So leicht geht Rebalancing: Portfolio-Gewichtung wieder herstellen 

    So leicht geht Rebalancing: Portfolio-Gewichtung wieder herstellen 

    In wochenlanger Kleinstarbeit hast du dich auf deine ersten Investments vorbereitet. Du hast dir mit Hilfe von Büchern, Podcasts, YouTube Videos und Kursen das entsprechende Wissen angeeignet, eine Strategie erarbeitet und dir dein perfektes Portfolio zusammengestellt. 

    Du startest erfolgreich in die Umsetzung und alle Prozesse laufen automatisiert. Du musst nichts mehr tun. Stopp! An dieser Stelle muss ich deinen Traum von der perfekten Finanzplanung kurz unterbrechen. Auch, wenn du dich ideal vorbereitest hast und auf Buy-and-Hold setzt, lohnt es sich hin und wieder in dein Portfolio zu schauen und sogenanntes Rebalancing Portfolio-Gewichtungen wieder herzustellen.

    Wie das genau funktioniert, welche Fehler du vermeiden solltest und wie du sinnvoll Rebalancing betreiben kannst, schauen wir uns nun mal etwas genauer an.

    Die Ausgangslage – Welche Strategie hast du gewählt?

    Zunächst einmal kurz zur Ausgangslage. Ich habe eingangs bereits beschrieben. Du hast dich zuvor intensiv mit deinen Finanzen auseinandergesetzt und dir genau überlegt wie dein Portfolio aussehen soll. 

    Die nachfolgende Beispiele und Informationen sind auf zahlreiche Portfolio-Varianten anwendbar. Ich gehe hier allerdings von einem breit diversifizierten Weltportfolio bestehend aus den gängigen ETFs (Exchange Traded Funds) aus. 

    breit diversifizierten Weltportfolio

    Ein klassisches Beispiel dafür ist das 70/30 Portfolio bestehend aus dem MSCI World und dem MSCI Emerging Markets. Investierst du 100 Euro, so werden diese 100 Euro zu je 70 Prozent auf den MSCI World und zu 30 Prozent auf den MSCI Emerging Markets aufgeteilt. Sprich 70 Euro wandern in den ETF mit Fokus auf Industrieländer, während 30 Euro in den Schwellenländer-Fonds investiert werden.



    Diese Gewichtung von 70 zu 30 ist nicht zufällig gewählt. Anhand der Analyse zurückliegender Daten konnte festgestellt werden, dass diese Gewichtung zwischen Industrie- und Schwellenländern das bestmögliche Rendite-Risiko-Verhältnis hervorbringt. Damit ist gemeint, dass du bei dem geringstmöglichen Risiko die bestmögliche Rendite erzielen kannst, wenn du diese Verteilung anwendest.

    Warum sich ein 70/30 Portfolio lohnt, kannst du hier nochmal nachschauen:

    Nun ist der Blick in die Vergangenheit kein Garant für zukünftige Entwicklungen und niemand kann genau sagen, ob damit auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ähnlich positive Ergebnisse erzielt werden können. Nichtsdestotrotz ist diese Weltportfolio-Variante mitunter sehr beliebt und auch, wenn niemand eine Glaskugel hat, findet man hier als Anleger*in klare Anhaltspunkte und Orientierung für das eigene Depot.

    Neben dem passiven Investieren mit ETFs gehe ich von einem langen Anlagehorizont von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren sowie einer Buy-and-Hold Strategie aus. Auch hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt, das egal, welchen Zeitraum man aus dem MSCI World herausgreift, blieb der/die Anleger*in mindestens zehn Jahre lang investieren, wurden keinerlei Verluste eingefahren. 



    Das alleinige Halten über diesen Zeitraum ergab immer eine positive Depotentwicklung. Natürlich fielen die Renditen dabei unterschiedlich hoch aus, aber mit einem Minus ist niemand nach Hause gegangen. 

    Die angesprochenen Punkte nehme ich als Grundlage für meine folgenden Ausführungen.

    Was ist Rebalancing?

