Was kostet es mich, finanziell frei zu sein?

    Was kostet es mich, finanziell frei zu sein?

    Um die Welt reisen, Zeit mit Freunden und der Familie verbringen, seinen Hobbies nachgehen – all das und noch viel mehr verspricht die finanzielle Freiheit. Doch, was bedeutet es überhaupt finanziell frei zu sein und noch viel entscheidender, was kostet es? Diesen und weiteren Fragen widme ich diesen Blogbeitrag. Viel Spaß dabei!

    Was bedeutet finanzielle Freiheit?

    Bewegt man sich in der Finanzwelt, kommt einem immer wieder das Thema finanzielle Freiheit unter. In Mails, Webinaren und Blogeinträgen hört man davon, wie Menschen dieses Ziel bereits erreicht haben und wie du das auch kannst. Du musst dich nur hier anmelden, da mitmachen und dich für diesen Kurs registrieren. Oft wird es uns Höhepunkt unseres Weges beschrieben, finanziell frei zu sein. Der heilige Gral des Vermögensaufbaus.

    Natürlich haben wir alle schon mal mit dem Gedanken gespielt, uns von den Marketing-Angeboten locken lassen und von der großen Unabhängigkeit geträumt. Aber ist das wirklich möglich? Lass uns diesen Gedanken einmal von vorne bis hinten durchspielen. Zunächst einmal musst du für dich selbst definieren, was es für dich bedeutet, finanziell frei zu sein.

    Arbeite nicht auf etwas hin, dass du letztendlich gar nicht willst

    Möchtest du in Teilzeit, ortsunabhängig oder überhaupt nicht mehr arbeiten? Willst du in die verschiedensten Länder reisen, fremde Kulturen entdecken oder einfach nur ausschlafen und endlich mehr Zeit mit deiner Familie verbringen? Bedeutet finanzielle Freiheit für dich sich jeden Luxus gönnen zu können und dir alles zu kaufen, worauf du Lust hast? Nimm dir zur Beantwortung dieser Frage etwas Zeit und stell dir genau vor, wie sich die unterschiedlichen Szenarien anfühlen.

    Ich finde dieser Punkt ist sehr wichtig, nicht, dass du die ganze Zeit auf etwas hinarbeitest, dass du eigentlich gar nicht wirklich wolltest. Mir erging es beispielsweise in der Elternzeit so. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, während dieser Zeit nicht mehr arbeiten zu müssen. Aber, als es dann soweit war, habe ich es genau drei Monate durchgehalten. Der Knackpunkt war nicht das Arbeiten, sondern die Aufgaben und das Drumherum. Damit meine ich das stundenlange Pendeln, der Arbeitsplatz und das Umfeld. 

    Was bedeutet finanzielle Freiheit für dich?

    Durch den Elternzeit konnte ich demnach herausfinden, was mir Spaß macht, mit wem, wie und wo ich arbeiten möchte. Bis zu dieser Erkenntnis zu gelangen, war jedoch ein langer Prozess. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das Problem genau lokalisieren konnte. Würde ich komplett aufhören zu arbeiten, wäre ich kreuzunglücklich. Nun stell dir vor, du legst jeden Cent zur Seite und mühst dich ab, um finanziell frei zu sein und nicht mehr arbeiten zu müssen und stellst dann fest, dass das nicht das ist, was du wolltest. 

    Stelle dir genau vor, wie es ist finanziell frei zu sein

    Also trag die Idee ruhig mal eine oder zwei Wochen mit dir rum. Nutze deine Vorstellungskraft und träume dich in die verschiedensten Welten deiner finanziellen Freiheit. Sieh es als Training. Von dieser Fähigkeit wirst du noch des Öfteren Gebrauch machen müssen, wenn du lieber der kurzfristigen Wunscherfüllung erliegen willst, anstatt für langfristige Ziele zu sparen. Hast du deine Traumleben für dich entworfen, kann es hilfreich sein sich dazu Notizzettel, eine Bilder-Wand (Visionboard), Smartphone Wallpapers und so weiter anzulegen, die dich immer wieder daran erinnern, wofür du im Hier und Jetzt deine Prioritäten setzt. 

