Bist du gefangen in der Informationsblase?

    Bist du gefangen in der Informationsblase?

    Bist du gefangen in der Informationsblase?

    Bist du gefangen in der Informationsblase?

    Diese Frage ist eher rhetorischer Natur, denn, Überraschung, wir alle befinden uns in einer sogenannten Informationsblase. Die meisten von uns wissen das sicher auch. Nichtsdestotrotz wollte ich das Thema hier nochmal aufgreifen, da wir oft zu schnell vergessen, dass die Inhalte und Personen, mit denen wir uns jeden Tag beschäftigen, einfach immer wieder wie in einer Echokammer auf uns zurückgeworfen werden. Hinzu kommt, dass sich diese Informationsblase bei jedem von uns unterscheidet. 

    Titelbild: Unsplash / Zachary Spears / 2021

    Was ist eine Informationsblase?

    Mit jeder Suchanfrage, jedem Like, jedem Kommentar, jeder Abspiellänge eines YouTube Videos, jedem Follow, mit jedem Buch auf der Wunschliste – sprich mit so gut wie jeder Aktion, die du im Internet ausführst, sendest du ein Signal, eine Information an einen Algorithmus. Du kannst dir das so vorstellen, dass du in einen leeren Raum trittst und mit jedem Like und jedem Kommentar den du nach draußen sendest, ein Echo zurückbekommst. Meist von einem der großen drei – Google, Facebook, Amazon.

    Dieser Algorithmus will natürlich nur das Beste für dich und schlägt dir nun immer wieder Dinge vor, die du zuvor mit gefällt mir markiert hast. Leider tut dieser Algorithmus das natürlich nicht ganz uneigennützig. 

    Was ist eine Informationsblase?

    Bild: Unsplash / Charlota Blunarova / 2021

    Um so länger du dich in den sozialen Netzwerken aufhältst, um so mehr Werbeanzeigen können dir ausgespielt werden. Um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du etwas kaufst, den Wunsch verspürst bald etwas zu kaufen oder zumindest unterbewusst bestimmte Marken in deinem Mindset abgespeichert werden, die dann beim jeweiligen Bedarf, wie von Zauberhand wieder in deinem Kopf aufploppen. In “the Social Dilemma” hat Tristan Harris so schön gesagt: “Wenn das Produkt umsonst ist, bist du das Produkt.” Genauer gesagt, verdienen beispielsweise Google und Facebook mit deiner Aufmerksamkeit Geld. Damit wird dein knappestes Gut an den Meistbietendsten versteigert – deine Zeit. 

    Warum ist eine Informationsblase so gefährlich?

    Wie ich gerade schon kurz angerissen habe, werden dir von einem Algorithmus immer wieder Themen zurückgespielt, die für dich vermutlich interessant sein könnten. Ausgewertet anhand von dir zuvor gesuchten, gelikten oder abgespielten Videos, Bildern, Kommentaren und so weiter. Problematisch an dieser Informationsblase ist nicht nur, dass vor allem die sozialen Netzwerke darauf ausgelegt sind, dich so abhängig wie möglich zu machen, sondern auch, dass du in einem sich immer wiederholenden Meinungsbild gefangen bist. Sehr schön, lässt sich dieser Echokammer-Effekt auch bei Corona beobachten. Dieser Effekt kann auch allmählich eintreten. Du liest einmal eine Meldung, die sich eher kritisch mit der Existenz von Corona auseinandersetzt oder likest einen Beitrag, der sich tendenziell dagegen richtet, werden dir in deiner neuen Informationsblase immer wieder Beiträge, Personen und Kommentare zu diesem Thema angezeigt. Du wirst immer wieder in deiner neuen Meinung bestätigt. Du findest sogar viele Gleichgesinnte, die das genauso sehen und es werden dir immer wieder neue Beweise geliefert, dass du recht hast. Es kann gar nicht anders sein, denn alles, was dir gezeigt wird, entspricht diesem Weltbild. Alle denken so wirklich alle. Bis auf die paar armen Spinner, die es anscheinend nicht begreifen. Dass der Sachverhalt aber andersherum liegen könnte, kannst du in deiner Informationsblase nicht mehr wahrnehmen. So merkst, dass es da draußen, andere Stimmen gibt, aber warum sollten diese Recht haben, wenn du doch jeden Tag ganz klar vor dir siehst, wie viele Beweise, Beiträge, Kommentare und Menschen, die denken, wie du, gibt.

    –  Algorithmus zeigt dir immer wieder gleiche Themen

    –  du kannst dich kaum aus deinem Meinungsbild befreien

    –  es fällt dir schwer offen für neue Argumente zu sein



    Woran hindert dich deine Informationsblase?