    Zuvor habe ich schon von der Gewichtung in deinem Portfolio gesprochen. Ob dein Portfolio dabei aus zwei oder zehn ETFs besteht, spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist, dass du dir zuvor genau überlegt hast, welchen prozentualen Anteil die Positionen in deinem Portfolio ausmachen.

    Was ist Rebalancing Portfolio neu gewichten

    Beim Rebalancing wird sichergestellt, dass die zuvor ermittelten und festgelegten Gewichtungen wieder hergestellt werden. Dieser Wiederherstellungsprozess findet immer wieder statt, denn durch die unterschiedliche Renditeentwicklung der einzelnen Komponenten in deinem Depot kann es stetig zu Verschiebungen kommen.

    Über längere Zeiträume hinweg werden diese nahezu zwangsläufig eintreten. Stellen wir uns vor du investiert über fünf Jahre hinweg jeden Monat 100 Euro mit dem 70/30 Portfolio. So befänden sich nach diesem Zeitraum Anteile des MSCI Emerging Markets im Wert von 1.800 Euro und  Anteile des MSCI World im Wert von 4.200 Euro in deinem Depot.



    In diesem Szenario gibt es keine Notwendigkeit und angebracht ist der Verzicht auf Rebalancing. Portfolio-Bestandteile unterliegen jedoch den Marktbedingungen und zufolge bestimmten Kursentwicklungen.

    Spannend wird es demnach, wenn wir unterschiedliche Renditeentwicklung pro Jahr haben und das schauen wir uns anhand eines Beispiels nun mal etwas näher an.

    Illustration der Notwendigkeit von Rebalancing

    PortfoliokomponenteMSCI WorldEmerging MarketsGesamtportfolio
    Geldbeträge Anfang des Jahres 1840 EURO360 EURO1.200 EURO
    Gewichtung des Gesamtportfolios70%30%100%
    Rendite der Einzelkomponenten im Jahr 1+20%-10%+11%
    Geldbeträge Ende des Jahres 11.008 EURO324 EURO1.332 EURO
    Gewichtung im Portfolio Ende Jahr 175.68%24.32%100%

    Wie du hier sehen kannst, hat sich die Gewichtung nach einem Jahr zugunsten des MSCI World verschoben. Dieser ETF ist nun deutlich höher gewichtet, als es ursprünglich in der 70 zu 30 Verteilung geplant war. 

    Warum ist Rebalancing wichtig für dein Portfolio?

    Bevor du an der Börse investierst, hast du dich im Idealfall mit deiner Level-1 und Level-2 Asset Allocation auseinandergesetzt, um so dein Risikoprofil festzulegen. Falls du das noch nicht getan hast, solltest du das schleunigst nachholen, da die Definition deiner Risikobereitschaft zum Basiswissen zählen.

    Warum ist Rebalancing wichtig für dein Portfolio?

    Die Level-1 Asset Allocation definiert mittels deiner Risikobereitschaft und objektive Risikotragfähigkeit die Aufteilung zwischen risikoarmer und risikobehafteter Geldanlage. Für eine*n risikoaverse*n Anleger*in könnte diese beispielsweise 80/20 lauten. Dabei werden 80 Prozent des Geldes in risikoarme und 20 Prozent in risikobehaftete Geldanlagen investiert.

    Als risikoarm kann hier unter anderem das Tagesgeldkonto angesehen werden. Aktien-ETFs zählen zu den risikobehafteten Anlagen. Deine finanzielle Risikobereitschaft hängt von einer Vielzahl von Faktore ab, muss auf deine individuelle Lebenssituation angepasst sein und ist veränderbar. Im Vorfeld hast du also die Level-1 Asset Allocation definiert und genauso die Level-2 Asset Allocation festgelegt, die sich dann in einem akti/30 Weltportfolio wiederspiegeln kann. Die Level-2 Asset Allocation geht also noch eine Stufe tiefer.