    Empfindest du deine jetzigen Handlungen nur als Opfer für die Verheißung auf ein späteres besseres Leben, klingt das wie ein Kirchendogma. “Gehe nur auf Erden durch die Hölle und du wirst in den Himmel kommen.” Nein, danke. Dein Leben findet natürlich jetzt schon statt. Es ist jetzt schön. Sollte das bei dir gerade nicht der Fall sein, ändere etwas. Finanziell frei zu werden, bedeutet nicht das Darben für die nächsten fünf, zehn oder zwanzig Jahre. Es sollte ein möglicher Weg sein, den du gehen kannst, aber er sollte dir doch bitte auch Freude bereiten und auf keinen Fall permanenten Verzicht bedeuten.   

    Wie werde ich finanziell frei?

    Nun hast du dich eingehender mit der Frage zu deiner finanziellen Freiheit beschäftigt. Jetzt brauchst du noch den Fahrplan, der dich dahin führt. Zunächst einmal musst du dir ausrechnen, wie viel Geld dich deine finanzielle Freiheit denn kostet. Um dieses Ziel greifbarer zu machen, stellen wir uns vor, finanzielle Freiheit bedeutet für dich die Unabhängigkeit von einem Arbeitgeber und anderen Institutionen. Damit meine ich unter anderem staatliche Unterstützung in Form von Arbeitslosengeld oder Hartz IV.

    Du benötigst, um deine Fixkosten zu decken und deinen Lebensstandard zu halten 2.000 EURO im Monat. Dieses Ziel möchtest du in 15 Jahren erreichen. Deine selbst ausgezahlte Rente soll unendlich lange anhalten, da du dich jetzt noch nicht darauf festlegen willst, wann es mal zu Ende sein könnte. Und wie mies, wäre es bitte, wenn du mit 20 Jahren rechnest, und du noch weitere 10 Jahre lebst und die Kohle plötzlich nicht mehr reicht?!

    Beispiel: Mit dem MSCI World zur finanziellen Freiheit

    Nehmen wir an, du investierst in einen MSCI World. Das ist ein Exchange Traded Funds, der sich auf einen Index bezieht. Dieser Index zeigt die Wertentwicklung von 23 Industrieländern und beinhaltet über 1.550 Unternehmen. Damit spiegelt er 85 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung dieser Region wieder. Wir haben also gute Voraussetzungen mit dem Vermögensaufbau zu starten. Das passive Investieren ermöglicht es uns mit wenig Zeit und geringen Kosten unsere Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Der MSCI World ETF ist einigermaßen breit diversifiziert und über einen Anlagehorizont von 15 Jahren weitgehend risikooptimiert. 

    Ein klassischer MSCI World kostet jährlich im Schnitt 0,20 Prozent. Es gibt günstigere und teurere. Dieses Merkmal ist nicht ausschlaggebend für die Performance des ETFs. Hinzu kommen Ordergebühren, die bei einem Sparplan, also einer automatisierten monatlichen Einzahlung, recht gering sein sollten. Da diese Gebühren individuell vom Broker abhängen, lasse ich diese in unserer Rechnung unberücksichtigt. 

    Beispiel: Mit dem MSCI World zur finanziellen Freiheit

    Neben Gebühren müssen Steuern und Inflation berücksichtigt werden

    Der MSCI World hat durchschnittlich in den letzten 10 Jahren etwa eine Rendite von 8 Prozent gemacht. Rückwirkende Betrachtungen geben niemals eine Garantie für zukünftige Entwicklungen. Sie sind unserem Fall aber notwendig, um einen Anhaltspunkt für die Berechnung zu haben. Diese würde dann mit 8 Prozent durchschnittlicher Rendite pro Jahr die optimalste aller Szenarien darstellen. 

    Von diesen 8 Prozent müssen wir jährlich 2 Prozent Inflation abziehen. Sprich diese 2 Prozent müssen wir mehr erwirtschaften. So werden aus 24.000 EURO pro Jahr ganz schnell 24.480 EURO. Zudem fallen auf Kapitalerträge Abgeltungssteuern in Höhe von 25 Prozent an. Nimmt man den Solidaritätszuschlag dazu, landet man bei 26,375 Prozent.

