In der letzten Oktoberwoche eines jeden Jahres findet der Weltspartag statt. Die Idee für diesen wiederkehrenden Tag kam während des First Internationale Thrift Kongress im Jahre 1924 auf. Über 350 Delegierte aus 27 Ländern fanden sich zusammen, um sich über Finanzen auszutauschen. 

    Am letzten Tag des Kongresses wurde der “World Thrift Day” ausgerufen, der am 31.Oktober 1925 das erste Mal offiziell von den Sparkassenverbänden begangen wurde. Vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre hinein, erlebte der Tag des Sparens seine Blütezeit. Doch schon lange ist Sparen allein nicht mehr genug. Warum das so ist und was du stattdessen tun solltest, erkläre ich dir in diesem Blogbeitrag!

    Deutschland – Meister im Sparen?

    Die Deutschen lieben es zu sparen. Laut einer Berechnung der ING Deutschland und der Barkow Consulting waren die Bundesbürger:innen 2020 zum achten Mal in Folge Spar-Europameister. Im vergangenen Jahr packten die Privathaushalte über 388 Milliarden Euro auf die hohe Kante. Das sind stolze 45 Prozent mehr als noch 2019. Das bedeutet runtergerechnet, dass jeder Deutsche im Durchschnitt jährlich 4.671 EURO zur Seite gelegt hat. So viel wie noch nie zuvor. Wir brauchen wohl keinen Weltspartag, um uns daran zu erinnern, was wir am besten können.

    Grund ist natürlich, dass zahlreiche Menschen im Lockdown sowohl keine Möglichkeit hatten das Geld für beispielsweise Reisen, Konzerte oder Restaurantbesuche auszugeben, als auch die mit der Pandemie einhergehende allgemeine Unsicherheit. Die Sorge vor Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit ließ uns noch vorsichtiger werden.

    Sorge vor Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit

    Die Pandemie bringt ein Umdenken mit sich           

    Doch es zeichnet eine Kehrtwende ab. So katastrophal, verheerend und unangenehm die Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie auch sind, so hat diese in einigen Bereichen ein Umdenken hervorgerufen. Teilweise wurden schon längst überfällige Veränderungen endlich in die Tat umgesetzt. Hierzulande trauen sich die Menschen wieder an die Börse. Die, die wir das Risiko scheuen wie eine Katze das Wasser, scheinen endlich dahinter gekommen zu sein, dass das Sparbuch doch nicht immer die beste Alternative für den Vermögensaufbau bietet. Kann der Weltspartag einpacken?

    In einer im April 2021 veröffentlichten Studie zum Thema Geldanlage gaben 47 Prozent der Befragten an, auf dem Girokonto beziehungsweise 43 Prozent auf dem Sparbuch zu sparen. Darauf folgten mit 30 Prozent die Renten- und Kapital-Lebensversicherung, mit 28 Prozent der Bausparvertrag sowie mit 26 Prozent die Immobilien. Bereits 23 Prozent antworteten auf die Frage: “Welche Möglichkeiten der Geldanlage nutzen Sie aktuell?” mit Investmentfonds. 17 Prozent investieren ihr Geld in Aktien. Insgesamt sind über 12 Millionen Bundesbürger:innen. 2018 lagen diese Werte noch bei jeweils 20 und 15 Prozent. 



    Im Corona-Jahr 2020 stieg die Begeisterung für die Börse auf ein Niveau, das dem der Jahrtausendwende glich. Vor allem junge Erwachsene unter 30 Jahren wagten ihre ersten Investments. Etwa 600.000 der nach 1990 Geborenen wurden somit zu Erstanlegern. Ein Anstieg um fast 70 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt investierten etwa 2,7 Millionen Menschen mehr als noch 2019 ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs an. 

    Im Corona-Jahr 2020 stieg die Begeisterung für die Börse auf ein Niveau, das dem der Jahrtausendwende glich. Vor allem junge Erwachsene unter 30 Jahren wagten ihre ersten Investments. Etwa 600.000 der nach 1990 Geborenen wurden somit zu Erstanlegern. Ein Anstieg um fast 70 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt investierten etwa 2,7 Millionen Menschen mehr als noch 2019 ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs an. 

    Die Inflation kommt in riesigen Schritten

    Nachdem die Inflation während 2020 etwa bei 0,5 Prozent lag und damit deutlich niedriger ausfiel als noch 2019, erwartet uns jetzt ein kräftiger Anstieg der Inflationsraten. Im Oktober 2021 wird sich die Inflationsrate voraussichtlich bei 4,5 Prozent einpendeln. Das letzte Mal zeigten sich ähnliche Werte zu Beginn der 90er Jahre. Die Notenbanken halten immer noch an der Geschichte fest, dass die aktuellen Preissteigerungen nur vorübergehend sind. Ein Ende ist jedoch noch nicht in sich. 

