Sep 19, 2019

    Fazit: Ein Jahr keine Bekleidung kaufen

    WOW! Gestern endete meine selbstauferlegte #noshoppingchallenge. Ein ganzes Jahr, 365 Tage sind vergangen seitdem ich (zum ungefähr 100. Mal) beschlossen habe, (nun aber wirklich) keine Bekleidung mehr zu kaufen. Nicht nur, dass ich es geschafft habe, nicht mehr shoppen zu gehen, sondern, ich habe mein komplettes Konsumverhalten hinterfragt. Die Frage: “Brauche ich das wirklich?”, stellt sich nun immer häufiger. Was mich dann letztendlich am besten zum Durchhalten animiert hat, war mein wachsendes Depot. Zu sehen, dass ich mit meinem Geld noch etwas besseres kaufen konnte, als Klamotten, nämlich ETFs. Diese Tatsache hat mir geholfen die letzten 12 Monate durchzuhalten.

    Titelbild: Unsplash / Gyorgy Bakos / 2019

    Wie alles begann – ein Rückblick

    Ich fühlte mich gehetzt und getrieben, ständig auf der Suche nach dem nächsten tollen Outfit. Permanent war ich damit beschäftigt diverse Online Shops und soziale Netzwerke zu durchstöbern, immer den neuesten Trends auf der Spur. „Glücklicherweise“ wurde ich auch immer fündig und konnte mir so jeden Tag einreden, nur noch dieses eine Teil kaufen zu müssen. Mein Kleiderschrank platzte aus allen Nähten, ich wusste schon lange nicht mehr wohin mit meinen Taschen und auch für meine Schuhe konnte es gar nicht genug Füße geben, um diese alle abzutragen. Darunter hat nicht nur mein Geldbeutel die letzten 10 Jahre erheblich gelitten, sondern auch irgendwann meine Beziehung. Klar, wenn ein Partner sein Geld permanent für unnütze (teilweise natürlich auch sehr schöne Dinge) verschleudert und der andere häufig für die hauptsächlichen Kosten aufkommen muss, dass da der Haussegen schon mal schief hängt. 

    Ich habe damals:

     

    Meine Einkäufe vor meinem Mann versteckt 

     

    Jeden Monat meinem Gehalt entgegengefiebert, um endlich die Rechnungen des alten Monats begleichen zu können

     

    Taschen in Raten abbezahlt

     

    Gespartes Geld so gut wie immer für den nächsten Einkauf auf den Kopf gehauen

     

    Mir keine Gedanken über meine finanzielle Zukunft gemacht

     

    Mich auf meine Familie verlassen, wenn es mal um größere Ausgaben ging



    Was habe ich in der Zwischenzeit gelernt?

    Mit der Entdeckung, dass ich mein Geld auch sparen und anlegen kann, anstatt es zu verprassen, hat es einfach klick gemacht. Zu sehen, dass mir keine rote Zahl mehr beim Blick auf meinen Kontostand entgegenspringt und ich auch keine Schweißausbrüche mehr beim Bezahlen mit Karte ausstehen muss, hat mich wahnsinnig motiviert. Auch, wenn in den ersten Tagen nach dem Kauf meiner ersten ETFs die Zahlen direkt in den Keller rauschten und ich dann doch noch einige schlaflose Nächte durchstehen musste, war es das alles wert. Denn direkt danach hat sich meine neue Einstellung und mein neues Wissen hundertfach wieder ausgezahlt. Allein so viel dazu zu lernen und die Erfahrung zu sammeln, dass es auch anders geht, haben mich schon erheblich bereichert. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen schnulzig, aber ich bin wirklich dankbar, dass ich erkannt habe, dass es notwendig ist mein Verhalten zu ändern und es dann auch tatsächlich durchgezogen habe. Dabei steigt nicht nur der Betrag auf deinem Konto, sondern auch dein Selbstbewusstsein. Was ich hier natürlich nicht unerwähnt lassen will, es war zwischendurch auch wirklich hart für mich und es gab Situationen, in denen ich fast in mein altes Verhalten zurückgefallen wäre. Der nächste Online-Shop lauert um jeder Ecke und das nächste neue Kleidungsstück wartet nur darauf von mir gekauft zu werden. Auch zwischendurch habe ich mal noch in einen Blick in einen Newsletter geworfen und mir Neuheiten angeschaut, die es gerade so im Angebot waren. Auch beim Scrollen durch Instagram lauteten meine Gedanken manchmal: “Ach, wenn ich erst wieder einkaufen darf, dann hole ich mir das sofort.” Der Drang verflüchtigte sich jedoch dann auch wieder recht schnell. Deshalb ist es so wichtig immer achtsam zu bleiben und die eigenen Gefühle und Gedanken zu hinterfragen. Da wird einem dann auch schnell klar woher der dringende Wunsch etwas zu kaufen herrührt. 

     

    Ich habe heute:

     

    Seit einem Jahr keine Bekleidung mehr gekauft

     

    Mein Konsumverhalten komplett hinterfragt

     

    In einem Jahr über 50% meines Einkommens gespart und angelegt

     

    Großes Durchhaltevermögen bewiesen und kann wirklich stolz auf mich sein 🙂

     

    Wahnsinnig viel zum Thema Finanzen gelernt und dieses Wissen auch angewendet

     

    Keine Angst mehr vor meinem Kontostand oder größeren Ausgaben

     

    Den Mut und das Selbstvertrauen mich auch scheinbar unüberwindlichen Herausforderungen zu stellen

     

    Den Drang etwas zu besitzen, aufzuschieben und weniger ungeduldig zu sein

    Wie geht es zukünftig weiter?

    Natürlich könnte ich jetzt sagen: “Klar ich habs jetzt ein Jahr lang geschafft, keine Bekleidung mehr zu kaufen, jetzt gehe ich erstmal einkaufen.” Ganz ehrlich so soll es natürlich nicht weitergehen. Ich habe für mich einfach erkannt, dass ich nie wieder an den Punkt von vor einem Jahr zurück möchte. Dafür hat mir diese neue Erfahrung und auch dieses neue, ja Lebensgefühl zu viel gegeben, als das ich das wieder verlieren möchte. Daher heißt es für mich nun nicht, direkt ab ins nächstbeste Einkaufscenter oder den nächsten Online-Shop zum Absturz bringen, sondern ich werde so weit wie möglich, so weitermachen wie bisher. An meiner Kleiderschranksituation hat sich trotz mehrfacher Ausmistungsaktionen nichts geändert. Immer noch ist dieser vollgestopft bis oben hin und reicht wahrscheinlich für zwei Leben. Allein schon, um auch weiterhin meine derzeit festgelegte Sparrate halten zu können, führt an einem Klamottenverzicht quasi nichts vorbei. Dafür habe ich mir allerdings vor zwei Monaten auch ein Spaßkonto (das es zuvor nicht gab) eingerichtet. Auch, wenn dieses ausreichend gefüllt ist, stellt sich immer als erstes die Frage: “Was brauche ich?”. Ich denke so lange mich dieses Mindset begleitet, kann eigentlich nichts schief gehen. Ich hoffe, dass ich euch bisher mit meinem Weg inspirieren und auch motivieren konnte. Natürlich soll das auch weiterhin so sein und ich möchte jeden dabei unterstützen und ermutigen diesen Weg zu gehen. 🙂