    Nun kannst du dir sicher vorstellen, dass eine Verschiebung auf beiden der genannten Ebenen unerwünschte Effekte mit sich bringt. Zum einen gehst du stark positiven Renditeentwicklungen in deinem Depot ein zunehmend höheres Risiko ein, ohne dir dessen bewusst zu sein und auch dein zuvor definiertes Rendite-Risiko-Profil für dein Portfolio entspricht nicht mehr dem Optimum.

    Vor allem risikoreiche Asset-Klassen können langfristig höhere Renditen aufweisen und werden im Zeitablauf ein steigendes Gewicht einnehmen. Daher lohnt sich ein Rebalancing. Portfolio-Strukturen sollten in ihr ursprünglich geplantes Verhältnis zurückversetzt und damit auch das beabsichtigte Risiko-Rendite-Niveau wiederhergestellt werden.

    Risiko-Rendite-Niveau wiederhergestellt werden.

    Rebalancing – Portfolio-Gewichtung wieder herstellen    

    Oftmals ist es so, dass die meisten Anleger*innen merken, dass eine solche Veränderung in ihrem Depot stattfindet, unternehmen dann aber nichts. Für die meisten Menschen fühlt es sich intuitiv nicht richtig an, gut laufende Anlagen zu verkaufen und schlecht laufende Positionen zu kaufen.

    Doch genau das ist es, was du beim Rebalancing tun musst. Bezogen auf das zuvor aufgezeigte Beispiel heißt das, dass du Anteile des Emerging Markets nachkaufen müsstest, obwohl dieser ETF schlechter lief als der MSCI World und umgekehrt.

    Damit habe ich dir schon eine Variante gezeigt, wie du die ursprünglich geplante Gewichtung deines Portfolios wiederherstellen kannst. Dabei ist es im Übrigen nicht notwendig jeden Tag in dein Depot zu schauen. In der Regel reicht es aus einmal im Jahr zu schauen.



    Dabei müssen auch nicht die minimalsten Abweichungen sofort ausgeglichen werden. Kosten und Nutzen würden hier in keinerlei Verhältnis zueinander stehen, den bei jedem Kauf und bei jedem Verkauf fallen Gebühren an. Dessen solltest du dir bewusst sein.

    Also Option A ist das Hinzukaufen von weiteren Anteilen. Dieses Vorgehen ist für die meisten Anleger*innen am sinnvollsten und einfachsten umsetzbar. Dabei schießt du neues Kapital nach, indem du die untergewichtete Position nachkaufst.

    untergewichtete Position nachkaufst

    Option B ist die Entnahme beziehungsweise der Verkauf. Befindest du dich gerade in der Portfolio-Verbrauchsphase, bietet es sich an, Anlagen, die in ihrem Gewicht gestiegen sind, zuerst zu verkaufen. In beiden Fällen handelt es sich um Methoden über laufende Cash-Flows. 

    Diese Form des Rebalancing sollte immer bevorzugt werden, da sie darüber hinaus keine weiteren Steuern und Transaktionskosten verursacht.

    Rebalancing mittels Umschichtung

    Ist dein Portfolio allerdings so groß geworden, dass deine Zielallokation in den nächsten 36 Monaten nicht mehr über Cash-Flows erreicht werden kann, bleibt dir nur noch die Umschichtung deines Portfolios. Das führt allerdings zu weiteren Steuern und Transaktionskosten, da ja Käufe und Verkäufe gleichermaßen stattfinden müssen.



    Was Rebalancing nicht ist

    Rebalancing ist kein verkapptes Instrument des aktiven Investierens und so solltest du es definitiv nicht einsetzen. Es geht hier also nicht darum den perfekten Zeitpunkt für deine Käufe und Verkäufe zu finden, um noch das bestmögliche herauszuholen, wie im Market Timing üblich.

    Du solltest Rebalancing als strikten, disziplinierten Vorgang betrachten, der in regelmäßigen Abständen stattfindet, meist zu Beginn oder zum Ende des Jahres. Du spekulierst nicht auf fallende oder steigende Kurse.

    Bist du schon in der Umsetzung deines Rebalancing – Portfolio-Umschichtung oder Cash-Flow Variante? Schreib es mir gern in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu lesen.