    Dazu möchte ich eine Situation schildern, die mir vor ein paar Tagen selbst passiert ist. Ich beschäftige mich ja nun schon mehrere Jahre mit der persönlichen Weiterentwicklung, mal mehr mal weniger. Gerade in den letzten Monaten habe ich extrem viele Podcasts und Bücher dazu gehört, Artikel gelesen, Übungen gemacht, Online Seminare besucht, Vorträge angeschaut und mich komplett diesem Thema hingegeben. Meine Blase, in der ich mich befand hat mir auch die ganze Zeit zurückgespielt, dass das, was ich da tue komplett richtig ist. “Das macht ja jeder. Das ist völlig normal und, wenn ich das nicht auch mache, werde ich immer furchtbar erfolglos und furchtbar unglücklich sein.” Ich hab das jetzt absichtlich mal etwas überzeichnet, ich denke du weißt, was ich meine. Dieses Gefühl birgt mehrere Gefahren in sich. Ich bin offener für Verkaufsargumente, ich hinterfrage weniger, ich bin weniger kritisch, ich bin unempfänglich für andere Meinungen. Und diese Unempfänglichkeit hindert mich daran, mir ein umfassenderes Bild zu machen, meine Einstellung von mehreren Seiten zu beleuchten, festzustellen, dass es nicht nur diesen einen Weg gibt. 

    –  du bist empfänglicher für Verkaufsargumente (in best. Bereichen)

    –  du hinterfragst weniger und bist weniger kritisch

    –  es fällt dir schwer dir ein umfassendes Bild zu machen

    Letztendlich stellte sich mir dann die Frage, was bin davon noch ich. Wollte ich das alles bloß, weil mir in meiner Informationsblase ständig widergespiegelt wurde, dass ich das so machen muss, weil es alle machen? Als ich nämlich eher zufällig, weil ich mal etwas anderes ausprobieren wollte, aus meiner Bubble herausgetreten bin, war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob mein vorheriger Weg, mein vorheriges Weltbild so stimmt, wie ich es mir zurechtgelegt hatte. Also denke ich immer noch, dass ich es genauso machen möchte oder denke ich, ich muss etwas bestimmtes tun, weil andere sagen, dass man es so macht? Die finale Antwort auf diese Frage, habe ich für mich noch nicht gefunden. 

    In welcher Informationsblase steckst du?

    Bild: Unsplash / Raspopova Marina / 2021

    In welcher Informationsblase steckst du?

    Hier geht es wie immer erster um Achtsamkeit und Selbstreflektion. Mit welchen Themen, Inhalten und Personen beschäftigst du dich denn so den ganzen Tag? Welche Bücher liest oder hörst du? Welche neuen Podcastfolgen musst du immer direkt zuerst hören? Wem folgst du auf Instagram und Twitter? In welcher Facebook-Gruppe bist du aktiv? Welche Art von Beiträgen likest du besonders oft? Zum einen gibst du damit deinem Gehirn die Anweisung, dass es besonders auf diese Art von Informationen achten soll und zum anderen wird dir durch den Algorithmus von zum Beispiel Google oder Facebook ein bestimmtes Mindset widergespiegelt. 

    Schau dich mal ein wenig in der Blas um. Wie sieht es denn da so aus? Welche Meinungen herrschen dort vor? Welche Meinungen würdest du so ungefiltert übernehmen? Welche Inhalte saugst du auf und gibst sie voller Überzeugung weiter? Mach dir dazu ruhig ein paar Notizen.

    Wie kommst du aus der Informationsblase heraus?

    Suche dir ein gegenteiliges Thema. Wenn du dich nur mit Finanzen beschäftigst, lese die Biografie eines Künstlers, male ein Bild. Wenn es die ganze Zeit für dich nur um persönliche Weiterentwicklung geht, höre das aktuellste Album deiner alten Lieblingsband und schaue, was die Mitglieder gerade so treiben, vielleicht kannst du selbst ein Instrument spielen. Oder stürze dich in die aktuelle Comedylandschaft. Höre dir Podcasts an, die vielleicht sonst nicht zu deinem aktuellen Thema gepasst hätten. Lese ein Buch, dass gerade absolut nicht auf deiner Liste für dieses Jahr gestanden hätte. Lass einfach zu, dass du deinen Horizont wieder etwas erweitern kannst. Damit meine ich auch nicht, dass du dich mit Inhalten beschäftigen sollst, die sich komplett gegen deine Werte richten. Mach ab und zu mal einen Ausflug in andere Blase. Du kannst auch eine Weile dort verweilen, bis du dich dort etwas besser auskennst, aber dann es vielleicht wieder Zeit für einen Aufbruch, du kannst ja später nochmal zurückkommen. Was ich damit sagen will: “Gib dir selbst die Freiheit für alle Themen offen zu sein.”