000 EUR aus deinen ETFs quetschen musst, sondern 24.000 EURO. Hinzu kommt eine jährliche Inflation von etwa 2 Prozent. Im Oktober 2021 liegen wir aufgrund der Corona-Pandemie sogar bei einer Inflationsrate von über 4 Prozent.
So kommen wir nach Steuern auf einen jährlichen Betrag von 24.000 EURO + Inflation.
Beispielrechnung:
1.500 EURO * 12 = 18.000 EURO
18.360 EURO / 0,75 = 24.000 EURO
24.000 EURO * 12 = 288.000 EURO
Bitte lass dich auf keinen Fall entmutigen, wenn deine Zahlen hier anders aussehen. Es gibt keine Altersgrenze, um sich mit seinen Finanzen zu beschäftigen und finanzielle Ziele festzulegen. Bis zu deinem tatsächlichen Renteneintrittsalter in 12 Jahren, aktuell mit 67 Jahren, benötigst du also noch knapp 300.000 Euro.
Natürlich ist dein Leben mit 67 Jahren noch lange nicht vorbei und du musst eine Rentenlücke von angenommen 1.000 EURO schließen. Dir ist ein langes und wundervolles Leben beschert, also packen wir auf die 67 noch mal 20 Jahre drauf.
Beispielrechnung:
1.000 EURO * 12 = 12.000 EURO
12.000 EURO / 0,75 = 16.000 EURO
16.000 EURO * 20 = 320.000 EURO
Zusammengefasst bedeutet das:
- Startkapital: 50.000 EURO
- 12 Jahre Altersteilzeit: pro Monat 1.500 EURO
- 20 Jahre Rentenlücke: pro Monat 1.000 EURO
- Ansparzeit: 25 Jahre
- benötigtes Kapital 55 – 67 Jahre inkl. Steuern und Inflation: 288.000 EURO
- benötigtes Kapital 67 – 87 Jahre inkl. Steuern und Inflation: 320.000 EURO
- gesamtes benötigtes Vermögen: 608.000 EURO
Finanzielle Ziele sollten Inflation und Kosten mit einbeziehen
Zusammengenommen sind wir dann bei 587.784 EUR. Um der Inflation entgegenzuwirken und ein Vermögen aufzubauen, hortest du dein Geld natürlich nicht auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto, sondern investierst es fleißig. Indexfonds bieten eine sehr gute Möglichkeit über einen langen Anlagehorizont risikooptimiert zu investieren. Aufgrund der breiten Streuung von Exchange Traded Funds wird die Wahrscheinlichkeit von Totalverlusten reduziert. Dabei sollte man sich natürlich vorher genauestens über finanzielle Ziele im Klaren sein, Risikoprofil definieren, sich eine Strategie überlegen und über das Produkt ETF sowie die Funktionsweise der Börse informieren. Lege dein Geld unter keinen Umständen einfach blind in irgendeinen ETF an, nur weil irgendjemand gesagt hat, dass das gerade der heiße Shit ist.
Eine Option für ein breit diversifiziertes Weltportfolio kann die Kombination aus MSCI World und MSCI Emerging Markets ETF sein. Die durchschnittliche Rendite des MSCI World lag in den letzten 10 Jahren bei 7,5 Prozent. Die Jahres-Rendite des MSCI Emerging Markets-Index erreichte in den vergangenen dreißig Jahren im Schnitt 10,4 Prozent.
Die optimale Risikoverteilung zwischen MSCI World und Emerging Markets besteht in einer 75/25 Aufteilung.
Von 100 EURO würdest du demnach 75 EURO in den MSCI World investieren, während du 25 EURO in den Emerging Markets anlegst.
75 * 12 = 900 EURO * 7,5% = 967,50 EURO
25 * 12 = 300 EURO * 10,4% = 331,20 EURO
Die durchschnittliche Jahresrendite beträgt demnach 8,2 Prozent. Dafür müssen wir nun noch die Inflation abziehen. Momentan würde davon also fast nichts übrig bleiben. In den letzten zehn Jahren lag die Inflationsrate allerdings im Schnitt deutlich unter 2 Prozent. Wann wir diese Marke wieder erreichen, kann ich und auch sonst niemand vorhersehen. Zudem ist die Inflationsrate ein individueller Faktor, da jeder anders konsumiert.
Für unsere Rechnung setze ich einmal 2 Prozent an, damit wir hier einen Richtwert haben.
Damit du das jetzt nicht alles selbst wie wild in Excel-Tabellen eintippen musst, hat da jemand schon mal was vorbereitet. Dafür gibt es beispielsweise diesen Sparplan Rechner:
https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php
Geben wir jetzt mal diese ganzen hypothetischen Daten ein, kommen wir auf folgendes Ergebnis:
Geben wir alle Daten entsprechend ein (Startkapital 50.000 EURO, Zinssatz 6,2 Prozent, Anlagehorizont 25 Jahre, Endkapital 608.000 EURO) kommen wir auf eine Sparrate von 547,25 EURO pro Monat. Rechnest du nun umgekehrt mit einem Entnahmerechner:
https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php
kannst du dir ohne Zinsen jeden Monat über 32 Jahre hinweg einen Betrag von 1.500 EURO ausbezahlen, von dem du allerdings noch die Steuern abziehen müsstest. Versuche diese Beispiele auf dich anzuwenden und berechne so finanzielle Ziele, die zu dir und deinen Plänen passen. Spiele ein bisschen mit den Rechnern herum. Bei der angegeben Rendite bin ich hier sehr optimistisch herangegangen. Schlechtere Renditen sind durchaus möglich.
Es ist immer noch eine risikoreiche Anlage an der Börse. Das solltest du dabei nicht vergessen. Aus diesem Grund solltest du immer auch einen risikoarmen Anteil auf einem Tagesgeldkonto parken. Die Gewichtung der beiden Anteile, also der risikobehaftete und der risikoarme kann ganz unterschiedlich aussehen. Dazu solltest du ganz genau dein eigenes Risikoprofil erstellen. Von einer 20 zu 80 bis zu ein 100 zu 0 Verteilung kann alles dabei sein.
Dein Risikoprofil hängt von diversen Faktoren, wie deinem Einkommen, Jobsicherheit, Versorgung von von dir abhängigen Personen, (Immobilien)Krediten, Alter, persönlicher finanzieller Risikoneigung und so weiter ab.