    Die Gründe sind vielschichtig. Durch lange komplizierte Lieferketten und Staus in den Häfen kommt es zu spürbaren Engpässen in allen Bereichen. In China kommt es vermehrt zu Stromausfällen. Fabriken stehen still. Es mangelt an Kohle, um die nötige Energie bereitstellen zu können. Bei diesem Beispiel handelt es sich zur Abwechslung mal nicht unmittelbar, um die Folgen der Pandemie, sondern um einen Handelsstreit mit Australien. 

    Ganz anders sieht es dabei mit den Frachtern vor der Westküste der USA aus. Mittlerweile stehen die Hafenstaus ganz oben auf der Prioritätenliste des US-Präsidenten Joe Biden. Er ordnete einen 24 Stunden Betrieb an, um die Masse an Container-Schiffen endlich abarbeiten zu können. Keine leichte Aufgabe bei fehlendem Fachpersonal und entsprechendem Equipment. 



    Dieses Problem zeigt sich gerade überall auf der Welt: Massive Lieferengpässe, die in Folge der Corona-Pandemie die Wirtschaft ausbremsen und bei zahlreichen Händlern für Nachschubprobleme sorgen. Hinzu kommt der überwältigende Nachfrageboom, der nach Beendigung des Lockdowns eingetreten ist. Der Black Friday, eines der wichtigsten Shioppingereignisse des Jahres sowie das Weihnachtsgeschäft stehen noch aus. Experten rechnen damit, dass etliche Produkte schnell ausverkauft und lange nicht lieferbar sein werden. 

    All diese Faktoren (Lieferengpässe, steigende Energiekosten, Personalmangel) führen zu explodierenden Materialkosten und damit zu weiteren Preiserhöhungen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Lage im kommenden Jahr entwickelt. Die EZB geht weiter davon aus, dass dieser Ausnahmezustand nur kurz anhalten wird und hält weiter an der lockeren Geldpolitik fest. Eine Zinsanhebung sei erst geplant, wenn sich die Inflation stabil bei 2 Prozent einpendelt und diese Entwicklung sei bisher nicht zu erkennen. 

    Sollte jetzt auch der letzte Sparer einen Sch*** auf den Weltspartag geben? Wir befinden uns in einer Zeit, in der es Negativzinsen für Guthaben auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten gibt, während die Inflation derzeit bei über 4 Prozent liegt. Man kann also dabei zuschauen, wie das Geld auf dem Konto weniger wird.   

    Man kann also dabei zuschauen, wie das Geld auf dem Konto weniger wird.  

    Hat der Weltspartag ausgedient?

    Es mag viele geben, die sagen, dass der Weltspartag nicht mehr zeitgemäß ist. Dem muss ich jedoch widersprechen. Meiner Meinung nach sollte weiterhin kräftig gespart werden, denn willst du sonst ein Vermögen aufbauen? Eine absolut essentielle Komponente darf dabei nur nicht vergessen werden, natürlich solltest du das Gesparte auch investieren. Es macht absolut keinen Sinn dein Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch versauern zu lassen. Negativzinsen lassen dein Geld sichtbar weniger werden, während die aktuellen Preissteigerungen der Kaufkraft deines Gesparten den Rest geben. 

    Daher plädiere ich an alle Sparer da draußen, die sich in den kommenden zehn Jahren noch ein Vermögen aufbauen wollen: Investiert euer Geld! Wann? Der beste Zeitpunkt war gestern, der zweitbeste ist JETZT! Die vielversprechendste Lösung bieten derzeit ETFs. Mit einem breit diversifizierten Portfolio, angepasst an das persönliche Risikoprofil mit einer Buy-and-Hold Strategie führt derzeit kaum ein Weg vorbei.

    Vorbei du dir jetzt jedoch denkst: “Oh, dann mache ich das mal schnell und kaufe irgendeinen ETF. Sind ja eh alle irgendwie gleich.” MÖÖÖÖP. Bitte tue das nicht. Informiere dich im Vorhinein entsprechend. Schaue dir deinen Status quo an, leite daraus entsprechende Ziele und eine Strategie ab. Überlege dir welche finanziellen Risiken du bereit bist einzugehen und baue dir daraufhin dein Weltportfolio zusammen. Nur so kann ein langfristiger Vermögensaufbau gelingen. 

    Damit ist der Weltspartag für mich nicht obsolet, sondern sogar überaus wichtig. Halte deine Kohlen zusammen, denn du wirst sie brauchen. Auch, wenn die Bundesregierung gerade den Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung plant, sind die Renten noch lange nicht sicher. Vor allem Frauen, die in den meisten Fällen aufgrund von Teilzeitarbeit und Care-Arbeit im Laufe ihres Berufslebens generell weniger verdienen, droht die Altersarmut. Um also im Alter seinen Lebensstandard halten zu können, ist das Sparen und Investieren absolut alternativlos. 

    Die Mischung aus all diesen Elementen: niedrige Zinsen, extrem hohe Inflation, geringer Verdienst (vor allem bei Frauen), nicht gesicherte Renten, drohende Altersarmut sollte derzeit jeden wachrütteln, der nicht ans Sparen denkt und immer noch an einer Laissez-faire Einstellung zu seinen Finanzen festhält. Leute schaut hin und tut etwas und das nicht nur zum Weltspartag!