In seinem Buch “Der Weg zur finanziellen Freiheit – ihre erste Million in 7 Jahren”, mittlerweile ein Klassiker in der Finanzliteratur, beschreibt Bodo Schäfer, wie jeder mit dem richtigen Mindset und den passenden Glaubenssätzen seine monetären Ziele erreichen kann. Eine genaue Anlagestrategie wird dabei nicht beschrieben. Schauen wir uns doch mal unsere klassischen Indexfonds an. Reich werden mit ETFs – ist das möglich?

    Zur Million mit dem risikooptimierten Weltportfolio?

    Nikolas Braun äußert sich in seinem Buch “Über Geld nachdenken” zu Bodo Schäfers Werk folgendermaßen: “Der Einzige, der mit diesem Buch in 7 Jahren die Million erreicht, ist Bodo Schäfer selbst.” Stimmt das? Das ändert allerdings nichts daran, dass Bodo Schäfer nach wie vor mehrfach in meinem Bücherregal vertreten ist und definitiv seine Berechtigung hat. 

    Seine Texte waren die ersten die mir auf dem Weg zur finanziellen Bildung verholfen haben, auch, wenn er das Rad natürlich nicht neu erfunden hat. Warum ich dennoch denke, dass in Brauns Aussage viel Wahres steckt, schauen wir uns nun anhand eines risikooptimierten Weltportfolios einmal genauer an. Reich werden mit ETFs, ist das möglich?

    Seine Texte waren die ersten die mir auf dem Weg zur finanziellen Bildung verholfen haben, auch, wenn er das Rad natürlich nicht neu erfunden hat. Warum ich dennoch denke, dass in Brauns Aussage viel Wahres steckt, schauen wir uns nun anhand eines risikooptimierten Weltportfolios einmal genauer an. Reich werden mit ETFs, ist das möglich?

    Mögliche Varianten des Weltportfolios

    Ich und viele andere schlaue Menschen da draußen, predigen ja immer, dass du dir ein breit diversifiziertes, globales Portfolio auf ETF Basis aufbauen sollst. Das würde bedeuten, dass du entweder in einen MSCI ACWI oder MSCI ACWI IMI, der sowohl Industrie- als auch Schwellenländer beinhaltet oder in einen Vanguard FTSE All-World investieren solltest, wenn du dich auf einen Indexfonds beschränkst.

    Darüber hinaus tut es auch die Kombination aus MSCI World und MSCI Emerging Markets. Diese Version lässt mehr Freiraum für eine individuelle Gewichtung. So ließe sich darüber beispielsweise ein 70 / 30 Portfolio abbilden, das sich nicht an der Marktkapitalisierung, sondern am Bruttoinlandsprodukt orientiert. In all diesen Fällen hättest du mit relativ geringen Kosten im Bereich von 0,12 bis 0,45 Prozent ein Portfolio aufgebaut, dass bis zu 99 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung abdecken würde. 



    Wer es gern komplizierter mag, kann sich eine Vielzahl an ETFs ins Depot holen und mit dieser Granularität versuchen, den letzten Renditepunkt herauszuquetschen. Zudem lassen sich unter anderem mit Themen-ETFs exorbitante Kursgewinne einfahren. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass diese mit einem überzogenen Maß an Risiko einhergehen. Dieses kann und will nicht jeder Anleger mit seinem Risikoprofil vereinbaren.

    Wer sich nochmal über weitere Versionen des Weltportfolios informieren möchte, kann gern hier mal schauen:

    Wie hoch muss mein Sparbetrag sein?

    Da wir herausfinden wollen, ob reich werden mit ETFs realistisch ist, nehme wir mal an, dass du in den MSCI World und den Emerging Markets in einem Verhältnis 70 zu 30 investieren möchtest. 

    Der MSCI World wird mit einer durchschnittlichen Rendite in den letzten 50 Jahren zwischen 7 und 9 Prozent gehandelt. Wir wählen den Mittelweg und nehmen für unser Beispiel einmal 8 Prozent jährliche Kursgewinne an. Für den MSCI Emerging Markets bewegen sich die Zahlen zwischen 9,4 und 10,4 Prozent. Bleiben wir hier der Einfachheit halber bei 10 Prozent. Bei der angesprochenen Gewichtung macht dies einen jährlichen Zuwachs von 8,6 Prozent.

    Kosten, Inflation und Steuern müssen von der Rendite abgezogen werden

    Davon müssen wir nun noch drei wesentliche Faktoren abziehen. Dazu gehören die Kosten für die ETFs. Für unsere Rechnung können wir von 0,2 Prozent ausgehen. Hinzukommen die Gebühren für den Kauf der Anteile. Da diese bei jedem Broker unterschiedlich ausfallen, lasse ich diese hier weg. Eine weitere nicht zu verachtende Komponente ist die Inflation. Derzeit liegt diese bei 5,2 Prozent (Stand: November 21). Im Mittel können wir (hoffentlich) von etwa 2 Prozent ausgehen. 



