MSCI World ESG – Einfach nachhaltig investieren?

    MSCI World ESG – Einfach nachhaltig investieren?

    Inflation, Strafzinsen, Altersarmut – dein Geld zu investieren, ist angesichts der aktuellen Zinspolitik und derzeitigen politischen Entwicklungen alternativlos geworden. Daran führt kein Weg vorbei, wenn du dein Geld vor dem stetigen Kaufkraftverlust schützen willst. 

    Neben diesen Herausforderungen gibt es gleichzeitig jedoch noch ein viel drängenderes Problem – den Klimawandel. Wäre es da nicht ideal, wenn sich diese beiden Aufgaben miteinander verbinden ließen? 

    Ob der MSCI World ESG hier eine Option ist und du damit leicht nachhaltig investieren kannst, schauen uns nun mal etwas näher an.



    Was ist der MSCI World ESG?

    Der MSCI World ESG orientiert sich am MSCI World. Also schauen wir uns diesen doch einmal zuerst näher an. Der MSCI World ist ein Index, der vom US-amerikanischen Finanzdienstleister MSCI (Morgan Stanley Capital International) bereitgestellt wird. Der Index bildet die Wertentwicklung mittlerer und großer Unternehmen von insgesamt 23 Industrieländern ab.

    Der MSCI World umfasst etwa 1.550 Unternehmen und deckt damit 85 Prozent der Marktkapitalisierung dieser Region ab. Der MSCI World ESG enthält insgesamt nur 1.400 Positionen. Das liegt in den ESG-Maßstäben begründet, die an die Unternehmen, die in den Index mit aufgenommen werden, angelegt werden.

    Die Top-10 Positionen im MSCI World ESG

    Die Top-10 Unternehmen im MSCI World ESG machen etwa 19 Prozent des gesamten Index aus. Dazu gehören neben Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Google (Alphabet), ebenso die UnitedHealth Group (Unternehmen für Krankenversicherungen vor allem in den USA) , Johnson & Johnson, Facebook (Meta) sowie Nvidia (Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für PC, Server und Spielekonsolen).

    Die Top-10 Positionen im MSCI World ESG

    Die Top-10 Positionen im MSCI World

    Die Top-10 Unternehmen im MSCI World unterscheiden sich nicht, von denen des MSCI World ESG. Lediglich die Gewichtung ist etwas anders. 

    Die Top-10 Positionen im MSCI World

    Aufteilung nach Regionen MSCI World

    Aufteilung nach Regionen MSCI World

    Aufteilung nach Regionen MSCI World ESG

    Aufteilung nach Regionen MSCI World ESG

    Gegenüberstellung MSCI World vs. MSCI World ESG

    iShares Core MSCI World UCITS ETFiShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF
    WKNA0RPWHA2PCB4
    Anzahl Positionenrund 1.5481.367
    TER (iShares)0,20% p.a.0,20% p.a.
    Replikationsmethodephysisch (optimiertes Sampling)physisch (optimiertes Sampling)
    Ertragsverwendungthesaurierendthesaurierend
    Region23 Industrieländer23 Industrieländer
    Unternehmensgrößemittlere u. große Unternehmenmittlere u. große Unternehmen
    MSCI ESG-RatingAAAAA – Ausschluss von Unternehmen, die im Zusammenhang mit umstrittenen, zivilen und nuklearen Waffen und Tabak stehen und Einnahmen aus der Förderung von Thermalkohle und Ölsand erzielen sowie nicht mit den Grundsätzen des Global Compact der Vereinten Nationen übereinstimmen.
    zu finden bei iShares:iShares Core MSCI World UCITS ETFiShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF



    Wertentwicklung MSCI World vs. MSCI World ESG

    Wertentwicklung MSCI World
    Wertentwicklung MSCI World ESG

    Was bedeutet ESG? 

    Wie du siehst, gibt es bei den zehn größten Positionen im Index zwischen dem Standard MSCI World und dem MSCI World ESG zunächst, bis auf die Gewichtung, keinerlei Unterschiede. Was macht den MSCI World ESG jetzt also nachhaltig.

    Dem Namen nach das ESG – das steht nämlich für Environment, Social, Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung). Lass noch ein wenig tiefer in die einzelnen Punkte eintauchen, die bei der Bewertung eines Unternehmens herangezogen werden.



    Environment

    Beim Umweltaspekt spielt eine Strategie zum Klimaschutz, das schonende Ressourcenmanagement und der Einsatz erneuerbarer Energien eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus ist das Unternehmen angehalten Luft- und Abwasseremissionen zu minimieren und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, wenn es in dieser Kategorie gut abschneiden möchte.