    Hast du einen Freistellungsauftrag bei deine Broker hinterlegt, werden von deinen zu versteuernden Kapitalerträgen 801 EURO abgezogen. Da es sich bei einem MSCI World um einen Fonds handelt, der mehr als 50 Prozent Aktien enthält, profitierst du zusätzlich von der Teilfreistellung. Damit musst du nur noch auf 70 Prozent deiner Erträge Steuern zahlen. Keine Angst, das klingt jetzt alles komplizierter als es ist, denn die Bank führt die Steuern automatisch ab. 

    Am besten entscheidest du dich für einen thesaurierenden ETF, der deine Erträge immer wieder von allein in neue Anteile investiert und so dein Vermögen ohne dein aktives Handeln weiter wachsen lässt. Natürlich musst du weiterhin deine monatlichen Beträge einzahlen, um dein Ziel, finanziell frei zu sein, zu erreichen. Unter Berücksichtigung der Teilfreistellung, des Sparerpauschbetrages von 801 EURO und der anfallenden Steuer von 26,375 Prozent kommen wir auf einen jährlichen Betrag von 29.234 EURO.

    finanzielle Freiheit berechnen

    Die monatliche Sparrate zur finanziellen Freiheit berechnen

    Die inflationsbereinigte Durchschnittsrendite vor Kosten und Steuern beträgt in unserem Beispiel 8 Prozent. Davon müssen wir nun noch die Inflation abziehen. Bleiben also noch circa 6 Prozent inflationsbereinigte Rendite übrig. Ziehen wir zusätzlich die Kosten von 0,2 Prozent ab, landen wir bei 5,8 Prozent. Teilen wir die 29.234 EURO durch 12 Monate erhalten wir 2.436 EURO. Nun geben wir diese Daten in einen Entnahmeplanrechner ein.

    Zum Beispiel: https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php

    Damit erhältst du eine “ewige Rente” von 2.436 EURO monatlich bei einem Kapitalvermögen von rund 520.000 EURO und wärst damit finanziell frei. Nun stellt sich noch die Frage, wie du diese Summe erreichst. 

    Also das ganze Spiel rückwärts. Dafür gibt es natürlich auch schon einen Rechner. Siehe hier: https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php

    Ohne Anfangskapital mit einem Zinssatz von 5,8 Prozent müsstest du über die nächsten 15 Jahre monatlich einen Betrag von rund 1.833 EURO in einen MSCI World ETF investieren.

    Wie kannst du es schaffen finanziell frei zu sein?

    Anhand dieser Zahl siehst du schon, dass es ein hartes Stück Arbeit ist, sich den Traum der finanziellen Unabhängigkeit zu erfüllen. Dazu gehört nicht nur eine ordentliche Portion Disziplin und Durchhaltevermögen, sondern ebenso ein entsprechendes Einkommen. Schließlich ist dieses Beispiel darauf angelegt, deinen Vermögensaufbau 100 Prozent risikobehaftet zu betreiben. Das kann also im Umkehrschluss bedeuten, dass du eventuell mit 50 Prozent Verlusten nach Hause gehst. Daneben musst dir also noch ein Polster eines risikolosen Anteils und einen Notgroschen aufbauen. Den risikolosen Anteil kannst du natürlich mit in die Berechnungen einbeziehen. Er wird sich nur nicht von allein für dich vermehren.

    Derzeit (Nov / 2021) blicken wir auf eine Inflation von über 5 Prozent und Strafzinsen, die das Anlegen auf dem Tagesgeldkonto so unattraktiv wie nie machen. Der Trost: größere Verluste sind damit ausgeschlossen. Chancen auf höhere Renditen jedoch ebenso. Es gibt weder eine Abkürzung zur Million noch zur finanziellen Freiheit. Dennoch lohnt es sich dranzubleiben. Lass dich davon auf keinen Fall entmutigen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten dein Einkommen zu erhöhen, motiviert am Ball zu bleiben und vielleicht schon vorher beispielsweise Teilzeit, ortsungebunden und unabhängig von deinem Arbeitgeber zu sein.

    Was bedeutet es für dich finanziell frei zu sein? Welche finanziellen Pläne schmiedest du für die Zukunft? Schreib es mir gern in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu lesen 🙂