    Darüber hinaus fallen Steuern auf Kapitalerträge an. Die Abgeltungssteuer liegt derzeit bei 25 Prozent. Zusätzlich fallen 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag an. Macht insgesamt 26,375 Prozent, die direkt an das Finanzamt gehen. Die Kirchensteuer lasse ich mal außen vor. Für jede Person gilt bis 2023 ein Sparerpauschbetrag von 801 EURO. Dieser wird dann auf 1.000 EURO angehoben. Bis zu dieser Summe werden keine Steuern erhoben. 

    Überdies gilt für Fonds, die zu über 51 Prozent Aktien enthalten, eine Teilfreistellung von 30 Prozent. Das bedeutet, dass nur auf 70 Prozent der anfallenden Erträge Steuern erhoben werden. Da MSCI World und Emerging Markets beides ETFs sind, die für gewöhnlich zu 100 Prozent Aktien enthalten, kann diese Regel hier angewendet werden. 

    Faktoren, die von der Rendite abgezogen werden müssen

    Wer sich zu Steuern und ETFs nochmal ganz genau informieren will, dem sei dieser Artikel empfohlen: https://www.justetf.com/de/news/etf/etf-und-steuern-das-neue-investmentsteuergesetz-ab-2018.html

    Faktoren, die von der Rendite abgezogen werden müssen:

    • 2% Inflation
    • 0,20% Gesamtkostenquote (TER)
    • 0,7% * 26,375% Steuern

    Von deinen anfänglichen so ansehnlichen 8,6 Prozent bleiben dann letztendlich noch etwa 5 Prozent übrig. In der aktuellen Lage nicht mal der Inflationsausgleich. Klingt das nach reich werden mit ETFs? Eher nicht. Nichtsdestotrotz ist ein breit diversifiziertes Weltportfolio angesichts des Risiko-Rendite-Verhältnisses immer noch eines der attraktivsten Investitionsmodelle für den normalen Privatanleger. 

    Nun geben wir diese Daten in einen Zinsrechner ein und schauen mal, was dabei herauskommt. Unter: https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php kannst du gern selbst einmal mit den Zahlen herumexperimentieren.

    Empfohlen wird ein Anlagehorizont von mindestens zehn, besser 15 Jahren, da hierbei statistisch gesehen marktübliche Schwankungen ausgeglichen werden können. 

    Möchtest du innerhalb von 15 Jahren eine Million bei 5 Prozent Rendite anhäufen, liegt dein monatlicher Sparbetrag bei knackigen 3.760 EURO. Innerhalb von zehn Jahren müsstest du bei den gleichen Konditionen schon 6.450 EURO im Monat in ETFs investieren. Bei einem Anlagehorizont von 7 Jahren sind wir bei sportlichen 9.965 EURO monatlich. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber dieser Betrag ist für mich (noch?) unerreichbar. 

    Reich werden mit ETFs? Wohl kaum. Zumindest nicht bei einem realistischen Sparbetrag und einem relativ betrachtet sehr kleinem Zeitraum.

    Reich werden mit ETFs? Wohl kaum.

    Lohnt es sich dann überhaupt zu sparen?

    Das ist eine Frage, die ich ohne schlechtes Gewissen ganz pauschal mit “Ja!” beantworten kann. Es ist in jedem Falle immer ratsam sich mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen, sich Ziele zu stecken und darauf hinzuarbeiten. Denn, was ist die Alternative? Einfach kein Geld zu haben? Sorry, aber das ist definitiv keine Option. 

    Auch, wenn es nicht die Million in 7 Jahren ist, solltest du dennoch einen gewissen Betrag deines Einkommens sparen und investieren. Über einen Anlagehorizont von 25 Jahren ist die erste Million mit einem Sparbetrag von 1.700 EURO gar nicht mehr so weit entfernt. Davon abgesehen, muss es doch nicht immer die Million sein. Wichtig ist, dass du deine finanziellen Belange im Blick hast und dabei den Spaß am Leben nicht vergisst. Geld ist in erster Linie ein Tauschmittel. Ein Tauschmittel, das dir Zeit für Erlebnisse mit den Menschen, die dir wichtig sind verschaffen soll.



    Das heißt natürlich nicht, dass du jetzt jedes Gehalt so wie es reinkommt wieder raushauen sollst. Finde für dich eine Balance, die dir und deinen Zielen entspricht. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Oft schwingen dabei die Fragen: “Brauche ich das wirklich? Wie wirkt sich das auf die Umwelt aus? Möchte ich mir das leisten? Wie lange muss ich dafür arbeiten?” mit. Vor allem, wenn es sich um materielle Güter handelt. Aber nicht nur der herkömmliche Konsum, sondern ebenso Reisen oder ein Besuch im Zoo haben immer eine ökologische und ethische Komponente. 

    Wir leben in einer Zeit, in der wir permanent von Produkten und deren Versprechen umgarnt werden. Mit allen möglichen psychologischen Maßnahmen werden wir dazu verführt, mehr zu kaufen. Gleichzeitig “versuchen” wir die Erderwärmung zu stoppen, Plastikmüll zu vermeiden und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Aufgeben ist jedoch keine Lösung.

    Wie sehen deine finanziellen Ziele aus? Wo stehst du gerade bei deinem Vermögensaufbau? Möchtest du mehr zu diesen oder ähnlichen Themen wissen, dann schreib es mir gern in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu lesen 🙂