    Folgende Kriterien fließen mitunter in die Bewertung mit ein:

    • Umweltschutz
    • Strategie zum Klimaschutz
    • Einsatz erneuerbarer Energien wie Windkraft oder Solar
    • Emissionsreduktion
    • schonender Einsatz von Rohstoffen und Energie
    • Verbesserung des Energiemanagements für mehr Energieeffizienz
    • Einsatz nachhaltiger Produkte, Technologien und Infrastrukturen
    • Ganzheitliches Gebäudemanagement (Ökologischer Umgang mit Materialien, Energie, Wasser, Luft)
    • Umfassendes Wassermanagement: Einsparungen, Wiederverwendung, umweltfreundliche Abwasserbehandlung
    • Umstellung auf nachhaltige Mobilität, Logistik-Optimierung
    • Schutz biologischer Vielfalt
    Environment:

    Social

    Dieser Punkt umfasst, gerechte Arbeitsbedingungen, die Achtung der Menschenrechte, Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter sowie Investitionen in die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Gesundheit. Zwangsarbeit und Kinderarbeit werden ausgeschlossen.

    Zu den Standards, in denen sich der soziale Aspekt spiegelt, gehören die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, die ILO-Kernarbeitsnormen, die zehn Prinzipien des UN Global Compact sowie die ISO 26000.

    Folgende Kriterien fließen mitunter in die Bewertung mit ein:

    • Arbeitssicherheit
    • Gesundheitsschutz; sichere und ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen
    • Einhaltung von Arbeitnehmerrechten, Menschenrechten, Menschenwürde, Nichtdiskriminierung
    • faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung von Mitarbeiter*innen, auch in der Lieferkette
    • Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit
    • Einhaltung der ESG-Kriterien bei Dienstleistern und Lieferanten
    • Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Fortbildung von Mitarbeiter*innen
    • Ausschluss möglicher Kooperationen mit autoritären Regierungen
    • Verschiedene Formen der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme (Corporate Social Responsibility), etwa in Form von: 
      • Spenden und Sponsoring für soziale / kulturelle / ökologische Projekte (Corporate Giving)
      • Freistellung von Mitarbeiter*innen für freiwilliges Engagement (Corporate Volunteering)
    Social

    Governance

    Bei der Unternehmensführung sind unabhängige Aufsichtsgremien dafür zuständig, zu überprüfen, dass Korruption und wettbewerbswidriges Verhalten ausgeschlossen sind. Zudem verankern viele der Unternehmen eine erfolgsorientierte Vergütung der Vorstände bei dem Erreichen der Ziele im Bereich Nachhaltigkeit.

    Folgende Kriterien fließen mitunter in die Bewertung mit ein:

    • ethisch vertretbare Unternehmensführung
    • Einhaltung von Gesetzen und Regelwerken (Compliance)
    • Kommunizierte Unternehmenswerte und Richtlinien, Kodizes etc.
    • Klare Prozesse für Steuerung und Kontrolle
    • Diverse Zusammensetzung von unabhängigen Kontrollorganen, z.B. ein Aufsichtsrat mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Hintergründen und Erfahrungen der Mitgliede
    • Chancengleichheit für Positionen
    • Verhinderung von Korruption, Bestechung, Betrug
    • unabhängiger Aufsichtsrat
    • Risikomanagement
    Governance

    ESG-Kriterien haben einen Ausschlusscharakter: Beachtet ein Unternehmen oder ein Staat bestimmte Werte und Kriterien nicht, können sie aus dem Investmentportfolio ausgeschlossen werden. Dieser Prozess heißt auch Negative Screening oder Exklusionsverfahren. Die meisten ESG-Investments gehen nach diesem Ausschlussprinzip vor.

    Einige ESG-Ratings setzen darüber hinaus Positivkriterien an. Beim Positive Screening wird unter anderem bewertet, ob das Unternehmen in seiner Branche zu den nachhaltigsten Akteuren gehört. Zählt eine Firma in ihrer Branche zu den Besten, wird sie gemäß dem Best in Class-Prinzip als positiv bewertet.



    Wer überprüft die ESG-Kriterien? 

    Die Vereinten Nationen haben gemeinsam mit Investoren sechs Prinzipien festgelegt, wie die ESG-Kriterien in den Investmentprozess einfließen sollen. Die unterzeichnenden Investorenorganisationen dieser „Principles for Responsible Investment“ (PRI) verpflichten sich, auf die Berücksichtigung der Kriterien im Investmentprozess hinzuarbeiten und darüber Bericht zu erstatten.  

    Seit 2017 sind börsennotierte Unternehmen in Europa dazu verpflichtet, regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte anzufertigen. Diese finden sich in der Regel im Bilanzanhang. Neben Rating-Agenturen übernehmen ebenso auf ESG-Aspekte spezialisierte Agenturen die Überprüfung und Zusammenfassung der Informationen zu den entsprechenden Firmen und Konzernen.

    Diese stellen ihre Berichte dann Banken, Fondsgesellschaften oder den institutionellen Anlegern direkt zur Verfügung. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden ESG-Scores erstellt, mit deren Hilfe sich die Unternehmen einfacher beurteilen lassen.

    Wer überprüft die ESG-Kriterien? 

    MSCI hat hier seine eigene Bewertungsskala eingeführt. Dabei verwendet MSCI eine regelbasierte Methodik, um Branchenführer und Ausreißer anhand ihrer Risiken gegenüber der ESG-Kriterien und ihrer Fähigkeit, diese Risiken im Vergleich zu anderen Unternehmen zu bewältigen, zu ermitteln.

    Das ESG-Rating reicht von führend (AAA, AA) über durchschnittlich (A, BBB, BB) bis hin zu abgeschlagen (B, CCC). Zur Einordnung von Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, Krediten, Investmentfonds, Ländern und ETFs nutzt MSCI hauptsächlich öffentlich zugängliche Datenquellen. Eine Künstliche Intelligenz, Algorithmen und über 200 Analysten sind für die Recherche und Bewertung und die Bewertung der Unternehme zuständig.



    ESG-Risiken und -Chancen können je nach Branche und Unternehmen variieren. Beim MSCI ESG-Rating-Modell werden die ESG-Risiken (Key Issues) identifiziert, die für eine Unterbranche oder einen Sektor am wichtigsten sind. Das bedeutet, in unterschiedlichen Branchen werden demnach unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe angesetzt und Unternehmen werden nur in Relation zu ihrer Branche bewertet.

    Ähnlich wie beim Nutri-Score kann es dann passieren, dass ein Konzern, der gesamtheitlich betrachtet, nicht die beste Bewertung hinsichtlich der ESG-Kriterien erlangen würde, innerhalb der eigenen Branche jedoch viel besser abschneidet als die Konkurrenz und damit ein besseres Rating erlangt.

    Kritik an den ESG-Kriterien

    Zunächst einmal lässt sich sagen, dass es prinzipiell begrüßenswert ist, dass es überhaupt derlei Kriterien gibt und diese in speziellen Indizes Berücksichtigung finden. So hast du als Anleger*in die Möglichkeit ohne selbst stundenlange Recherchen und Analysen durchführen zu müssen, in ein breites Paket an Ländern und Unternehmen investieren zu können.

    Kritik an den ESG-Kriterien

    Möchtest du gemäß eines Weltportfolios so breit wie möglich diversifizieren, reicht der MSCI World hier nicht aus, da neben den mittleren und großen Unternehmen, die kleineren Unternehmen (Small Caps) fehlen. Hinzu kommt, dass Schwellenländer hier nicht mit inbegriffen sind. Diese ließen sich zusätzlich über einen MSCI Emerging Markets (IMI) abbilden.

    Die Messung der ESG-Kriterien werden von auf Nachhaltigkeit spezialisierte Ratingagenturen übernommen. Im Gegensatz zum klassischen Rating sind damit nicht Unternehmen oder Emittenten die Auftraggeber, sondern die Investoren. Zu den bekanntesten gehören unter anderem Sustainalytics und Inrate, aber auch traditionelle Analysten wie Bloomberg und eben MSCI bieten das ESG-Rating an. 

    Dabei nutzen jedoch alle unterschiedliche Kennzahlensystem, um für die entsprechenden Unternehmen einen ESG Score zu berechnen. 



    Du als Anleger*in musst für dich selbst entscheiden, ob dir der Ansatz der ESG-Kriterien, in der Umsetzung teilweise über den Ausschluss oder die Best-in-Class Methode ausreichen, um ein Investment in den MSCI World ESG zu tätigen. Wenn ja, kann dies eine gute Möglichkeit sein, einen Teil deines Weltportfolios darüber abzubilden.

    Falls nein, gibt es weitere Nachhaltigkeitskriterien wir SRI, die strengere Regelungen bei der Bewertung ansetzen. Ansonsten bleibt dir nur die Option eigenständig die Unternehmen zu recherchieren und zu analysieren, die für dich in Frage kommen und nach deinen Werten und Normen hin zu überprüfen.

    eigenständig die Unternehmen zu recherchieren und zu analysieren,

    Dabei musst du mehr Zeit und Geld aufwenden, denn, um dich breit aufzustellen, musst du in eine Vielzahl verschiedenster Einzelaktien investieren. Diese Umstände solltest du bei deinen Überlegungen mit einbeziehen.  

    Kommt für dich ein Investment in den MSCI World ESG in Frage oder bist du vielleicht schon investiert? Dann schreib es mir gern in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu lesen.